Möglichkeiten erkennen und nutzen
Jana Denißen zu knappem Grundfutter
Die Futtervorräte sind in vielen Betrieben nach zwei ertragsschwachen Jahren weitestgehend erschöpft. Die betroffenen Landwirte müssen sich an die neue Situation anpassen. Je nach betrieblicher Situation eröffnen sich einige Optionen. Futter zukaufen, vermehrt Kraftfutter einsetzen oder Rationen ohne Gras- und Maissilage für ältere Färsen stellen Möglichkeiten dar.
Nachdem bereits im Jahr 2018 die Hitze und die Trockenheit zu starken Mindererträgen beziehungsweise Ernteausfällen geführt hat, entspannte sich auch in diesem Jahr die Situation auf vielen Betrieben nicht. Das Jahr 2018 war im Deutschlandmittel mit einem Niederschlagsdefizit von 200 mm pro Quadratmeter zu Ende gegangen. Regional folgten im Januar und März überdurchschnittliche Niederschläge, die aber den Wasserspeicher in den tiefen Bodenschichten nicht auffüllen konnten. Die Futterbaubetriebe ernteten deutschlandweit qualitativ und quantitativ einen guten ersten und zweiten Schnitt. Aufgrund unzureichender Niederschläge, hoher Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung verschlechterten sich die Aussichten für die Folgeschnitte ab Mitte Juni vor allem in der Mitte Deutschlands massiv. Der dritte und vierte Schnitt waren regional nur Pflegeschnitte, so dass nun im Herbst auf einen letzten guten Schnitt gehofft wird.
Mindestvorräte beachten
Die geerntete Grassilagemenge dürfte etwa um ein Drittel geringer ausfallen. Hinsichtlich der Maisbestände waren erhebliche regionale Unterschiede zu beobachten. Fehlende Niederschläge in der Blüte verhinderten eine ausreichende Ausbildung von Maiskolben. Die Folge sind Maissilagen mit geringerem Stärkegehalt und somit einem verringerten Futterwert.
Wird die gute fachliche Praxis bezüglich des Trockenmassegehaltes und der Dichtlagerung während der Silierung eingehalten, müssen Gras- und Maissilage von rund 20 Kubikmeter pro Kuh und Jahr zur Verfügung stehen. Für Färsen sind es jeweils zehn Kubikmeter pro Tier und Jahr.
Sind diese Vorräte nicht vorhanden, muss der Betriebsleiter handeln. Die Möglichkeiten reichen von Grobfutter zukaufen und Kraftfuttereinsatz erhöhen über geänderte Rationen und neue Anbaupläne bis hin zum Abstocken der Tierbestände.
Preiswürdigkeit vor Kauf prüfen
Der Grobfutterzukauf spielt sich wegen der begrenzten Transportwürdigkeit der Futtermittel in aller Regel nur auf regionaler Ebene ab. Grassilage wird meistens ab Silomiete gehandelt. Maissilage wird dagegen häufiger ab Feld verkauft und besitzt im Futterzukauf einen größeren Umfang als der Handel mit Grassilage. Futterlücken lassen sich zum Teil durch den Zukauf von energiereichen Saftfuttern in Form von Pressschnitzeln oder Biertreber schließen. Vor einer Kaufentscheidung ist in allen Fällen die Preiswürdigkeit zu prüfen.
Kraftfuttereinsatz erhöhen
Bekannt ist, dass Kraftfutter Grobfutter aus der Ration verdrängt. Man könnte den Kraftfuttereinsatz bis an die physiologische Grenze erhöhen. Dem sind allerdings enge Grenzen gesetzt, da die Rationen immer für Wiederkäuer gerecht bleiben müssen. Kalkulationen zeigen, dass sich durch erhöhten Kraftfuttereinsatz etwa 5 bis 10 Prozent des Grobfutters physiologisch vertretbar einsparen lassen. Zu prüfen sind die Futterkosten, da alle bisherigen Auswertungen belegen, dass eine hohe Milchleistung aus Grobfutter wirtschaftliche Vorteile bietet.
Rationen umstellen
Die knappen Vorräte an Gras- und Maissilage sollten vor allem den Milchkühen vorbehalten sein. Ab etwa 200 kg Lebendmasse können Färsen mit wenig oder völlig ohne Gras- und Maissilage gefüttert werden. Zum Einsatz kommen dann Biertrebersilage, Stroh, Futter aus dem Zwischenfruchtanbau und Kraftfutter.
Abstocken als ultima ration
Zur Erhöhung der Grobfuttervorräte kann Wintergetreide angebaut werden, welches im Mai/Juni des nächsten Jahres als Getreideganzpflanzensilage (GPS) geerntet wird. Nach einer früh räumenden GPS wird Feldgras als Zwischenfrucht mit Herbst- und Frühjahrsnutzung erfolgreich angebaut. GPS kann in Milchkuhrationen die Maissilage zum Teil ersetzen und die Futterlücke bis zur neuen Maisernte schließen. Insgesamt wird deutlich, dass die Fütterung wesentlich aufwändiger wird, da mehr Silomieten im Anschnitt sind. Bei geringerem Vorschub an den einzelnen Mieten erhöht sich die Gefahr von Nacherwärmung.
Diese Maßnahme sollte nur als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden, wenn alle zuvor beschriebenen Anpassungsreaktionen nicht ausreichen. Deshalb wird sie hier auch nur der Vollständigkeit wegen erwähnt.