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Wo ist der Optimismus geblieben?

Albrecht Macke zur angespannten Stimmung in der Landwirtschaft

Ohne Frage gab es schon bessere wirtschaftliche Jahre in der Landwirtschaft. Die Dürre 2018 hat regional zu spürbaren Ergebnisrückgängen geführt. Doch ein einzelnes Jahr kann Betriebe allein nicht in wirtschaftliche Schieflage bringen. Dort wo es richtig eng wurde, liegen die Probleme schon in der Zeit vorher. Es waren dann keine Rücklagen vorhanden, von denen in schwachen Jahren gezehrt werden kann.

Aber eben genau diese Rücklagen hätten zumindest im Ackerbau aufgebaut werden können – in den Jahren 2011 bis 2014 hat es die jemals besten Ackerbaujahre gegeben. Die erzielten Grundrenten (max. mögliche Pachten) der guten Betriebe erreichten die Marke von 1.000 Euro/ha. Ja, das war in sehr guten Jahren für gute Betriebe möglich, aber eben nicht für alle. Und bekanntlich halten gute Jahre nicht auf Dauer an.

Die Folgen der guten Jahre sind die Verzerrungen auf dem Pacht- und Bodenmarkt, zum Teil überhebliche Investitionsschritte. Mit Rückgang der wirtschaftlichen Ergebnisse in den letzten Jahren wurden nun die finanziellen Herausforderungen umso größer. Im Schnitt der Ackerbaubetriebe sind die erreichten Grundrenten inzwischen wieder auf einem Niveau von 400 bis 500 Euro/ha. Der Pachtmarkt spricht jedoch immer noch eine andere Sprache – wenngleich es regional erste Anzeichen rückläufiger Pacht- und vor allem Kaufpreise gibt.

Ein wirtschaftliches Auf und Ab gibt es jedoch in allen Wirtschaftsbereichen, wobei die Ausschläge nach oben und unten größer werden. Aktuelle Tiefpreisphasen bieten zudem auch Chancen. Nur in solchen Phasen wird Bewusstsein zum Kostensparen geweckt und Prozesse hinterfragt. Und die starken Betriebe haben gerade jetzt bessere Möglichkeiten zur Betriebsentwicklung.


Land auf Land ab ist die Stimmung der Landwirtschaft aktuell leider eher von Pessimismus als Optimismus geprägt. Dieses trübt neben allen wirtschaftlichen Sorgen und Herausforderungen leider bei den meisten Betrieben vielmehr die Gesamtstimmung. Der gesellschaftliche und mediale Druck hat in den letzten Jahren leider eine vollkommen neue Rolle eingenommen. Glyphosat, Düngeverordnung, Feinstaub, Pestizide, Antibiotika und Haltungsformen in der Tierhaltung, sind nur einige der Schlagworte. Viele Landwirte fühlen sich dabei leider zu oft in der Opferrolle und es geht vielfach nur noch um die Rechtfertigung des eigenen Tuns. Technik zu kaufen ist vergleichsweise einfach, aber gute und vor allem qualifizierte Mitarbeiter zu finden stellt die Branche vor eine große Aufgabe. Und eben hier liegt das Problem – wenn das Image der Branche schlecht geredet wird, fragen sich junge Leute bei der Berufswahl, ob Landwirtschaft das Richtige ist.

Es bedarf mehr Zuversicht in der Branche – nicht alles ist verloren und die Landwirtschaft muss sich wieder mehr auf das Positive besinnen und daran erfreuen. Auch andere Branchen haben mit genügend Herausforderungen zu kämpfen.

Fazit:
Alles in allem ist jedoch nicht alles schlecht und ohne Perspektiven. Angespannte Phasen werden schlechter geredet, als diese tatsächlich sind. Hier beginnt der Prozess einer Tretmühle und Gruppendynamik. Umgekehrt wurden insbesondere die guten Ackerbaujahre vor einigen Jahren besser geredet als sie waren und Risiken, die es damals auch gab, wurden ausgeblendet. Das führte dann zu völlig unüberlegten Entwicklungen. Von denen sich heute einige als falsch beweisen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Ernte 2019 mit hoffentlich erfreulichen Erträgen und auskömmlichen Preisen.