Von "trocken" zu "noch trockener"
Mit ca. 385 mm in der Region Bernburg im gesamten Jahr 2018 war es bekanntlich nicht weit her mit den Erträgen in den meisten Kulturen. Die Hoffnung auf Besserung hat sich in manchen Regionen Deutschlands, darunter auch die südliche Magdeburger Börde, bereits im Herbst 2018 zerschlagen.
Während in vielen Gegenden Deutschlands ausreichend Niederschläge für eine gute Herbstentwicklung gefallen sind, wurden am Internationalen Pflanzenbauzentrum der DLG in Bernburg-Strenzfeld gerade einmal 197 mm im Zeitraum August bis Ende Dezember gemessen. Die weitaus größte Menge von 66 mm fiel dabei sogar erst pünktlich zu Weihnachten.
Das neue Jahr startete nicht viel besser. Seither erreichten im ersten Quartal gerade einmal 70 mm den Boden am Standort. Im Boden selbst wurden in der aktuellen Woche nicht einmal 60 Prozent nutzbare Feldkapazität in einer Tiefe bis 60 cm gemessen. Der Großteil davon in den oberen 30 cm. Dort zerren seit Wochen starke Winde an der Feuchtigkeit.
Das sind keine guten Voraussetzungen für die Pflanzenbestände. Während Raps und Weizen bereits im Herbst nur mäßig aufliefen und sich anschließend entsprechend sparsam entwickelten, sieht es auch für die Sommerkulturen aktuell nicht viel besser aus. Zwar hatten die Landwirte insofern Glück, dass die wenigen Niederschläge immer zur richtigen Zeit kamen und so das flache Saatbett erdfeucht hielten. Für eine ordentliche Entwicklung der Pflanzen fehlt aber das Bodenwasser, um auch Nährstoffe, die meist in tieferen Schichten gebunden sind, effizient aufnehmen zu können.
Die Nährstoffversorgung der Pflanzenbestände lassen die Praktiker diese Tage fast noch mehr Sorgenfalten auf die Stirn zaubern, als allein das Wasser. Durch die ausbleibenden Niederschläge und geringen Ernten im Vorjahr warten noch hohe Mengen an Nmin in den unteren Bodenhorizonten auf deren Nutzung. Dies kann aber nur passieren, wenn Wasser bis dorthin gelangt, um den Wurzeln die Aufnahme zu ermöglichen. Das passiert im Moment nicht und ist auch in den nächsten Wochen nicht absehbar. Diese, den Pflanzen verschlossenen Nährstoffmengen, verbieten jedoch auch eine angepasste Stickstoffversorgung von oben. Die Kombination aus Wassermangel und Nährstoffknappheit lassen die Hoffnung auf bessere Ernten als 2018 schrumpfen.
Szenario: In den nächsten zwei Monaten fallen ausreichend Niederschläge, um auch die Bodenzonen bis 90 cm aufzufüllen. Steigende Temperaturen und Feuchtigkeit regen die Mineralisierung und das Wurzelwachstum an. Die gespeicherten Nährstoffe werden voll wirksam. Alles gut?
Eine massive, unkontrollierte Stickstoffversorgung Ende Mai/Anfang Juni trifft vor allem die Winterkulturen genau zum falschen Zeitpunkt. Für den finalen Ertrag sind diese N-Mengen kaum noch wirksam – sogar eher schädlich. Sie initiieren ein spätes Biomassewachstum. Vor allem der Weizen neigt dann sehr schnell zum Lager und der wenige Ertrag liegt dann auch noch auf dem Boden. Raps reift spät und ungleichmäßig ab, was die Ernte mit guten Qualitäten bei der ohnehin aus vielen anderen Gründen angeschlagenen Kultur weiter erschwert. Lediglich die Sommerkulturen könnten diese N-Mengen noch sinnvoll nutzen. Aber auch hier gilt, dass nur eine kontrollierte und nicht explodierende Nährstoffversorgung die gewünschten Effekte bringt.
Am IPZ können wir diese Effekte durch Bodenfeuchtesensoren, Analysen und einem breiten Spektrum an angebauten Kulturen und Anbausystemen sehr gut beobachten. Auch umsetzbare geringe Mengen an Zusatzwasser durch Bewässerung erleichtern uns die Einschätzung der Wirkungen von Wasser und Nährstoffen am Standort. Wir werden ganz besonders in diesem Jahr ein Auge darauf haben, was unsere Bestände mit dem wenigen Wasser und den schlummernden Stickstoffmengen im Boden anstellen und wie wir mit dem nur noch sehr kleinen verbleibenden Spielraum bei der Düngung umgehen.
Wir halten Sie auf dem Laufenden und drücken allen Betroffenen die Daumen.