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Agrarwirtschaft als Treiber der Energiewende

René Döbelt mit einer Analyse und Ausblick zur Energiewirtschaft im Agribusiness

Auch wenn sich nicht alle Investitionen der vergangenen Jahre in die Energiewende bezahlt gemacht haben, konnten trotz Risiken und steigenden Anforderungen an die Genehmigungsauflagen größtenteils solide Betriebszweige und gewinnbringende Betreibergesellschaften etabliert werden. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete sicherlich die Förderung und Einspeiseverordnung.

Ein oft unterschätzter, aber erwähnenswerter externer Effekt dieser innovativen Energieerzeugung in der Landwirtschaft ist der positive und nachhaltige Einfluss auf Umwelt und Natur sowie letztendlich auch dem Gemeinwohl.

Unter Verwendung anfallender landwirtschaftlicher Biomasse, der Nutzung von Dachflächenkapazitäten und dem gleichzeitigen Bedarf an Energie ergeben sich dezentrale Systeme zur Energieerzeugung, welche höchst effizient und für eine angestrebte Kreislaufwirtschaft hervorragend geeignet sind. Gleichzeitig lassen sich damit vielfach Maßnahmen zum Ausbau der Artenvielfalt, einer kontrollierten Nährstoffversorgung sowie der Nutzung von oft ungenutzten Flächen verbinden. Beispiele finden sich beim Einsatz alternativer Substrate bei der Biogaserzeugung, wie etwa der Durchwachsenen Silphie, Holzhackschnitzeln aus dem Anbau von Kurzumtriebsplantagen oder ganz einfach Blühstreifen.

Um auch nach dem absehbaren Ende fixer Stromvergütungen weiterhin lohnenswert „grüne“ Energie zu produzieren, ist die Landwirtschaft aufgerufen, sich an den jährlichen Ausschreibungen zu beteiligen und innovative Nutzungskonzepte sowie intelligente Vermarktungskanäle auszubauen. Die EnergyDecentral bietet eine einzigartige Fülle an Informationen und Technologien, um hier Orientierung für eine zukünftige Ausrichtung zu geben.

Der Nutzung der selbst erzeugten Energie im Betrieb oder dem unmittelbaren Umfeld in Form von Strom, Wärme oder Kraftstoff wird eine tragende Rolle in der Sicherstellung der Energieversorgung in ländlichen Regionen zukommen. Bei Investitionsentscheidungen gilt es folglich, neben ökonomischen Aspekten auch die gesellschaftlichen Erwartungen zu berücksichtigen. So könnte beispielweise eine Photovoltaik-Anlage eines Milchviehstalls – intelligent vernetzt – bereits heute den größten Teil der Eigenstromversorgung oder die lokaler Kindergärten, Schwimmbäder und sonstiger öffentlicher Einrichtungen sichern.

Gerade Neubauvorhaben von Biogasanlagen im kleineren Bereich bis 75 kW erfüllen die Erwartungen an eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Energieproduktion. Über die Stromproduktion hinaus kann auch Wärme und vor allem Kraftstoff hergestellt werden. Dies ist gerade hinsichtlich der Dieselproblematik und der Diskussion um alternative Antriebe ein erwähnenswertes Produkt, denn speziell in der Landwirtschaft lassen sich Praxisbeispiele für Biomethan- oder Pflanzenöltraktoren aufzeigen. Dass diese nicht nur auf der Messe, sondern auch unter realen Einsatzbedingungen zu finden sind, bestätigen Landwirte im Fachprogramm der EnergyDecentral und geben wertvolle Informationen zu Einsatz und Nutzung.

Noch smarter geht es beim Thema Elektromobilität, denn auch hier kommt der Landwirtschaft eine Vorreiterrolle zu. Entwicklungen vom Hybrid-Pickup über den elektrischen Radlader bis zum rein elektrisch betriebenen Futtermischwagen, welche selbstständig und nahezu geräuschlos zwischen Silo und Stall pendeln, sind bereits für die Praxis verfügbar.  

Das alles sind überzeugende Argumente, die belegen, dass die moderne Landwirtschaft mit innovativen und fortschrittlichen Technologien eine nachhaltige und umweltfreundliche Energieversorgung sichern kann. Deshalb gilt es, wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Prozesse aktiv mitzugestalten, um die Zukunft der Energieversorgung in den eigenen Händen zu behalten.