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Bio-Getreide und -Ölsaaten

Berthold Dreher berichtet von durchschnittlichen Erträgen bei guten bis sehr guten Qualitäten

Die Bio-Getreideernte in Deutschland ist 2020 mengenmäßig durchschnittlich ausgefallen. Mit selbstverständlich sehr starken regionalen Unterschieden, da es in einigen Gebieten immer noch unterdurchschnittlich trocken war und Regenfälle eher selten waren. Hervorzuheben ist in den meisten Gebieten bei Öko-Weizen die guten bis sehr guten Qualitäten. Die Qualitäten waren durchweg besser als im konventionellen Landbau. Dies kommt durch die Stickstoffverfügbarkeit, die im ökologischen Landbau dann vorhanden ist, wenn sie die Pflanze benötigt.

Fast alle Öko-Getreidepreise tendieren schwächer als noch im vergangenen Erntejahr 2019, vor allem EU-Bio- und Verbandsroggen finden kaum Absatzmöglichkeiten. Und wenn doch, ist die Marke bei Öko-Roggen immer unter 300 Euro/t. Man hört allerdings auch von Abwehrpreisen im Markt von nur 200 Euro/t. Auch gute Weizenqualität in EU-Bio- und Verbandsware tendiert schwächer. Bei Verbandsweizen bezahlen die Mühlen 400 Euro/t oder etwas mehr. Bei EU-Bio-Weizen liegt der Preis frei Mühle oftmals unter 350 Euro/t. Öko-Hafer erreicht öfters nicht das geforderte Gewicht von Minimum 52 hl. Für Verbandshafer kann aber immer zwischen 360 und 380 Euro/t erzielt werden. EU-Bio-Hafer liegt jedoch oft um die 300,- Euro/t. Auch die Preise für glutenfreien Öko-Hafer sind deutlich auf Anfang 400 Euro/t gefallen.

Einzige Ausnahme im ökologischen Getreidebereich 2020 ist der Dinkel. Faktisch hat der gesamte Markt nach dem vergangenen Jahr mit einer guten Versorgung gerechnet. Aus der Ernte 2019 ist sehr viel Öko-Dinkel in den konventionellen Markt abgeflossen. Die Knappheit in 2019 kam nicht aus dem ökologischen Sektor.

Bereits während der Ernte wurde klar, dass EU-Bio- und Verbandsdinkel nicht so gut verfügbar sind, wie von den meisten Marktteilnehmern gedacht. Der Preis von EU-Bio-Dinkel stieg frei Mühle von 380 Euro/t innerhalb von wenigen Wochen auf 480 Euro/t. An manchen Stellen wird sogar 500 Euro/t frei Mühle gezahlt. Deutscher Verbandsdinkel hat im gleichen Maße mitgezogen. Hier werden bereits oft 600 Euro/t frei Mühle oder mehr aufgerufen.

Wie viel Menge ganz genau in Deutschland/Europa verfügbar ist, kann nur sehr schwierig eingeschätzt werden. Klar ist jedoch, dass auch große Mengen von Öko-Dinkel in den Saatgutbereich abgeflossen sind. Abgeschlossene Kontakte werden sehr zurückhalten abgerufen. Alle möchten von der guten Preisentwicklung bei Dinkel auch in der Ernte 2021 profitieren. Ob diese Rechnung für die Erzeuger aufgeht, ist fraglich.

Öko-Ölsaatenmarkt ruhig

Der Öko-Ölsaatenmarkt ist aus der Ernte 2020 eher unspektakulär. Die Ölmühlen haben sich frühzeitig sehr gut mit EU-Bio-Raps eingedeckt. Dies zu durchschnittlich etwas höheren Preisen als im vergangenen Jahr. Meist wurden zwischen 830 und 900 Euro/t bezahlt. Die Forderungen über 900,- Euro/t konnten allerdings die meisten Ölmühlen nicht bezahlen. Auch im deutschen Verbandsbereich wird es immer schwieriger, Rapspreise von über 950,- Euro/t oder gar 1.050,- Euro/t zu erzielen.

Die Öko-Sonnenblumenernte hat in Osteuropa bereits begonnen. In den meisten Regionen wird eine sehr gute Ernte erwartet, aber man hört auch von sehr schlechten konventionellen Erträgen in Bulgarien, und in Teilen von Rumänien und Moldawien. Erste Öko-Ernteergebnisse liegen zwischen 3,5 und 4 t/ha. Auch in Deutschland wird für Öko eine sehr gute Sonnenblumenernte erwartet. Im Ökobereich fällt der Preis bei Higholeic-Sonnenblumen deutlich, da viele Erzeuger durch die höheren Preise bei Higholeic hierauf gesetzt haben.

Für Öko-Sonnenblumen nach EU-Biostandard Linoleic können frei Mühle 600 bis 630 Euro/t erzielt werden. Bei Öko-Sonnenblumen nach EU-Bio Standard Higholeic liegt der Preis aktuell noch bei 630 bis 680 Euro/t frei Ölmühle. Bei deutscher Verbandsware wird zwischen 700 Euro/t und regional 765 Euro/t für Linoleic und Higholeic erzielt.

Im ökologischen Futtergetreidemarkt spielt ausländisches Getreide immer weniger eine Rolle. Die meisten Futtermühlen versorgen sich regional. Preislich ist der Markt sehr uneinheitlich. Öko-Futtermais ist aus der Ernte 2019 noch gut verfügbar. Gesucht werden aktuell vor allem Ackerbohnen und Lupinen, diese kommen großteils aus dem EU-Bereich.