Kartoffelmarkt 2018
Martin Umhau über besondere Herausforderungen und spannende Entwicklungen

Vorsitzender des Beirates der PotatoEurope
und Landwirt in Oschatz (Sachsen). Foto: DLG
In dem sich zu Ende neigenden „Jahrhundertsommer“ gehört die Landwirtschaft zu den Verlierern - je nach Region und Produktionsschwerpunkt in unterschiedlichem Ausmaß. Zweifellos am stärksten betroffen dürfte wegen der fehlenden Futterbasis die Rinderproduktion sein. Insgesamt sind die konkreten ökonomischen Auswirkungen noch nicht abschließend zu erfassen und in der Diskussion um Hilfsmaßnahmen umstritten.
Auch die Kartoffelernte 2018 wird nach ersten Schätzungen mit rund zehn (Vj.: 11,7) Mio. t so niedrig ausfallen wie seit Jahren nicht mehr. In der Branche werden sogar noch deutlich kleinere Zahlen diskutiert. Diese Unsicherheit ist auch dem Umstand geschuldet, dass wir einen sehr kleinteiligen Flickenteppich an Ertrags- und Witterungsbedingungen hatten. Eine weitere Rolle spielt die Verfügbarkeit von Beregnungsmöglichkeiten. Insgesamt zeigt sich dieses Jahr einmal mehr: Der entscheidende Faktor für die Erntemenge ist nicht die Anbaufläche, sondern der Ertrag.
Die nun bevorstehende Ernte wird hohe Anforderungen an die Erntearbeiten und das weitere Vorgehen im Lager mit sich bringen. Hier ist insbesondere die starke physiologische Beanspruchung der Knolle zu berücksichtigen und auf ihre Lagerstabilität zu achten.
Vor diesem Hintergrund ist eine Prognose der Preisentwicklung besonders schwierig, der Blick in die Glaskugel besonders intensiv:
Im Speisebereich werden Preise um die 25,- Euro/dt als realistisch und durchsetzbar angesehen. Appelliert werden muss einmal mehr an einen vernünftigen und fairen Umgang aller Marktteilnehmer. So sollten Erzeuger nicht in der Hoffnung auf exorbitante Preise die Marktbeschickung vernachlässigen. Andererseits sollte auch die aufnehmende Hand ihre Beschaffungsstrategie auf die angestammten Herkunftsländer und Lieferzeiträume konzentrieren. Hier ist gegenseitiges Unter-Druck-Setzen zu vermeiden.
Noch unübersichtlicher gestaltet sich die Situation auf dem Markt für Verarbeitungskartoffeln. Neben den vertraglich gebundenen Mengen erfolgt die Versorgung der Lebensmittelindustrie bereits in größerem Umfang mit Partien aus dem freien Markt. Es werden dabei von den Verarbeitern große Zugeständnisse gemacht, sowohl was die Sorten betrifft als auch die Sortierung der Partien.
Des Weiteren ist zu erwarten, dass auch für die Stärkekartoffelerzeugung angebaute Partien ihren Weg in die Nahrungsmittelproduktion finden werden. Gerade in einem Jahr wie diesem sollten alle Marktteilnehmer daran denken: „pacta sunt servanta“ (Verträge sind einzuhalten). Dies war in der Vergangenheit nicht immer der Fall und hat zu Verwerfungen im Markt geführt. Wobei es den Vertragspartnern natürlich frei steht, durch Vertragsanpassungen eine für alle akzeptable Lösung für dieses außergewöhnliche Jahr zu finden.
Die oben genannten Unwägbarkeiten werden zur PotatoEurope vom 12. bis 13. September auf dem Rittergut Bockerode bei Hannover intensiv diskutiert werden. Um individuell optimale ökonomische Entscheidungen treffen zu können, ist daher der Besuch der PotatoEurope in der kommenden Woche ein absolutes Muss.