Zum Hauptinhalt springen

Deutscher Weizen profitiert von hoher Exportnachfrage

Bernhard Chilla über die Märkte für Getreide und Ölsaaten

Wie im Wirtschaftsjahr 2018/19 sollte der Weizen die Preisrichtung für die anderen Getreidearten vorgeben. Die Weizenversorgung 2019/20 in den Exportländern sollte sich nach den Schätzungen des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums USDA nicht so deutlich verbessern, wie viele Marktanalysten im Frühjahr 2019 noch erwartet hatten. Obwohl die Erntemengen auf der nördlichen Hemisphäre, allen voran in der EU, Russland oder der Ukraine, sich wesentlich erhöhten, sollen die Endbestände 2019/20 nicht ansteigen.

Der Grund hierfür liegt in Australien und Argentinien: In Australien dürfte die Produktion nach einer lang anhaltenden Trockenheit im Vergleich zum Vorjahr noch weiter fallen, der Exportüberschuss sinkt kräftig. Ein ähnliches Bild ist derzeit auch in Argentinien zu verzeichnen.

Gleichzeitig sollte die globale Weizennachfrage in der ersten Hälfte des laufenden Wirtschaftsjahres deutlich höher ausfallen als in der gleichen Vorjahresperiode. Die Ausfuhren aus der Ukraine und der EU steigen signifikant an. Exporte aus Russland bleiben überdurchschnittlich hoch. In den früheren GUS-Staaten steigt der Einfuhrbedarf russischen Weizens stark an, da das Exportpotenzial Kasachstans 2019/20 unter der Vorjahresmenge liegt.

Von der guten globalen Exportnachfrage profitiert derzeit ebenfalls der deutsche Weizenmarkt. Die Exportnachfrage ist zuletzt kräftig angestiegen und sollte trotz einer nur durchschnittlichen Ernte bis Ende Januar höher sein als im Vorjahr. Deutscher Weizen war zuletzt günstiger zu erstellen als Weizen vom langjährigen Preisführer Russland.

Vergessen werden darf bei dieser Entwicklung aber nicht, dass in Deutschland, in der EU und auch weltweit weit mehr Gerste produziert wurde als im Vorjahr. In nahezu jedem wichtigen Exportland wurde eine weit überdurchschnittlich hohe Ernte eingefahren. Unterdessen sank die globale Nachfrage nach Gerste, sodass die Endbestände 2019/2020 ansteigen dürften.

Von einem Bestandsaufbau dürfte dann auch Deutschland betroffen sein, wenn nicht der Gerstenabsatz im Futtersektor gegenüber den aktuellen Einsatzmengen noch drastisch ansteigt. Zudem steht der Welt zumindest in den kommenden Monaten trotz Aussaat- und Ernteschwierigkeiten in den USA ausreichend Mais zur Verfügung, der wie 2018/19 seinen Weg in die Futtertröge der EU finden kann, wenn das Weizenangebot zu knapp ausfallen sollte.

Die globalen Ölsaatenmärkte werden wie im Vorjahr von zwei wichtigen Entwicklungen beeinflusst: den hohen Endbeständen bei Sojabohnen und der Entwicklung der weltweiten Pflanzenölpreise. Weltweit liegen die globalen Sojabohnenendbestände immer noch über dem langjährigen Mittel. Der Anbau soll in diesem Jahr in Südamerika weiter ausgedehnt werden.

Die globale Pflanzenölnachfrage steigt wieder signifikant an. Das Palmölangebot 2019/20, wichtigstes Pflanzenöl weltweit, liegt derzeit niedriger als die Nachfrage. Fallende Bestände dürften daher auch Auswirkungen für die Rapsversorgung haben. Die EU-Rapsversorgung 2019/20 sollte nach der weit unterdurchschnittlichen Ernte knapp bleiben. Auch in Deutschland sind Rekordeinfuhren nötig, um das inländische Defizit auszugleichen. Nur in Kanada, dem wichtigsten Exporteur von Rapssaat, dürfte nach der sehr guten Ernte 2019 und 2020 genügend Raps zur Verfügung stehen, das theoretisch das EU-Defizit füllen könnte. Doch der gentechnisch modifizierte Raps aus Kanada findet in der EU kaum Abnehmer.

Als Folge der knappen EU-Versorgung sollte daher die Rapsverarbeitung 2019/20 im Vergleich zu den Vorjahren sinken. Das fehlende Rapsöl würde dann wiederum durch andere Pflanzenöle ersetzt werden. Das wirft dann aber wieder die eine Frage auf: Wie gut wird die Welt 2019/20 mit anderen Pflanzenölen, allen voran mit Palmöl, versorgt sein?