Perspektiven und Chancen
Das DLG-Fachzentrum Land- und Ernährungswirtschaft unterstützte den 21. Hessischen Schweinetag mit einem Vortrag zu „Perspektiven und Chancen für Schweinehalter in Hessen“: Der DLG-Mitarbeiter Sven Häuser zeigte auf, wie sich die globalen Märkte aufgrund des ASP-Geschehens in Asien verschieben und welche Konsequenzen dies für Betriebe in Deutschland hat.
So paradox es klingt: Die ASP führt aktuell zu rekordverdächtigen Preisen für Ferkel und Mastschweine in Deutschland und dennoch herrscht überwiegend schlechte Stimmung bei den Schweinehaltern – wie passt das zusammen? Klar: Es war noch nie ein Jahr wie das Andere, von daher sind Schweinehalter Höhen und Tiefen gewohnt. Doch aktuell geht es nicht darum, Durchhalteparolen auszurufen. Es gilt, die aktuellen Rahmenbedingungen zu analysieren, anzunehmen und die sich daraus ergebenden Chancen zu ergreifen.
Dabei lohnt sich durchaus auch der Blick auf die globalen Märkte. Weltweit und langfristig gesehen wird die Nachfrage nach Schweinefleisch laut FAO nämlich steigen – das ist die gute Nachricht. Getrübt wird diese Nachricht dadurch, dass die anhaltenden Diskussionen um Tier- und Klimaschutz und die damit verbundenen, gesetzlichen Verschärfungen hierzulande dazu führen, dass viele Schweinehalter sich mehr denn je Gedanken machen müssen, wie der eigene Betrieb für die Zukunft ausgerichtet wird. Die Forderung nach Planungssicherheit hat daher mehr denn je ihre Berechtigung.
Dass das Weichen ein einmaliger und meist unumkehrbarer Schritt für landwirtschaftliche Unternehmer ist, verdeutlichte Arnold Krämer, Leiter der Bezirksstelle Emsland der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, in seinem Vortrag. Seine Schlussfolgerung lautet: Wer nicht weichen will, muss (zwangsläufig) wachsen. Dies sei aber nicht gleichbedeutend damit, dass Unternehmen groß sein müssen, um erfolgreich zu sein.
Unternehmen müssen vielmehr stark sein, denn Größe allein sichert keine erfolgreiche Zukunft. Beides, Wachsen und Weichen verändert die Strukturen in der Landwirtschaft stetig und nachhaltig. Die Haupttreiber für den strukturellen Wandel waren und sind der technische Fortschritt einerseits und die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen andererseits.
Welche Reserven in der Mastschweinevermarktung durch eine exaktere und auf die Abrechnungsmaske abgestimmte Sortierung noch schlummern, und welchen Einfluss die Genetik auf Tierwohlkriterien, wie zum Beispiel das Schwanzbeißgeschehen oder den Ebergeruch haben, zeigten Bernd Westerfeld von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie Meike Friedrichs von der GFS Top-Animal-Service GmbH. Erstaunt waren die Teilnehmer, dass die Selektion auf Ebergeruch aufgrund relativ hoher Erblichkeitswerte für Androstenon und Skatol besser möglich ist, als ursprünglich gedacht. Aktuelle Projektergebnisse lassen diesen Schluss jedenfalls zu. Jetzt gilt es, dies bei der Zuchtwertschätzung entsprechend zu berücksichtigen.
Mit Regionalität & Nachhaltigkeit punkten kann man nur, wenn man voll und ganz dahinter steht. Das Praktikerduo Heiko Ranft und Martin Volke aus Nordhessen zeigte auf, dass ein durchdachtes Selbstvermarktungskonzept und ein gewisser Grad an Neugier & Mut sich durchaus lohnen können. „Landwirt aus Leidenschaft“ lautet das Motto der beiden und diesen Appell richteten sie auch an ihre Berufskollegen.