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Düngermarkt: Starke Nachfrage sorgt für Preisanstieg

Marco Fleischmann über Entwicklungen auf dem Düngermarkt

Indien ist einer der bedeutendsten Harnstoffimporteure weltweit. Deswegen hat das Land einen großen Einfluss auf die Preisentwicklung von Stickstoffdüngern. Bereits im November hat Indien erhebliche Mengen an Harnstoff gekauft und damit das Angebot verknappt. Wir sprechen hier von 10 Mio. t Harnstoff für die aktuelle Saison. Das entspricht einem Vielfachen des deutschen Düngerbedarfs. Und auch jetzt importiert das Land weiterhin bedeutende Mengen. Hinzu kommt eine hohe Nachfrage aus den USA und aus Europa.

Anfang des Jahres setzte auf der Nordhalbkugel der Düngerbedarf für die Frühjahrsdüngung ein. Hinzu kam, dass in einigen Regionen die Landwirte, bedingt durch die hohen Getreidepreise, den Anbau intensiviert und mehr Stickstoff nachgefragt haben. Die Folge war ein regelrechter Bieterwettstreit um die verfügbaren Mengen. Wir konnten fast wöchentlich auf dem internationalen Markt einen Preisanstieg von 10,- bis 20,- US-Dollar beobachten. Unterstützt werden die steigenden Düngemittelpreise auch durch höhere Gaspreise, die wiederum die Produktionskosten erhöhen.

Besonders Europa trifft die Preiserhöhung hart, da Europa Nettoimporteur von Düngemitteln ist. Das bedeutet: Wir importieren mehr Stickstoff als wir exportieren. In Zahlen ausgedrückt, stammen etwa 28 Prozent des Stickstoffs aus Importen.

Zwar ist insgesamt die Nachfrage nach Stickstoffdüngern in Europa stabil. Allerdings befinden sich die Lagerbestände auf einem niedrigen Niveau. Im Vergleich zum Vorjahr (2019/2020) wurden etwa 8 % weniger Stickstoffdünger importiert. Es besteht daher ein hoher Nachholbedarf für die Frühjahrsdüngung. Sollte also etwas Unvorhergesehenes passieren, wie zum Beispiel Probleme in der Logistik aufgrund niedriger Pegelstände, kann nicht flexibel reagiert werden. Die insgesamt hohe internationale Nachfrage trifft derzeit also auf ein geringes Angebot, wodurch die Preise steigen. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend in den nächsten Monaten anhalten wird.

Was bedeutet das für die deutschen Landwirte?

Auch wenn die Versorgungslage in Deutschland zurzeit stabil ist, sollten sich Landwirte Gedanken über ihre Getreide- und Grünlanddüngung machen. Zumindest die dritte Gabe im Getreide und die beiden ersten Gaben im Grünland sollten aufgrund der Preisentwicklungen abgedeckt sein. In Deutschland haben wir den Vorteil, dass hier die Preise den internationalen Preisen hinterherhängen. Daher sollten Sie möglichst bald reagieren – falls Sie es noch nicht getan haben. Grundsätzlich empfehlen wir Landwirten, die kein Risiko eingehen möchten, den Düngerkauf über das Jahr aufzuteilen. Das bedeutet, jeweils ein Drittel des Düngerbedarfs im Juni, im Dezember und im März zu kaufen.
Allgemein geht der Trend schon seit einiger Zeit zu nitrathaltigen Düngern und Stickstoff-Schwefeldüngern. Der Hauptgrund hierfür liegt in der Düngeverordnung, die eine effiziente Stickstoffdüngung erfordert. Der Absatz von Harnstoff ist infolgedessen bereits um 23 % im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen und geht auch aktuell weiter zurück.