Nachhaltigkeits-Index 2018 veröffentlicht
„In der Wertegesellschaft des 21. Jahrhunderts wollen Menschen moralisch richtig handeln und die Welt verbessern. Das zeigt sich in vielen Debatten über die ‚richtige‘ Landwirtschaft. Landwirte verstehen sich als Teil der zukunftsorientierten Bioökonomie, als Erzeuger von Lebensmitteln und biogenen Rohstoffen.
Dieses Verständnis impliziert die schonende Behandlung der Bewirtschaftungsgrundlagen und der Ressourcen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe. Deshalb ist Nachhaltigkeit der Produktionsverfahren in Ackerbau und Tierhaltung längst zum unternehmerischen Ziel moderner Landwirtschaft geworden“, so Hubertus Paetow, Präsident der DLG, anlässlich der Herausgabe des DLG-Nachhaltigkeits-Index 2018.
Methodik: Gewichtung von Einzelindikatoren
Der aggregierte Nachhaltigkeits-Index für die deutsche Landwirtschaft wurde methodisch in Anlehnung an die Berechnung des Welthungerindex entwickelt. Die drei Nachhaltigkeitskomponenten Ökonomie, Ökologie und Soziales sind darin auf der Basis von vier Einzelindikatoren gleichgewichtet berücksichtigt. Die zur Berechnung gewählten Einzelindikatoren stehen stellvertretend für die jeweiligen Komponenten, indem sie eine enge Korrelation mit anderen Indikatoren des jeweiligen Bereichs aufweisen. Die Datengrundlage für diese Indikatoren bilden öffentlich zugängliche Statistiken (OECD, Statistisches Bundesamt, Umweltbundesamt).
„Eine Betrachtung über die Entwicklung von Tierwohl ist in diesem Rahmen bisher nicht möglich, da die notwendige Datengrundlage nicht gegeben ist“, erläutert Hubertus Paetow und ergänzt: „Die Methodik der Berechnung könnte auch auf andere Länder übertragen werden, um einen Vergleich der Nachhaltigkeitsentwicklung über Länder hinweg anzustellen. Das wäre aufgrund der internationalen Verflechtung von Handelsströmen in der aktuellen heimischen politischen Debatte hilfreich.“
Ökologie: Verbesserung bei der Stickstoff-Gesamtbilanz und bei Treibhausgas-Emissionen
Die Komponente „Ökologie“ errechnet sich aus der Entwicklung der zwei Teilindikatoren Stickstoff-Gesamtbilanz-Überschussabbau und der Minderung der Treibhausgas-Emissionen (THG) aus der Landwirtschaft. Der Stickstoffüberschuss und die Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft befinden sich derzeit stark in der öffentlichen Kritik und stehen stellvertretend für die Vielzahl an Einzelindikatoren, die das Thema Umwelt abbilden.
In die Berechnung gehen zu zwei Dritteln der Abbau des Stickstoff-Gesamtbilanz-Überschusses und zu einem Drittel die THG-Emissionen ein. Im Ergebnis beträgt die durchschnittliche jährliche Besserungsrate des Teilindikators Abbau Stickstoff-Gesamtbilanz-Überschuss 3,6 Prozent, die der Minderung der Treibhausgas-Emissionen 2,3 Prozent. Der Komponentenindex Ökologie insgesamt schneidet mit einer erfreulichen durchschnittlichen jährlichen Zielverbesserung von 3,1 Prozent ab.
Geringeres Wachstum in den Bereichen „Ökonomie“ und „Soziales“
Zur Bestimmung des Komponentenindex Ökonomie wird die wertschöpfungsbasierte Arbeitsproduktivität und deren Änderungsrate herangezogen. Damit wird die Produktivitätsentwicklung im Hinblick auf die Generierung realer Wertschöpfung (Schaffung von Realeinkommen für Boden, Arbeit, Kapital) erfasst. Durch die Wachstumsrate lässt sich der Fortschritt in Produktivität und Effizienz ablesen. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate beträgt 0,15 Prozent. „Leider musste die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren aufgrund von Preistiefs Produktivitätseinbrüche hinnehmen, die zu geringeren Wachstumsraten geführt haben“, nennt der DLG-Präsident einen der Gründe für die geringeren Wachstumsraten.
Als geeigneter Indikator für den Komponentenindex Soziales wird der einfache Einkommensvergleich herangezogen, in dem der Bruttoinlandsprodukt-Anteil (BIP-Anteil) der Landwirtschaft auf den Beschäftigtenanteil (Agrarquote) bezogen wird. Die Teilung der beiden Anteile durcheinander ergibt das Pro-Kopf-Einkommen des Sektors Landwirtschaft, gemessen über alle Einkommensarten in Prozent des volkswirtschaftlichen Gesamteinkommens. Letzteres wird als Zielgröße definiert. Jede Annäherung des Indikators an die Zielgröße wird als Verbesserung der sozialen Lage der Landwirtschaft interpretiert. Der durchschnittliche Zuwachs beträgt 0,3 Prozent.
Jährliche Steigerungsraten dank Verbesserungen im Umweltbereich
„Aus den offensichtlich geringeren Steigerungsraten der Indikatoren in den Bereichen Ökonomie und Soziales lässt sich ableiten, dass die Steigerung des aggregierten Nachhaltigkeits-Index von jährlich insgesamt 1,4 Prozent vor allem auf Verbesserungen im Umweltbereich zurückzuführen ist“, erklärt Hubertus Paetow und stellt weiter fest: „Die Landwirte antizipieren die Anforderungen der Gesellschaft an Umwelt- und Klimaschutz und verstehen unter Fortschritt diesbezügliche Verbesserungen von Verfahren sowie des Tierwohls, denn die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen sichere die dauerhafte gesellschaftliche Akzeptanz."
Der vollständige „Nachhaltigkeits-Index 2018 – Landwirtschaft in Deutschland“ steht kostenfrei zum Download bereit.