PigSys soll Haltungssysteme optimieren
Der beste verfügbare Sensor für die Gesundheit und das Wohlergehen ist das Tier selbst, denn das Verhalten der Schweine kann Informationen über ihre Haltungsumwelt, Futter- und Wasserversorgung, Gesundheit, Wohlbefinden und Produktionseffizienz liefern.
Üblicherweise erkennt der geschulte Tierpfleger durch die direkte Beobachtung haltungsbedingte Probleme am Verhalten der Schweine. Die subjektive Interpretation des beobachteten Tierverhaltens wird jedoch in der Aussagefähigkeit durch die begrenzte tägliche Dauer der Tierbeobachtung und die Vielzahl der zu überwachenden Tiere begrenzt.
Mit Hilfe von Bildverarbeitungstechniken können zum Beispiel thermisch bedingte Charakteristika im Liegeverhalten von Schweinen erkannt werden. Bei Nutzung der Technik des maschinellen Lernens in Kombination mit Kamerasystemen besteht zudem eine automatisierte, berührungslose, stressfreie und kostengünstige Möglichkeit, die Anforderungen an die Überwachung des Tierverhaltens zu erfüllen.
Technische Sensoren, die die Messung physikalischer und chemischer Umgebungsbedingungen im Stall (zum Beispiel Lufttemperatur, Luftgeschwindigkeit, Schadstoffgehalt) ermöglichen, liefern weitere objektive Informationen über aktuelle und historische Haltungsbedingungen.
Durch die Kopplung der Sensordaten mit den über die Technik des maschinellen Lernens erfassten unterstützenden Informationen ist es möglich, die Stallklimaführung zu optimieren und damit den thermischen Komfort und das Wohlergehen der Schweine zu verbessern. Somit kann die kontinuierliche und zeitnahe Überwachung des Verhaltens einer Gruppe von Schweinen als Frühwarnsystem genutzt werden, um Leistungseinbuße durch suboptimale Haltungsbedingungen sowie Krankheiten und Verluste zu begrenzen.
Dieses Echtzeit-Managementsystem kann einen schnellen Überblick über Produktivität und Tierwohl des Tierbestandes geben und den Landwirt/Tierhalter bei der täglichen Organisation seines Betriebes unterstützen.
In der Folge reduzieren sich die Produktionskosten und die Effizienz der Produktion wird verbessert. Die Entwicklung neuer Technologien und Sensoren ist daher ein wichtiger Schritt zur Etablierung eines automatisierten intelligenten Systems zur Verbesserung von Wohlbefinden und Gesundheit der Schweine.
Autorin: Dr. Simone Müller, Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR), Jena
EU-Projekt PigSys
Das EU-Projekt PigSys wird über den europäischen Forschungsfond ERA NET SUSAN (European Research Area NETwork on Sustainable Animal Production) seit September 2017 über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert und von einem Forschungskonsortium von acht wissenschaftlichen Einrichtungen aus sechs europäischen Ländern bearbeitet.
Unter dem Titel „Verbesserung der Leistung in der Schweinehaltung durch einen ganzheitlichen Systemansatz“ verfolgt das Projekt drei wesentliche Ziele:
- Verbesserung der Produktivität, Belastbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Tierproduktion
- Verbesserung der Ressourcennutzung und Reduzierung des Abprodukteanfalls (Ammoniakemission) zur Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit der europäischen Tierhaltung
- Erhöhung der Verbraucherakzeptanz durch Verbesserung des Tierwohls, der Produktqualität und -sicherheit, Erhaltung der biologischen Vielfalt und Bereitstellung eines Beitrages zum Ökosystem
Projektkoordinator ist Dr. Barbara Sturm, Universität Kassel, Fachgebiet Agrartechnik. Weitere Informationen unter: www.pigsys.eu