Die Haltung neu gestalten und Bilder liefern
Die Tierhaltung steht seit Jahren in der Kritik und ist für uns Landwirte nichts Neues. Ja, wir haben uns schon fast daran gewöhnt, dass das, was wir machen, nicht wirklich akzeptiert ist. Wir können zwar auf dem Papier (meist) problemlos nachweisen, dass alles nach aktueller Rechtslage ordnungsgemäß ist, das ändert aber leider wenig an der allgemeinen Kritik.
Ich glaube persönlich auch nicht, dass die aktuell diskutierten beziehungsweise bereits auf den Weg gebrachten Änderungen im Bereich Tierschutz viel an der Kritik ändern werden. Glauben Sie wirklich, dass eine veränderte Kastenstandsbreite der Gesellschaft auffallen wird? Glauben Sie, dass der Ringelschwanz der Gesellschaft auffallen wird? Ich glaube nicht. Alle momentanen Änderungen führen nicht zu einem veränderten Bild, das wir nach außen in die Gesellschaft schicken.
Leider wird es ohne diese Bilder nicht gehen. Jedem Verbraucher genau zu erklären, warum wir was machen, wird nicht möglich sein. Oder haben Sie sich schon einmal Gedanken über die Produktionsbedingungen, ihres Handys gemacht? Ihres Autos? Das Obst, das Sie kaufen? Und wenn ja, haben Sie wirklich konsequent Ihr Verhalten geändert? Warum erwarten wir vom Endverbraucher, dass er konsequent beim Einkaufsverhalten von Lebensmitteln ist, wenn wir das selber meist nicht schaffen?
Bilder dagegen wirken anders. Sind sofort verständlich. Ein Bild mit Schweinen im Stroh beziehungsweise Auslauf braucht man nicht zu erklären. Es wirkt einfach positiv emotional.
Um mehr positive emotionale Bilder zu produzieren, müssen wir unsere Schweinehaltung nicht nur ändern. Wir müssen es wollen. Ein so intelligentes Tier, das sich zu 80 Prozent in seiner aktiven Zeit mit Erkundung / Nahrungsaufnahme / Wühlen beschäftigt, kann nicht auf Dauer in einer reinen Betonbucht gehalten werden.
Sie glauben, dass wir nun alle auf biologische Haltung oder ähnliches umstellen müssen? Das glaube ich nicht und in diese Richtung möchte ich auch persönlich nicht. Wir müssen uns aber viel mehr mit dem Schwein beschäftigen. Die heutigen Ställe sind meist für die Menschen, die darin arbeiten, optimiert, aber nicht für die darin lebenden Schweine.
Schon kleine Änderungen in der Buchtenstruktur ermöglichen es, Stroh im Stallinneren einzusetzen, ohne dass daraus Mist werden muss. Wir haben auch in einer 40er Mastbucht nur noch einen kleinen Kotbereich. Die anderen Bereiche (teilweise planbefestigt) werden dauerhaft und reproduzierbar sauber gehalten. Man kann also völlig frei mit Einstreumaterialien arbeiten. Wir haben auch eine Dusche für unsere Schweine, die sie selber betätigen. Und bei dem Ganzen stehen wir wirtschaftlich sehr gut dar.
Dieser Beitrag stammt von Christoph Becker, Schweinehalter in Wietzendorf, Niedersachsen. Er wird auf den DLG-Unternehmertagen im Rahmen der Plenums-Veranstaltung am 4. September einen Vortrag mit dem Titel „Schweinehaltung neu gestalten: Mit neuer Haltung Wertschöpfung sichern“ halten.