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Lagerschädlinge mit Nützlingen bekämpfen

Die Dörrobstmotte Plodia interpunctella, gut zu erkennen an ihren bronzefarbenen Flügelenden, ist die verbreitetste Vorratsmotte. Schäden werden nicht nur durch den Fraß der Larven, sondern auch durch die Verunreinigen des Getreides mit Kot und Gespinsten verursacht (siehe Abbildung 1). Sie lässt sich durch Eiparasiten der Gattung Trichogramma und den Larvenparasit Bracon hebetor bekämpfen.

Trichogramma evanescens euproctidis ist ein winziger, nur etwa 0.3 mm kleiner Hautflügler, der seine Eier in die Eier der Dörrobstmotte legt und diese damit abtötet (siehe Abbildung 2). Daraus schlüpft dann, statt der gefräßigen kleinen Larven, eine neue Schlupfwespengeneration.

Trichogramma-Schlupfwespen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien werden während des Mottenfluges mithilfe der TrichoKarten, kleiner Kartontaschen, gezielt eingesetzt. Zur Bekämpfung der Larven werden kleine Röhrchen mit adulten Schlupfwespen im Lager verteilt – im Herbst und Frühjahr, um die überwinternden Larven zu bekämpfen und zur Einlagerung, um einer Massenvermehrung des Schädlings vorzubeugen. Die durch einen Stich der Brackwespen paralysierten Mottenlarven dienen den heranwachsenden Nützlingen als Nahrungsgrundlage.

Schlupfwespen können sehr lange leben und in geschützten Stadien auch den Winter überdauern – jedoch nicht in ausreichenden Mengen, um den Schädling im nächsten Jahr erfolgreich zu bekämpfen.

Auch der Kornkäfer ist mit Nützlingen bekämpfbar

Auch der häufig auftretende dunkel-rotbraun gefärbte Kornkäfer Sitophilus granarius kann mit Nützlingen bekämpft werden. Der kleine Rüsselkäfer ist flugunfähig, aber sehr laufaktiv und kann mehrere Monate leben. Seine Gegenspieler, die Lagererzwespen Lariophagus anisopteromalus und Anisopteromalus calandrae, suchen gezielt befallene Körner und belegen die darin befindlichen Kornkäferlarven mit ihren Eiern. Bei ihrer Suche spüren sie den Schädling auch in tiefen Schichten des Getreides auf, wo sich häufig die Befallsnester befinden. Eine Bekämpfung empfiehlt sich allerdings in der Leerraumphase beziehungsweise zur Einlagerung. Wie bei der Freilassung der Schlupfwespen werden hierzu Röhrchen mit adulten Lagererzwespen im Lager ausgelegt.

Ein weiterer Lagerschädling ist der Getreideplattkäfer Oryzaephilus surinamensis, der häufig als Sekundärschädling auftritt und bevorzugt an gebrochenem Gerteide frisst. Wie der Kornkäfer ist auch er flugunfähig. Seine Befallsnester befinden sich im Unterschied zu diesem jedoch überwiegend in der Nähe der Oberfläche des Getreides. Auch hier sollte der Gegenspieler, das kleine Ameisenwespchen Cephalonomia tarsalis, im Leerraum beziehungsweise zur Einlagerung eingesetzt werden.

Die Bekämpfung des Reismehlkäfers Tribolium confusum mit dem Lagerpiraten Xylocoris flavipes wird zurzeit untersucht. In Italien und Spanien wird er bereits erfolgreich in der biologischen Bekämpfung von Lagerschädlingen verwendet – die dort höheren Temperaturen werden von der räuberischen Wanze jedoch bevorzugt.

Nützlingseinsatz ist Teil eines Bekämpfungskonzeptes

Die Anwendung von Nützlingen sollte im Rahmen eines allgemeinen Bekämpfungskonzepts erfolgen, das insbesondere Hygienemaßnahmen beinhaltet. Monitoring durch Pheromonfallen, eine Temperaturüberwachung und die direkte Beobachtung der Schädlinge erleichtern die Befallsprognose und den damit verbundenen optimalen Freilassungszeitpunkt der Gegenspieler.

Die biologische Bekämpfungsmethode hat präventiven Charakter, das heißt, ein Nützlingseinsatz sollte zu Befallsbeginn erfolgen und nicht erst, wenn die Motten und Käfer bereits überhandgenommen haben. Ein starker Schädlingsbefall kann beziehungsweise muss unter Umständen durch eine Kombination mit anderen Bekämpfungsverfahren reduziert werden. Möglich sind Kombinationen mit Hitze, Kälte, innerten Gasen. Nach einer Behandlung mit chemischen Insektiziden sollte abhängig vom verwendeten Mittel eine Wartezeit von mindestens sechs Wochen eingehalten werden. Mit Silikatstäuben können Nützlinge nicht gemeinsam ausgebracht werden, da diese alle Insekten, auch die nützlichen, abtöten.