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Schweinefleischerzeugung 2021

Albert Hortmann-Scholten stellt fest: Deutschland reduziert, aber die Welt expandiert

Die deutsche Schweine- und Ferkelvermarktung schiebt einen bisher noch nie dagewesenen Überhang vor sich her. Das doppelte Krisenszenario Corona in Kombination mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bringt die deutschen Schweinehalter in extreme Schwierigkeiten und trifft die Produzenten mit voller Wucht. Seit dem Sommer wird in den Fleischzentren mit deutlich verringerter Kapazität gearbeitet. Der Schweine- und Ferkelmarkt steht aufgrund der massiven Überhänge vor einem Kollaps.

Einige Politiker empfehlen die dauerhafte Reduzierung des deutschen Schweinebestandes. Mit Blick auf die inländische Versorgungssicherheit wäre dies meiner Meinung nach keine Lösung. Kurzfristig würde sie ohnehin den Stau nicht abbauen. Mittelfristig würde sie die Versorgungsabhängigkeit der Bundesrepublik weiter vergrößern. Denn bereits jetzt sind wir mit einem Volumen von 1,2 Mio. t der größte Schweinefleischimporteur der Europäischen Union.

Aufgrund der massiven Marktverwerfungen rechnen Experten inzwischen mit einem zweistelligen Rückgang der deutschen Schweineproduktion in 2021.

Auf globaler Ebene und auch innerhalb der europäischen Union stellt sich die Situation anders dar. Gewinner der deutschen Krise sind Spanier, Niederländer, Dänen sowie die Franzosen. Dort liegen die Notierungen deutlich über dem deutschen Niveau. Fleischexporteure stoßen in die Lücken, die deutsche Lieferanten in Asien hinterlassen haben und können so eine höhere Wertschöpfung erzielen.

Die Schweinebestände werden in 2021 in diesen Ländern weiter zunehmen. Gewinner finden sich auch auf internationaler Ebene. Für Russland, Brasilien und Kanada prognostiziert man weiter steigende Produktionsmengen. Selbst für die USA erwartet man nach den coronabedingten Rückschlägen in diesem Jahr mindestens eine gleichbleibende Schweinefleischerzeugung auf Rekordniveau in Höhe von 13 Mio. t.

China wird voraussichtlich im nächsten Jahr die Afrikanische Schweinepest besser unter Kontrolle bekommen und die Produktion um knapp 10 Prozent steigern.

Zusammengefasst sind dies keine guten Aussichten für auskömmliche Preise im Jahr 2021. Erzeuger sollten vor dem Hintergrund dieser Entwicklung die Marktperspektiven nüchtern und realistisch einschätzen. Das Chancen-Risikoverhältnis hat sich sowohl für Ferkelerzeuger als wie für Schweinemäster drastisch verschlechtert. Die Corona-Pandemie wird auf allen Vermarktungsstufen der Fleischerzeugung die Kosten in die Höhe treiben. Fleisch wird deshalb an der Ladentheke nicht preisgünstiger. Daher sind auch keine positiven Verbrauchsentwicklungen bei der Nachfrage zu erwarten. Der Pro-Kopf-Verbrauch wird in Deutschland und wahrscheinlich auch in der EU weiter sinken.

Zudem werden die Wettbewerbsverzerrungen auf der Erzeugerebene in punkto Tier- und Umweltschutz zunehmen. Das Wirtschaftsjahr 2019/20 mit weit überdurchschnittlichen Deckungsbeiträgen wird sich so schnell nicht wiederholen. Alle betrieblichen Entscheidungen sind mit äußerster Vorsicht zu planen.