Herausforderung Wald
Maximilian von Rotenhan meint, Katastrophenhilfe allein ist keine dauerhafte Perspektive
Stürme, die extreme Dürre, überdurchschnittlich viele Waldbrände und Borkenkäferbefall – das hat den Wäldern in Deutschland in den vergangenen Jahren immens zugesetzt. Die trockene Wetterlage hat sich auch in diesem Sommer vielerorts fortgesetzt – und damit steht die gesamte Forstwirtschaft vor enormen Herausforderungen. Aktuell gehen Fachleute von einem Schadholzanfall von annähernd 200 Millionen Kubikmeter und einer wieder zu bewaldenden Fläche von ca. 300.000 Hektar aus. Regionale Schwerpunkte der Schäden liegen vor allem in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen sowie Thüringen und betreffen in erheblichem Maße auch Privatwaldflächen. Aber auch in Franken verschärft sich die Lage zur Zeit immens.
Aktuell sind hauptsächlich Fichtenbestände betroffen, es zeichnet sich aber bereits ab, dass nicht nur die Nadelbäume extrem betroffen sind. So geben vielerorts gravierende Absterbeprozesse bei der Rotbuche Anlass zu großer Sorge und auch bei nahezu allen anderen Laub- und Nadelbaumarten zeichnen sich ebenfalls zunehmende deutliche Schädigungen ab, die umsichtiges und zukunftsorientiertes Handeln der Waldbesitzer erfordern.
Wirtschaftswald – Opfer und Teil der Lösung im Kampf gegen Klimawandel
Der bewirtschaftete Wald ist durch seinen Zuwachs die bedeutendste CO2-Senke - und damit sind unsere Wälder aktuell sowohl Opfer als auch Teil der Lösung im Kampf gegen den unübersehbaren Klimawandel, mit seinen direkten negativen Folgen für den Boden- und Wasserschutz und die Artenvielfalt.
Die Politik hat die Signale gehört und lässt Dank intensiver Überzeugungsarbeit des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR) und der Waldbesitzerverbände (AGDW) die betroffenen Waldbesitzer nicht allein. Es wurden umfangreiche Fördertöpfe bereitgestellt, die helfen, die enormen kurzfristigen Kosten für Maßnahmen zur bestandes- und bodenschonenden Räumung von Kalamitätsflächen sowie für Waldschutzmaßnahmen und die Aufforstung klimaangepasster, ökologisch wertvoller Dauermischwälder aus standortgerechten Laub- und Nadelbaumarten mit dauerhaft hohem Zuwachs- und Nutzungspotenzial und damit hoher Co2-Senkungsleistung, zu stemmen.
Katastrophenhilfe allein keine dauerhafte Perspektive
Keine Hilfe bieten diese wirkungsvollen projektbezogenen Maßnahmen allerdings den betroffenen Waldbesitzern für deren dauerhafte Vermögensschäden durch den Verlust ihrer nachhaltigen Nutzungspotenziale. In zahlreichen Betrieben ist damit die Einkommensgrundlage der kommenden Jahrzehnte zerstört – bei gleichzeitig großen Herausforderungen in Bezug auf den Auf- und Umbau klimaresilienter Mischwälder.
Mit dem Wegbrechen der Holzeinnahmen tritt ein grundsätzliches Problem der Waldbewirtschaftung in den Vordergrund: Der nachhaltig bewirtschaftete Wald erfüllt zwar eine Vielzahl von Funktionen: Er liefert den nachwachsenden Rohstoff Holz, er reguliert den Wasserhaushalt, er gleicht Temperaturschwankungen aus, bietet zahlreichen Pflanzen und Tieren Lebensraum, dient der Erholung und bindet CO2! - Der Waldbesitzer kann für diese Leistungen bislang aber fast nur aus dem Holzverkauf Erträge erzielen – ein ungutes Ungleichgewicht, das einer grundsätzlichen Neuausrichtung bedarf.
Ausgleich für Ökosystemleistungen
Wir stellen uns deshalb uneingeschränkt hinter die Forderungen des Deutschen Forstwirtschaftsrates (s. Berliner Erklärung 2020), einen Ausgleich für die Ökosystemdienstleistung für Waldbesitzende auf den Weg zu bringen, die nachweislich ihre Wälder an das künftige Klima anpassen, damit sie als Kohlenstoffspeicher und darüber hinaus auch die vielfältigen Funktionen für die Allgemeinheit wahrnehmen können!
Ausblick auf die DLG-Facharbeit
Die DLG geht trotz Corona mit einem umfangreichen Informations- und Veranstaltungsangebot für den Forstbereich in das nächste Jahr. Zwar mussten die für 2021 geplanten DLG-Waldtage Corona-bedingt in das Jahr 2022 (9. bis 11. September 2022) verschoben werden und unser traditionelles, forstliches Impulsforum im Rahmen der Wintertagung muss leider auch pausieren, dafür hat die DLG aber neue Informations- und Veranstaltungsformate entwickelt sowie bestehende Angebote ausgebaut. Dazu zählen die „DLG-Praxis-Spots“– eine Kombination aus Fachinformationen und Live-Vorführungen zu aktuellen Themen der Forstpraxis.
Als Mitveranstalter des Briloner Waldsymposiums im September 2021 sowie mit einem umfangreichen Ausstellungs- und Fachprogramm auf der AGRITECHNICA 2021 bietet die DLG Ihnen als Fachbesucher weitere attraktive Informations- und Business-Plattformen. Ergänzt wird das Forst-Programm durch Angebote auf den digitalen Messe-Plattformen der DLG.
In diesen herausfordernden Zeiten wünsche ich Ihnen alles Gute!