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Landtechnische Trends auf der Agritechnica

Die Abgasgesetzgebung ist weiterhin Technologietreiber bei Traktoren. Teilweise werden mit dem Wechsel zur Abgasstufe V umfangreich überarbeitete oder neue Traktorenmodelle vorgestellt. Neben weiterentwickelten Volllastschalt- und hydrostatisch-mechanisch leistungsverzweigten Stufenlosgetrieben wird erstmals ein elektrisch-mechanisch leistungsverzweigtes Getriebe vorgestellt, das auch 100 kW externe elektrische Leistung bietet.

Große Traktoren werden für hohe Traktion und geringe Bodendrucke zunehmend mit Bandlaufwerken ausgerüstet. Neben serienmäßig angebotenen Volllaufwerken beziehungsweise Halbraupenlaufwerken werden erstmalig vier vollintegrierte Dreieckslaufwerke für Standardtraktoren angeboten.

Vorsorge gegen Bodendegradation, Humusschwund und Krankheiten

Die Herausforderungen für die Bodenbearbeitungstechnik sind hoch – besonders vor dem Hintergrund des Rückgangs von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen. In Zukunft müssen alle Möglichkeiten der Vorsorge gegen Bodendegradation, Humusschwund und Krankheiten sowie Schädlinge genutzt werden. Nacherntemanagement und Bodenbearbeitung nehmen hier eine zentrale Rolle ein.

Auch die Anforderungen an die Saat- und Bestelltechnik sind gestiegen: veränderliche Reihenweiten, Kornvereinzelung bei Getreide, gleichzeitige Düngereinarbeitung. Verbesserte Sensorik, elektrische Antriebe und die damit einhergehende Elektronik haben die Komplexität der Maschinen erheblich erhöht, was auch neue digitale Bedienkonzepte erfordert, um das Maschinenpotenzial nutzbar zu machen.

Im Bereich der Mineraldüngerausbringung werden Lösungen für einige bisher gänzlich unberücksichtigte Probleme gezeigt. Mit einer neuen App kann die zu erwartende Streuqualität von Düngermischungen bereits im Vorfeld abgeschätzt werden und der Landwirt erhält erstmals Einstellempfehlungen.

Die Fortschritte bei der Steuerungs- und Regelungstechnik in Verbindung mit Modellierung und leistungsfähigen Datennetzen ermöglichen heute den Einfluss der Hangneigung bei der Ausbringung mit Wurfstreuern zu berücksichtigen.

Techniken zum Precision Farming werden sowohl für die Mineraldünger- als auch für die Wirtschaftsdüngerausbringung weiterentwickelt, von der Sensorik für Inhaltsstoffe bis zur kleinräumigen Variation der Ausbringmenge.

Minimierung des Wasserverbrauchs

Der ökonomisch gerechtfertigte Einsatz der Bewässerung nimmt mit vermehrten Trockenphasen zu. Der grundlegende Trend zur stetigen Minimierung des Wasserverbrauchs trägt dieser Entwicklung Rechnung. Mit der zunehmenden Digitalisierung und der Möglichkeit zur Vernetzung von Sensoren ergeben sich neue Möglichkeiten. Im Internet der Dinge (IoT) können individuelle Sensoren (zum Beispiel Regensensoren) eingebunden und somit die Wasserbilanzierung optimiert werden.

Bei der Pflanzenschutztechnik bietet die Branche viele neue beziehungsweise verbesserte Ansätze, um die Ausbringgenauigkeit weiter zu erhöhen. Die Erhöhung der Schlagkraft behält einen hohen Stellenwert. Zur Erreichung stellen elektronische Hilfsmittel einen entscheidenden Faktor dar. Die Flächenleistung und die Arbeitsqualität der mechanischen Unkrautregulierung werden durch elektronische Hilfsmittel, besonders durch den Einsatz der automatischen Reihenführung, gesteigert.

