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Sanieren statt weglaufen

Karl Heinz Mann zu Krisenstrategien für Agrarunternehmen

Wenn Landwirte heute vier Jahre zurückblicken, stellen sie fest, dass davor die Agrarbranche eine achtjährige außerordentliche Boomphase erlebt hat. Im Ackerbau die hohen Preisen für Getreide und Raps, die guten Preise für Zuckerrüben, in der Tierhaltung ein wachsender Schweinemarkt und in der Milchproduktion trotz der ersten Milchkrise eine deutlich positive Entwicklung für die gut geführten Betriebe.

Dies hat bei landwirtschaftlichen Unternehmern, auch angesichts der positiven Prognosen für die Agrarmärkte, zu einem großen Optimismus geführt. In der Folge wurden in vielen Betrieben, auch wegen der günstigen Finanzierungsmöglichkeiten, umfangreiche Investitionsentscheidungen getroffen, bei denen mögliche Risiken zu wenig beachtet und eingepreist wurden. Dies trifft sowohl auf die Erweiterungsinvestitionen in der Tierhaltung, auf die Akzeptanz steigender Pachten, den Kauf von Ackerflächen mit Fremdkapital und für Investitionen in Biogas zu.

Die Ackerbauern treffen nun die plötzlich verschlechterten Rahmenbedingungen, mit gesunkenen Preisen, witterungsbedingten Ertragseinbrüchen und zunehmenden Resistenzproblemen. Die Tierhalter kämpfen mit steigenden Auflagen für Haltungsbedingungen und Produktion sowie in den Intensivtierhaltungsgebieten mit den Auswirkungen der Düngeverordnung. Bei der Planung der Biogasanlagen treffen sie auf nicht erwartete Auflagen zur Schaffung von zusätzlichem Lagerraum, Havarie-Sicherungsauflagen und auf erhöhte Entsorgungskosten.

Auch viele gute, bislang sehr erfolgreiche Produktionstechniker mussten jetzt bitter erfahren, was unternehmerisches Risiko bedeutet. Dass große Sprünge mit viel Fremdkapital, unerwartete Anfangsprobleme nach einer Investition, zu hohe Pachtpreise auch gut aufgestellte Betriebe an die Grenze ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit bringen. Andererseits sind auch in den guten Jahren Betriebe mit unterdurchschnittlichen Leistungen nicht aus der Produktion ausgeschieden, obwohl es gute Chancen bei der Verpachtung und im Arbeitsmarkt gab. Diese müssen jetzt feststellen, dass sie Schwierigkeiten haben, in dem veränderten Umfeld auf Dauer noch zu bestehen.

Kurz gesagt, beide Gruppen befinden sich in einer Krise, die von unterschiedlicher Intensität sein kann und für die es ganz verschiedene Auswege geben wird. In allen Fällen werden dann in den Betrieben die Krisenursachen in unterschiedlicher Intensität sichtbar. Die Kapitaldienstfähigkeit ist eingeschränkt oder nicht mehr gegeben, Eigenkapital wird nicht mehr gebildet, Maschinen können nicht mit Mitteln aus der Abschreibung bezahlt werden, sondern werden gemietet. Nicht die Hausbank, sondern der Handel finanziert immer umfangreicher und zu immer ungünstigeren Bedingungen, Rechnungen und Löhne werden nicht mehr pünktlich bezahlt und im schlimmsten Fall verliert der Unternehmer den Überblick und geht auf „Tauchstation“. Soweit darf es nicht kommen!

Wenn Sie in Ihrem Unternehmen solche oder andere Krisensymptome erkennen, liegt es in Ihrer Verantwortung als Unternehmer, die Sie für ihre Familie, für die Erhaltung des Vermögens und für Ihre Mitarbeiter haben, dass Sie die notwendigen Maßnahmen ergreifen und sich rechtzeitig professionelle Unterstützung suchen, um die Krise zu bewältigen.

Ziel einer Sanierung ist es, diese Abwärtsspirale zu durchbrechen und das Unternehmen wieder zu stabilisieren. Die Praxis zeigt, dass gerade in der Landwirtschaft eine Sanierung dann sehr aussichtsreich ist, wenn sie rechtzeitig und konsequent angegangen wird. Das Motto für den Unternehmer muss also lauten, „nicht den Kopf in den Sand stecken und vor den Problemen weglaufen, sondern die Sanierung mit guter fachlicher Unterstützung angehen“.

Auf der DLG-Wintertagung am 20. Februar in Hannover haben Sie die Gelegenheit im Impulsforum „Agrarunternehmen in der Krise – Sanierungsstrategien“ mit uns zu diskutieren, wie man mit den Auswirkungen der schwierigen Rahmenbedingungen im Unternehmen umgeht und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Diskutieren Sie mit!