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365 Tage digitales Berlin

Seit zwei Jahren hat Frau Prof. Hessel die Leitung des Instituts für Agrartechnologie am Thünen-Institut in Braunschweig inne. Vor ca. einem Jahr wurde sie als Unterabteilungsleiterin für Digitale Innovation (Unterabteilung 8.2) an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) abgeordnet.

Seither meistert sie beide Positionen im Wechsel. Dabei ist klar zu stellen, das Hessel nicht als politische Vertreterin des Ministeriums, sondern als fachliche Beraterin in Sachen Digitalisierung zu sehen ist. Ihre Aufgabe ist es damit, die vielen verschiedenen Aspekte, die es im Bereich der Digitalisierung zu beachten gibt, im Zusammenhang zu sehen und vor allem, verschiedene Aktivitäten zu koordinieren.

Eine der ersten Fragen der Praktiker aus dem Ausschuss war die nach einer Strategie des Ministeriums zur Digitalisierung in der Landwirtschaft. Hessel betonte daraufhin, dass es vermieden wird, einer ausformulierten Strategie zu folgen. Die Schnelllebigkeit und Entwicklungsgeschwindigkeit in der Digitalisierung machten sowohl die Formulierung als auch die Beständigkeit einer Strategie sehr schwer. Viel mehr liegt der Schwerpunkt darauf, einzelne ausgemachte Ziele im Sinne der Stakeholder umzusetzen und rechtliche Rahmenbedingungen zu entwickeln.

Einer der am breitesten diskutierten Aspekte war unter anderem die Ausbildung im Bereich der Digitalisierung. Nur wenige Hochschulen und kaum Techniker- und Berufsschulen können derzeit eine adäquate Ausbildung im Bereich der Digitalisierung anbieten. Aktuell besteht ein großer Bedarf an Ausbildern/Lehrenden im digitalen Bereich.

Es ist sehr schwer, die Stellen zu besetzen, da die Wirtschaft hier als Wettbewerber um die potentiellen Personen steht und der Bedarf in der Branche grundsätzlich hoch ist. Einige Hochschulen bauen aktuell Expertise und Lehre im Bereich Digitalisierung auf. Auf Ebene der Berufsausbildung und/oder Techniker ist hier noch viel aufzuholen. Der Einfluss auf das Bildungswesen von Seiten des Bundes ist auf Grund des Föderalismus sehr beschränkt. Somit sind hier schnelle und einheitliche Fortschritte kaum zu erwarten.

Gleichzeitig sieht Hessel große Chancen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Diese Technologie kann zu Erleichterungen in vielen Bereichen der Landwirtschaft verhelfen. Sowohl bei der Tierbeobachtung als auch im Bestandsmanagement im Feld. Dies kann eine fundierte Ausbildung zwar nicht ersetzen, aber Entscheidungsträger maßgeblich unterstützen.

Da die KI hauptsächlich auf empirischen Daten basiert – also bestimmte, wiederkehrende Muster in Daten erkennt und deren wahrscheinliche Wiederkehr errechnet – ist diese Technologie auf große verfügbare Datenmengen angewiesen. Diese Datenmengen sind aktuell aus rechtlichen und schlicht aus praktischen Gründen kaum vorhanden. Weder können Betriebsdaten ohne Zustimmung der Besitzer und rechtliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung von KI genutzt werden, noch sind derzeit ausreichend Daten im landwirtschaftlichen Betrieb vorhanden (nur wenige Jahre mit der gleichen Kultur auf dem gleichen Schlag, seltene Wetterphänomene,…).

Neben der KI wurden in der Gruppe auch die Themen zu Datenhoheit in Deutschland und Europa, die Akzeptanz von digitaler Technik bei den Landwirten selbst und die aktuell laufende Machbarkeitsstudie für eine staatliche Datenplattform diskutiert.

Der DLG-Ausschuss versprach Frau Prof. Hessel, an den Themen dran zu bleiben und regelmäßig den Stand der Dinge zu erfragen. Gleichzeitig boten die Teilnehmer an, als Ansprechpartner und Stimme aus der Praxis für Fragen aus dem BMEL zur Verfügung zu stehen – gerne auch in digitaler Form.