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(Neue) Aufgaben der Tierernährung

Mit der alleinigen Konzentration auf die Erfüllung der Nährstoffbedürfnisse der Tiere und die Verwertung von Nebenprodukten der Lebensmittelproduktion sind die Aufgaben der Tierernährung längst nicht mehr ausreichend und vor allem nicht zeitgemäß zu beschreiben. Infolge des wissenschaftlichen Fortschritts sind wir heute mehr denn je in der Lage, sehr zielgenau auf den wirklichen Bedarf der Tiere zu füttern.

Gleichzeitig steigt der Anspruch, immer mehr neue Nebenerzeugnisse der Lebensmittel- und auch der Bioenergieherstellung auf Basis aussagekräftiger, futtermittelkundlicher Daten einer sinnvollen Zweitverwendung zuzuführen. Darüber hinaus sind in den vergangenen Jahren die Schonung der Umwelt und der Klimaschutz sowie die Tiergesundheit und das Tierwohl noch stärker in den Fokus der Arbeiten des Fachgebietes gerückt.

Zu diesen und weiteren Aspekten tauschten sich Peter Radewahn, Geschäftsführer des Deutschen Verbands Tiernahrung (DVT) und Herausgeber des "FeedMagazine", und Dr. Detlef Kampf, Fachgebietsleiter Tierernährung bei der DLG, im Rahmen eines online geführten Interviews beim ersten „Herausgebergespräch FeedMagazine/Kraftfutter“ aus. Sie machten dabei deutlich, welche Bedeutung der Bewältigung dieser Aufgaben beizumessen ist und welche enormen Anstrengungen dies erfordert. Das Interview ist auf der Webseite des DVT abrufbar.

Im Einzelnen geht es immer mehr darum, mit der Fütterung eine Punktlandung in der Versorgung mit Nährstoffen und Energie zu erreichen, also gleichzeitig Mangel- als auch Überversorgungen hinsichtlich der vorgenannten Gesichtspunkte zu vermeiden. Hier vollzieht sich gerade ein Paradigmenwechsel, wodurch die Anforderungen an Wissenschaft und Fütterungspraxis steigen, um dies mit einer entsprechenden Datengrundlage überhaupt durchführbar zu machen. Dies steht aber leider der öffentlichen Wahrnehmung und Meinung zur Haltung und Fütterung von Nutztieren (zumindest teilweise) entgegen.

Mit den Zusammenhängen von Fütterung und Tiergesundheit / Tierwohl und Tierverhalten haben sich in den letzten Jahren sehr viele Fragestellungen beschäftigt. Heute wissen wir schon einiges über die Wechselwirkungen zwischen Darm und Gehirn und tragen den aktuellen Kenntnisstand zusammen. Dennoch sind weitere Untersuchungen nötig, um klare und allgemeingültige Empfehlungen sicher ableiten zu können.

In allen Belangen besitzen auch Zusatzstoffe eine immer größer werdende Bedeutung, da diese beispielsweise helfen können, Unausgewogenheiten einzelner Futterkomponenten auszugleichen, Nährstoffe besser aufzuschließen oder die Verdauung zu unterstützen. Hier ist eine genaue Beschreibung und damit verbunden eine klare Abgrenzung zur Vermeidung von Grauzonen zwischen Futtermittelzusatzstoffen und Einzelfuttermitteln aber auch zu Arznei- und Diätfuttermitteln entscheidend und mit der dringenden Aufforderung an die Gesetzgebung verbunden, für eine entsprechende Rechtssicherheit zu sorgen.

Einige dieser aktuellen Aspekte wurden auf der kürzlich durchgeführten digitalen EuroTier 2021 sehr erfolgreich einem breiten Publikum präsentiert und mit diesem diskutiert. Weitere Informationen erhalten Sie im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft (Kontakt: Dr. Detlef Kampf, Tel.: 069/24788-320, Mail: d.kampf@dlg.org).