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Herausforderung Bullenmast

Das 2. DLG-Forum Rindermast fand dieser Tage in digitaler Form unter dem Titel „Bullenmast hat Zukunft!“ statt. Rund 75 Berater und landwirtschaftliche Unternehmen nahmen an dieser Tagung teil.

Vorträge und Arbeitskreise zum Rindfleischmarkt, zur Optimierung des Stallklimas und zur wiederkäuergerechten Mastbullenfütterung wurden angeboten. Ein Einblick in das Management eines Fresseraufzuchtbetriebes war ebenfalls Inhalt der Tagung. Erstmalig wurde für die Teilnehmer am Betriebsvergleich sowie für deren Berater ein bundesweiter ökonomischer Betriebsvergleich in der Bullenmast präsentiert.

Dr. Albert Hortmann-Scholten, Leiter des Fachbereiches Betriebswirtschaft, Markt und Unternehmensberatung bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen startete mit einer Markteinschätzung unter dem Titel „Rindfleischmarkt nach der Pandemie: Welchen Einfluss haben Politik, Handelsabkommen und LEH auf den Rindfleischmarkt von morgen?“. Geringe Exporte durch Südamerika, geringe Andienung von Bullen an die Schlachthöfe und ein vermehrter Konsum von Rindfleisch in Privathaushalten haben zuletzt zu einer positiven Preisentwicklung auf dem Rindfleischmarkt geführt. Auch die Auswirkungen des Brexit sind durch Handelsabkommen für den deutschen Rindfleischmarkt positiver ausgefallen als noch im letzten Sommer erwartet. Die hohen Rohstoffpreise ziehen allerdings steigende Kraftfutterkosten nach sich. Soweit die aktuelle Situation. Doch wie sieht die langfristige Prognose aus?

Der Lebensmitteleinzelhandel wird weiterhin den Trend verfolgen, vermehrt Rindfleischprodukte mit erhöhten Tierwohlstandards und damit erweitertem Platzangebot beziehungsweise Außenklimareizen anzubieten. Auf lange Sicht werden In-vitro-Fleisch und Fleischersatzprodukte eine Konkurrenzsituation im einfachen Produktsortiment wie zum Beipiel Hackfleisch und Fleischwurst darstellen.

Hortmann-Scholten prognostiziert, dass diese Trends Investitionen auf den Betrieben nach sich ziehen. Die regionale Vermarktung sowie eine Fokussierung auf hohe Qualitäten können Strategien sein, dieser Entwicklung zu begegnen. Auch die Verbesserung der Fleischqualität durch eine längere Reifung bekommt zukünftig eine höhere Bedeutung.

Johannes Zahner von der LFL in Bayern berichtete unter dem Titel „Optimales Stallklima: Basis für gesunde Tiere und hohe Leistungen in der Fressererzeugung und Bullenmast“ wie in Bestandsgebäuden das Stallklima optimiert werden kann. In seinem umfassenden Vortrag ging er sowohl auf Warm- als auch auf Kaltställe ein. Das Ausnebeln eines Stalles führt häufig zu unerwarteten Erkenntnissen, da Schwachstellen in der Luftzirkulation aufgedeckt werden. Eines wurde in seinem Vortrag deutlich: Egal ob in Stallungen Lüftungssysteme in Form von Lüftungsrohren, Tubes oder Ventilatoren nachgerüstet werden, die genaue Planung ist für den Erfolg entscheidend! Auswahl der passenden Technik, Dimensionierung und die richtige Installation sind dabei nur drei Aspekte.

Unter dem Titel „Beobachten, dokumentieren, konsequent handeln – intensive Fresseraufzucht mit System!“ berichtete Christoph Wiegmann, Fressererzeuger aus Bokenem in Niedersachsen vom stringenten Management seiner Fresseraufzucht. Die eingestallten Fleckviehkälber stammen aus diversen Herkünften mit unterschiedlichen Tränke- und Haltungssystemen. Hier sind die Managementanforderungen groß. In seinem Betrieb mit sechs Angestellten, teilweise ungelernt, ist eine klare Arbeitsorganisation wichtig. Nach dem Motto „keep it simple“ hat er in seinem Betrieb mit einem Kälbertagebuch, Wochenplänen, Checklisten für die zugekauften Kälber, einem Fütterungscontrolling und ökonomischen Auswertungen klare Managementtools geschaffen, mit denen alle Beteiligten genau wissen, wo sie stehen.

Am Nachmittag des ersten Tages präsentierte Josef Assheuer von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen allen an den Auswertungen beteiligten Beratern und Landwirten den ersten bundesweiten Betriebsvergleich in der Rindermast. 31 Fressererzeuger und Bullenmäster haben dazu ihre Daten in Form einer Vollkostenauswertung oder bis zur direktkostenfreien Leistung nach DLG-Schema eingereicht.

Im betrachteten Wirtschaftsjahr 2019/20 wurde deutlich, dass die Vollkostendeckung in der Bullenmast eine große Herausforderung darstellt. Der bundesweite Betriebsvergleich wird auch in der kommenden Konferenz 2022 wieder vorgestellt. Interessierte Rindermäster sind eingeladen, daran teilzunehmen. Mit zunehmender Teilnehmerzahl und dem Vergleich über mehrere Jahre wird die Aussagekraft der Vergleiche von Jahr zu Jahr steigen. Interessierte können sich an Nicola Bock E-Mail: N.Bock@dlg.org wenden.

Unter dem Titel „Gesundheitliche Probleme in der Bullenmast – Welche Rolle spielt die Fütterung?“ nahm Dr. Christian Koch vom Hofgut Neumühle die Teilnehmer mit auf eine Reise durch das Innere des Mastbullen. Er machte deutlich, welche versteckten Stoffwechsel- und Entzündungsprozesse bei einer acidotischen Fütterung im Tier ablaufen und welche gesundheitlichen Folgen in Form von Klauenerkrankungen und Schwanzspitzennekrosen daraus resultieren können. Auch berichtete er, wie eine wiederkäuergerechte Fütterung inklusive Fütterungskontrolle aussehen kann. Eine sicherlich neue Erkenntnis für viele Teilnehmer war, dass der Pansen über kein Nervensystem verfügt, das auf den „piekseffekt“ von Grobfutter anspricht. Die Pansenstimulation erfolgt ausschließlich auf chemischer Basis.

Jörg Blumenstock komplettierte diese Darstellung mit Praxisbeispielen unterschiedlicher Mastverfahren. In seinem diversifizierten Betrieb in Kirchberg-Jagst in Baden-Württemberg mästet er auf 550 Plätzen Bullen mit zwei unterschiedlichen Fütterungssystemen und zwei unterschiedlichen Vermarktungswegen. Dabei ist ihm eine arbeitseffiziente Fütterung mittels Roboter genauso wichtig wie die wiederkäuergerechte Fütterung seiner Tiere.

Nach der intensiven Beleuchtung der Themen lässt sich der Titel der Tagung erweitern in „Bullenmast hat Zukunft! Allerdings sind die Herausforderungen groß“. In diesem Sinne blicken wir schon heute auf die kommende Veranstaltung im Frühjahr 2022 im hessischen Hohenroda mit vielen spannenden Themen, um die Herausforderungen in der Bullenmast zu meistern. Der genaue Termin wird in einigen Wochen auf der Homepage des Forums bekannt gegeben: DLG-Forum Rindermast - dlg.org