Rapsernte 2019
Jaana K. Kleinschmit von Lengefeld schildert die Sicht der Verarbeiter
Auf gerade einmal 2,8 Mio. t beziffert der Deutsche Raiffeisenverband in seiner jüngsten Schätzung die deutsche Rapsernte. Das läge deutlich unter dem bereits enttäuschenden Ergebnis von 3,7 Mio. t aus dem Vorjahr. Schlimmer noch: Mit weniger als 3 Mio. t erreicht die diesjährige Rapsernte das niedrigste Ergebnis seit mehr als 20 Jahren. Damit haben sich die Erträge seit dem Rekord von 6,3 Mio. t im Jahr 2014 innerhalb von fünf Jahren mehr als halbiert. Auch beim Ölgehalt zeichnen sich bereits niedrigere Werte im Vergleich zum Vorjahr ab.
Die Gründe sind vielfältig. So sorgten niedrige Preise im Vergleich zum Weizen und die außergewöhnliche Trockenheit im Spätsommer 2018 dafür, dass auf weniger als 900.000 (Vorjahr: 1,2 Mio.) ha Winterraps angebaut wurde. Dank ausreichender Regenfälle konnten sich die Erträge zwar leicht erholen, blieben aber auch in diesem Sommer hinter den Erwartungen zurück. Das Verbot von Neonicotinoiden dürfte hier eine entscheidende Rolle spielen.
Die rückläufige Produktion steht dabei im Widerspruch zu einer Reihe von Errungenschaften, die der Raps vorzuweisen hat, wie hohe Flächeneffizienz, hoher Vorfruchtwert in Blattfrucht armen Fruchtfolgen sowie positive Effekte auf Bodenstruktur und biologische Aktivität im Boden. Nicht zu vergessen: Raps ist das Fundament der heimischen Selbstversorgung mit Eiweißfuttermitteln. Sinkt der Anbau, steigt der Importbedarf an Eiweißfuttermitteln.
Hier ist die Politik gefordert, denn sie kann die Rahmenbedingungen für den Rapsanbau verbessern. So wäre etwa eine erleichterte Anwendung der viel diskutierten neuen Züchtungsmethoden ein wegweisender Schritt, um den Landwirten zügig neue und an die veränderten Bedingungen angepasste Rapssorten zur Verfügung zu stellen. Eine Änderung des derzeitigen Gentechnikrechts auf EU-Ebene wäre dafür erforderlich.
Die aktuelle Situation in Deutschland lässt sich übrigens auf andere Anbauländer in der EU übertragen: Auch in Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Rumänien wurde der Rapsanbau stark eingeschränkt, so dass die EU-weite Rapsfläche im Vergleich zum Vorjahr um 15 bis 20 Prozent gesunken ist. Entsprechend könnte die Produktion der Rapssaaten auf nur noch 17 (Vorjahr: 19,9) Mio. t fallen.
Die Nachfrage nach Rapsöl für Nahrungsmittel und Biodiesel dürfte allerdings hoch bleiben. Insofern wird die EU im Verlauf des Wirtschaftsjahres 2019/20 auf Rapsimporte in Rekordhöhe (deutlich über 5 Mio. t) angewiesen sein. Wichtigster Ursprung für Importe bis zum Jahreswechsel wird voraussichtlich die Ukraine sein. Zwar sind dort die Erträge hinter der ursprünglichen Erwartung zurückgeblieben, allerdings wird durch eine stark ausgedehnte Anbaufläche mit einem Exportpotenzial von rund 2,5 Mio. t gerechnet. Ab dem kommenden Winter wird dann vor allem Raps aus Australien und Kanada den Bedarf decken.
Nichtsdestotrotz messen die Ölmühlen der heimischen Rapsproduktion einen weiterhin hohen Stellenwert bei und stehen als Abnehmer bereit. Sie werden sich auch zukünftig gegenüber der Politik für den Rapsanbau in Deutschland durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen einsetzen.