Zum Hauptinhalt springen

Kraft tanken – positives Signal setzen

Hubertus Paetow zum Jahreswechsel 2019/20

Erneut hatten Acker- und Futterbaubetriebe im Jahr 2019 mit Trockenheit und Hitze zu kämpfen, wenn auch mit weniger katastrophalen Folgen wie im Vorjahr. Pünktlich zur Herbstaussaat kamen dann die Niederschläge, regional in solcher Intensität, dass einige Flächen nicht mehr bestellt werden konnten und somit bereits Schatten ins kommende Jahr geworfen werden.   

Erfreulich ist, dass sich die Preise für Getreide und Ölsaaten auf ein gutes Niveau stabilisiert haben und die Gewinne im Jahr 2019 relativ stabil bleiben. Vor allem die Lage der Veredlungswirtschaft hat sich zum Jahresende günstig entwickelt. Obwohl sich die Afrikanische Schweinepest bisher positiv für deutsche Schweinehalter auswirkt, rückt das Risiko eines hiesigen Ausbruchs aber weiterhin näher. 

 Das Verhältnis zwischen Landwirtschaft, Gesellschaft und Politik hat sich hingegen zum Jahresende deutlich eingetrübt. Neben den fortgesetzten, kritischen Diskussionen um die Gemeinsame Agrarpolitik geht die Bundesregierung mit geballten Maßnahmen bisher unterschätzten Nachhaltigkeitsdefiziten in den Bereichen Gewässerschutz und Artenvielfalt aktionsartig nach. Das dazu im September im Bundeskabinett überraschend beschlossene Agrarpaket hat für viele Landwirte das Fass zum Überlaufen gebracht. 

Der Unmut der Branche ist groß und zeigt sich neben der Sternfahrt nach Berlin am 26. November nach wie vor vielerorts in spontanen Demonstrationen. Eine Form des öffentlichen Protestes aus dem Berufsstand heraus und von großer Solidarität innerhalb der Branche begleitet, wie es ihn lange nicht gegeben hat. Ein Protest der zeigt, dass Landwirtschaft aktiv Kampagne kann!

Es bleibt zu hoffen, dass auch über den Agrargipfel im Kanzleramt hinaus die Dialogbereitschaft der Politik anhält, um im kommenden Jahr gemeinsam in transparenten Prozessen eine Zukunftsstrategie für die Landwirtschaft auszuarbeiten. 

Denn wenn wir heute auf Stimmen in der Gesellschaft hören, so stellen wir bedauerlicherweise fest, dass die allermeisten Forderungen negativ formuliert sind. Landwirtschaft soll Düngung und Pflanzenschutz einschränken, weniger intensiv arbeiten und auf bestimmten Flächen gar nicht mehr zugelassen werden. Da ist nichts Konstruktives, Innovatives, Vorwärtsgewandtes in diesen Vorschlägen.

Gemeinsam müssen wir als Branche eine positive Vision entgegensetzen. Wir müssen ein Bild davon entwerfen, wie eine Landwirtschaft aussehen kann, die nachhaltig ist und gleichzeitig intensiv wirtschaftet, die verantwortungsbewusst mit Tieren und Umwelt umgeht und gleichzeitig eine ökonomisch gesunde Basis für einen funktionierenden ländlichen Raum darstellt. Eine Landwirtschaft, die nicht durch Unterlassung, sondern durch messbare Verfahrensverbesserung bestehende Herausforderungen löst.

Diese Weiterentwicklung der Landwirtschaft – der Fortschritt – ist und bleibt auch weiterhin das Thema der DLG. Und wie bei vielen Dingen, die den Fortschritt betreffen, sind auch wir als DLG mitten in der gesellschaftlichen Diskussion um die Landwirtschaft angekommen. 

Trotz aller Unruhen braucht es auch die Zeit zum Innehalten und Kraft tanken, um ein positives Signal nach vorne zu setzen! 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes und erfolgreiches Jahr 2020!