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Erfahrungen mit digitalen Tools in der Milchviehhaltung

Am Freitag, den 12. Februar, ist die erste EuroTier digital erfolgreich zu Ende gegangen. Auf der Digital-Plattform der DLG wählten sich an den vier Veranstaltungstagen über 41.000 Besucher ein. Sie informierten sich über das Angebot von rund 1.200 teilnehmenden Unternehmen, diskutierten in über 300 Fachveranstaltungen und vernetzten sich gezielt mit der Branche.
Die Impulsbetriebe des Netzwerks Fokus Tierwohl waren an der Gestaltung des EuroTier-Fachprogramms aktiv beteiligt. Zum DLG-Spotlight Rind mussten sich am 12. Januar die drei Betriebsleiter aufgrund der frostigen Temperaturen im wahrsten Sinne des Wortes loseisen, um an der Talk-Runde zum Thema „Digitalisierung und Automatisierung in der Milchviehhaltung – gut für´s Tierwohl?“ teilzunehmen. Begrüßt wurden die Teilnehmer und die 530 Zuschauer von Dr. Hans-Joachim Herrmann (Geschäftsstelle Tierwohlkompetenzzentrum Rind beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen), Dr. Gudrun Plesch (FiBL) moderierte die Diskussion.

Julia Hewecker, Betriebsleiterin eines Tierschutzlabel-Betriebes mit 250 Milchkühen in Hessen sowie Jasper Metzger-Petersen, Biolandwirt von 500 Kühen in Schleswig-Holstein und Bastian Buschhaus aus NRW, der seine 270 Kühe vom Roboter melken lässt, waren zugeschaltet.

Alle drei betonten die Chancen, die eine automatisierte Erfassung bei der Früherkennung von Krankheiten bietet, zeigten aber auch mögliche Grenzen auf. Zur Brunsterkennung bei Färsen verlässt sich die Betriebsleiterin im Betrieb Hewecker voll und ganz auf die automatisierte Erfassung des Tierverhaltens. Für sie ist eine tierwohlorientierte Tierhaltung auch immer gleichzusetzen mit einer personalintensiven Tierhaltung, daher brachte die Digitalisierung ihr in bestimmten Bereichen keinen Vorteil. So werden die Kälber nun wieder von Hand getränkt, weil das Personal mit der Bedienung des Tränkeautomates nicht zurecht kam.

Bei Jasper Metzger-Petersen läuft bereits die Organisation der täglichen Arbeitsabläufe digital ab, indem die Betriebsmitarbeiter über Messengerdienste Informationen - beispielweise Brunstbeobachtungen - untereinander teilen und vor allem für eine spätere Nachverfolgung speichern.

Auf dem Betrieb Buschhaus hat eine optimierte Nutzung der bei jedem Melkvorgang erfassten Daten aus dem automatischen Melksystem (zum Beispiel Temperatur, Fett-Eiweiß-Quotient) zu einer Verbesserung bei der Krankheitsprophylaxe und damit des Tierwohls geführt. Ziel auf dem Betrieb ist die Verlängerung der Zwischenkalbezeit und ein selektives Trockenstellen mit der Unterstützung digitaler Daten. Für den Betriebsleiter ist wichtig, dass Routinearbeiten weitgehend durch Roboter erledigt werden, damit er sich auf Managementarbeiten konzentrieren kann.

Mit hoher Fachkompetenz führten die Teilnehmer eine teilweise kontroverse Diskussion und zeigten auf, dass der Erfolg von Automatisierung und Digitalisierung auf dem Betrieb neben Form und Grad auch von der Akzeptanz bei den Anwendern abhängt.

Alle Inhalte der „EuroTier digital“ sind für registrierte Besucher bis zum 15. April auf der Digital-Plattform verfügbar. Neue Registrierungen sind bis dahin weiter möglich.

Hintergrund

Als Teil des Bundesprogramms Nutztierhaltung fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Aufbau des Netzwerkes Fokus Tierwohl.

Das Verbundprojekt der Landwirtschaftskammern und landwirtschaftlichen Einrichtungen aller Bundesländer hat das Ziel, den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern, um schweine-, geflügel- und rinderhaltende Betriebe hinsichtlich einer tierwohlgerechten, umweltschonenden und nachhaltigen Nutztierhaltung zukunftsfähig zu machen. Ausführliche Informationen sind unter www.fokus-tierwohl.de zu finden.

FiBL und DLG verantworten gemeinsam die zentrale methodisch-didaktische Aufbereitung von Informations- und Schulungsmaterialien sowie die redaktionelle Betreuung der projekteigenen Homepage.