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Kalk ist nicht gleich Kalk

Kalkungen sind ein probates Mittel, um den Säuregehalt des Bodens zu regulieren, das Bodengefüge zu verbessern und die Nährstoffverfügbarkeit zu erhöhen. Dementsprechend ist das Naturprodukt Kalk ein bewährtes Düngemittel. „Die Mergelgrube ist des Bauern Goldgrube“, besagt bereits ein Spruch aus dem 19. Jahrhundert.

Doch Kalk ist nicht gleich Kalk. Die stoffliche Zusammensetzung ebenso wie die Mahlfeinheit entscheiden darüber, wie effektiv das Düngemittel wirkt. Ein prüfender Blick lohnt sich also. Um Landwirten und Lohnunternehmen hier fachliche Unterstützung und Sicherheit zu bieten, hat die DLG-Prüfungskommission für Düngekalke 2002 ihre Arbeit aufgenommen. In dem Gremium kommen Experten aus landwirtschaftlicher Praxis, Beratungswesen, Forschung und Industrie zusammen. Klaus Münchhoff, selbst leidenschaftlicher Landwirt, lenkt seit 17 Jahren die Geschicke der Kommission.

Einen Schwerpunkt der Kommissionsarbeit bilden die jährlich durchgeführten Tests im Rahmen des DLG-Qualitätssiegels für Düngekalke. „Es gibt viele Hersteller und unterschiedliche Qualitäten“, erläutert Münchhoff. „Um zu prüfen, ob die deklarierten Werte eingehalten werden, haben wir ein standardisiertes Testverfahren etabliert. Jedes Jahr beproben und prüfen wir mithilfe von zertifizierten Laboren rund 50 Produkte.“

In der „Grundstufe“ müssen die Düngekalke den gesetzlichen Anforderungen aus der Düngemittelverordnung entsprechen sowie in einem Audit eine wirksame interne Qualitätskontrolle unter Beweis stellen. Produkte, die darüber hinaus überdurchschnittliche Qualitätseigenschaften aufweisen, werden in der „Premiumstufe“ ausgezeichnet.

Aktiver Wissenstransfer durch Fachforen

Wenn sich Experten austauschen, kommt jede Menge fachliche und persönliche Erfahrung auf den Tisch. Dieses wertvolle Wissen teilt die Kommission zum Beispiel bei einstündigen Fachforen, die sie im Rahmen von Veranstaltungen wie der AGRITECHNICA sowie den DLG-Feldtagen und DLG-Waldtagen anbietet. Gestartet wird jeweils mit zwei kurzen Fachvorträgen. Danach bleibt ausgiebig Zeit für den Austausch mit dem Publikum.

Auf der Agenda stehen seit 2003 praxisbezogene Themen rund um die Kalkdüngung, die auch wirtschaftliche und rechtliche Aspekte abdecken. Nicht jedem ist zum Beispiel bewusst, dass sich mit dem gezielten Einsatz von Kalk als Düngemittel der Zugkraftbedarf mindern und damit Diesel sparen lässt. Oder dass eine Kalkung auch in saurem Waldboden eine positive Wirkung entfaltet, diese Bodenschutzkalkung aber vom Düngekalk im Ackerbau zu unterscheiden ist.

Hochaktuell war auch das Forenthema auf der AGRITECHNICA 2019: Klimastabiler Ackerbau durch Kalkdüngung. Münchhoff: „Kalk sorgt unter anderem dafür, dass Böden vorhandenes Wasser besser aufnehmen, speichern und damit für die Pflanzen verfügbar machen können. Damit lässt sich der Klimawandel nicht zurückdrehen, aber wir können aus weniger mehr machen.“

Mit dem gelebten Wissenstransfer setzt die Kommission immer wieder Impulse und bekommt dabei gutes Feedback von den Teilnehmern zurück. „Wir sind dankbar für die vielen Anregungen und Herausforderungen, die in den Foren an uns herangetragen werden“, ergänzt Münchhoff. „Das sind nicht zuletzt wichtige Orientierungspunkte für unsere Arbeit.“

Alles über Kalkdüngung in einem Merkblatt

Wer noch keine Gelegenheit hatte, ein Fachforum zu besuchen, kann bei Bedarf auch das DLG-Merkblatt 353 „Hinweise zur Kalkdüngung zu Rate ziehen. Seit 2006 liefert es praxisnahe Empfehlungen: Warum der Einsatz von Düngekalk nach wie vor unverzichtbar ist, wird ebenso dargelegt wie Tipps für das wirtschaftliche und fachgerechte Durchführen von Kalkdüngungen.

Münchhoff: „Im Merkblatt ist es uns gelungen, das gesamte Wissen rund um die Kalkdüngung verfügbar zu machen und zugleich auf einen aktuellen Stand zu heben.“ Anderthalb Jahre Arbeit hat das Autorenteam für die Erstauflage investiert. Regelmäßige Neuauflagen stellen sicher, dass die Empfehlungen den sich verändernden Bedingungen in der Landwirtschaft stets Rechnung tragen.

Was sich in Kürze definitiv ändert, ist die künftige europäische Düngemittelverordnung. „Beim Inkrafttreten müssen wir unsere Prüfverfahren für Düngekalk mit dann geltendem Recht abgleichen“, resümiert Münchhoff. „Veränderte Testparameter, was zum Beispiel Schadstoffgrenzwerte betrifft, könnten die Folge sein.“ Eine Neuauflage des DLG-Merkblatts ist ebenfalls in Kürze angedacht. Die Aufgaben gehen nicht aus, was den Vorsitzenden freut, denn er ist motiviert, die gemeinsame Arbeit in der Kommission noch weitere Jahre zu gestalten.