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DLG-Ausschuss für Betriebsführung in Russland

Russland setzt auf Exporte: Mit dem Ansatz „Vom Acker bis zum Hafen“ fördert der Staat Investitionen der Landwirte und baut die Infrastruktur (Straße, Schiene, Häfen) weiter aus, um den Agrarhandel zu forcieren.

So werden in der Landwirtschaft Investitionskredite gestützt, um investierenden Landwirten mit einem Zinssatz zwischen 1,8 und 2,1 Prozent (an Stelle allgemeiner Zinssätze von um die 10 Prozent) günstige Finanzierungsmöglichkeiten für die Anschaffung von Maschinen und Geräten zu ermöglichen. Darüber hinaus bekommen die Landwirte Betriebsmittelkosten beziehungsweise Direktkosten in Höhe von bis zu 35 Prozent erstattet. Mit diesen Maßnahmen sollen die Wirtschaftlichkeit der Erzeugung gesteigert, der Selbstversorgungsgrad erhöht und schließlich die Exporte gesteigert werden.

Die russischen Exporteure haben bei Getreide die Märkte im Mittleren und Nahen Osten und bei Fleisch- und Milchprodukten insbesondere China im Blick. Die Weizenexporte des laufenden Jahres sollen, verglichen mit dem Vorjahr, um 1 Mio. t auf insgesamt 37 Mio. t steigen und ein bisher nicht erreichtes Niveau erreichen. Und die Weizenerzeugung hat weiteres Potenzial: Wurden 1989 auf 47 Mio. ha Weizen erzeugt, waren es in 2017 rund 27 Mio. ha. Die Flächenerträge sind im selben Zeitraum von 18 dt/ha auf 31 dt/ha gestiegen. Die vorhandenen Flächenreserven bieten somit ein großes Potenzial für weitere Produktionssteigerungen.

Investitionsschwerpunkte liegen insbesondere auf der Schweine- und Geflügelhaltung, denn Investitionen in die Veredelung führen zu einem raschen Rücklauf der Investitionen. Die Expansion fußt zudem auf dem Export, da die Kaufkraft in Russland nicht ausreicht, um Impulse für die Agrarerzeugung zu setzen.

Auch die Fleischerzeugung entwickelt sich dynamisch. So haben die Erzeuger bei Geflügelfleisch die Selbstversorgung erreicht und bei Schweinefleisch ist der Inlandsbedarf zu 91 Prozent gedeckt. Für das Produktionswachstum sorgen insbesondere die groß strukturierten Agrarholdings.

Zwar spielen für die Versorgung der Bevölkerung kleine und mittlere Betriebe eine wichtige Rolle, jedoch vereinen die großen Agrarholdings die landwirtschaftliche Erzeugung, Verarbeitung und Export unter einem Dach und bedienen Auslandsmärkte. Für die Holdings sind die Exportmärkte zunehmend wichtig, denn die Kaufkraft der Verbraucher in Russland stagniert. So können 80 Prozent der Bevölkerung nicht jeden Tag alle notwendigen Lebensmittel kaufen, und am Fleisch- und Milchkonsum wird mitunter gespart.

Trotz allem Optimismus: Wie wettbewerbsfähig die Holdings im internationalen Vergleich tatsächlich sind, ist derzeit nur schwer zu beurteilen. Denn die russischen Landwirte wirtschaften aufgrund des Importstopps von EU-Produkten abgeschottet von internationaler Konkurrenz. Und die Rubelabwertung der letzten Jahre begünstigt Exporte.

Eine Entwicklung hemmt die Agrarproduktion: Zentrale Herausforderung für die russische Landwirtschaft ist der Fachkräftemangel. Denn es fehlt an der notwendigen fachlichen Ausbildung, und das landwirtschaftliche Lohnniveau ist nicht attraktiv genug, um Arbeitskräfte zu binden. Aufgrund des Mangels an Arbeitskräften ist das Abwerben fähiger Mitarbeiter ein immer wieder angewendetes Mittel, um an Fachkräfte zu kommen. Modernisierung und Technisierung der Agrarproduktion ist deshalb ein Schlüssel bei der Betriebsentwicklung.