Die Hersteller von Techniken für die Druschfruchternte stellen zur Agritechnica besonders viele Innovationen vor. Zur Leistungssteigerung tragen nicht nur vergrößerte Dreschtrommeldurchmesser, sondern vielmehr die passenden Dreschtrommel-, Zufuhr- und Abscheidetrommel-Konstellationen mit möglichst gradlinigem und somit materialschonendem Materialfluss bei.

Bei Axialrotor-Mähdreschern wird die Leistungsstabilität bei hohen Stroherträgen und Feuchtegehalten durch neue Rotor-Gehäuse-Konfigurationen und modifizierte Wurftrommel-Abscheidekorb-Kombinationen erhöht.

Die Spitzenmodelle verfügen über Motorleistungen von knapp 800 PS. Dies bestätigt eindeutig den Trend zu einer zunehmenden Leistungsdichte der Mähdrescher.

Aufgrund der in Europa sehr unterschiedlichen Betriebsgrößen beinhaltet das Angebot an einreihigen Kartoffelrodern mehrere Leistungsklassen und verschiedene Ausstattungsvarianten. Diese starke Differenzierung ist auch bei den zweireihigen Bunkerrodern zu beobachten.

Auch bei der Futtererntetechnik hält der Trend zu höherer Maschinenleistung besonders bei den Feldhäckslern an. Die installierte Maschinenleistung muss möglichst effizient umgesetzt werden. Vor allem bei der Grasernte, wenn die maximale Motorleistung nur teilweise benötigt wird, erscheint daher ein angepasstes Leistungsmanagement zielführend. Es kann nicht nur den Fahrer entlasten, sondern gleichzeitig Kraftstoff einsparen und damit die Umwelt schonen.

Beim Mähen dominieren Scheibenmähwerke den Markt. Während hier stetige Weiterentwicklung zumeist im Detail erfolgt, geht der Trend in einigen Einsatzbereichen des Mähens neuerdings wieder zum Doppelmessermähwerk. Neukonstruktionen verbinden die Vorteile, wie den sehr geringen Leistungsbedarf, den exakten Schnitt und das geringe Gewicht mit Arbeitsbreiten von bis zu 10 m sowie verbesserten Messerstandzeiten und höherer Einsatzsicherheit.

Leistungs- und kostenorientierte, vollautomatisierte Mechanisierung

Beim allgemeinen Trend zur leistungs- und kostenorientierten, vollautomatisierten Mechanisierung in der Landwirtschaft geht der Rübenerntebereich weiter voran. Große selbstfahrende Maschinen, meist sechsreihig, immer öfter neunreihig und auch zwölfreihig sowie (zwischen-)bunkernd, haben sich weltweit etabliert. Die digitale Vernetzung der Daten von Saat, Anbau, Ernte, Mietenpflege und Transport sorgt für eine Optimierung der gesamten Prozesskette.

Die Trends zum Einsatz von digitalen Systemen und IT sind in der Landwirtschaft sowie in den vor- und nachgelagerten Bereichen weiterhin deutlich erkennbar. Interessante Neu- und Weiterentwicklungen sind im Bereich FMIS (Farm Management Informationssystem) anzutreffen. Uber neu gestaltete Datenplattformen können Sensoren und Informationen herstellerübergreifend miteinander verknüpft und Handlungsanweisungen sowie Dokumentationen damit automatisiert erstellt werden.

Ebenfalls interessante Weiterentwicklungen sind von smarten, nicht invasiven Bodensensoren über automatisierte Wetterstationen mit multisensorischem Ansatz und Pflanzenschutzempfehlungen bis hin zur Fernerkennung über Satellitensysteme zu sehen.

Der Autor: Dr. Markus Demmel, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising-Weihenstephan, Vorsitzender der Agritechnica-Neuheitenkommission.

Dieser Beitrag ist auch in dem DLG-Neuheitenmagazin (Beilage der aktuellen DLG-Mitteilungen) erschienen.