Ohne Bauern wären die Regale leer
Sigrun Neuwerth zum Erntedank 2019
Wenn wir dieses Jahr Erntedank feiern, erklingt in vielen Gegenden ein „Gott sei Dank“, vor den schlimmsten Dürreschäden und Unwettern wurden wir diesmal bewahrt. Darum ist die Ernte regional verschieden, aber im Schnitt doch ganz gut ausgefallen. Wir leben nicht in den Zeiten, in denen jedes Jahr eine neue Rekordmenge verkündet werden konnte. Aber niemand in unserem Land muss sich um seine gute Ernährung Sorgen machen. Es gibt von allem genug, ein vielfältiges und für jeden Geldbeutel erschwingliches Lebensmittelangebot dank sorgfältiger Arbeit in den landwirtschaftlichen Betrieben bei uns, aber auch dank der Arbeit etlicher Bauern in anderen Ländern, deren Produkte wir bei uns vorfinden. Der Handel sollte unseren Blick daher auch in die Welt lenken, auf deren Produkte wir nicht verzichten mögen, angefangen beim morgendlichen Kaffee oder Tee.
Erntedank verbindet Verbraucher mit dem Geschehen auf dem Land. Die Landwirtschaft muss deutlich erkennbar machen: Ohne Bauern wären die Regale im Supermarkt leer. Während manch Verbraucher noch darüber staunt, ist noch zu erklären, dass dafür Land gebraucht wird, das nicht unter der Asphaltdecke von Autobahnen und Parkplätzen verschwindet, dass Sonne, Wind und Regen, Insekten und anderes Getier wichtige Aufgaben erfüllen. Ein großartiges Ökosystem hat Gott geschaffen, in dem alles seine Funktion hat, auch wenn wir die erst nach und nach erkennen. Der Mensch kann da nur maßvoll eingreifen, wenn es heil bleiben soll. Wenn nun alle eine Pause einlegen und auf die Ernte sehen und den Weg, wie sie zustande kam, dann verbindet Erntedank alle, Landwirte und Verbraucher, auch mit Gottes guter Schöpfungsabsicht. Demnach sollen alle Arbeit und Essen haben, und jedes Lebewesen seinen Platz.
Schon sind wir mitten in der Auseinandersetzung der Gesellschaft darüber, wie wir leben wollen. Bauern sind auf den ländlichen Raum angewiesen mit guter Infrastruktur, schnellem Internet, wo Kinder zur Schule gehen, Ärzte und Frisör erreichbar und frisches Brot und Butter zu kaufen sind. Viele sorgen dafür, dass auch die Kirche im Dorf bleibt, frisch renoviert. Sie ist oft der einzig größere Versammlungsort, auch für wichtige gesellschaftliche Treffen. Landwirtschaft und Kirche sind Teil der öffentlichen Debatten über Methoden der Landwirtschaft, über Lebensqualität, Fairness auch beim Handel, über die Zukunft des Landes. Konstruktiver Streit ist nötig. Die Botschaft der Kirche ist, dass Gott kein Leben preisgibt, und dass die Erde uns nicht gehört, sondern anvertraut ist zu verantwortungsvollem Gestalten.