Zum Hauptinhalt springen

Spurensuche im Nichts

Wie Pragmatismus „made in USA“ funktioniert, erläuterte Dr. Margaret Rosso Grossmann am Montag dieser Woche in Berlin. Während einer Veranstaltung in der US-Botschaft berichtete die Wissenschaftlerin der Universität Illinois, dass in den Vereinigten Staaten die neuen Züchtungsmethoden, beispielsweise CRISPR/Cas, den Status "Generally Recognised As Safe" (GRAS) haben.

Die Klassifizierung GRAS entstand parallel zu den neuen Züchtungsmethoden. So erzeugte Produkte würden als "grundsätzlich sicher betrachtet". Anbau und Vermarktung, einschließlich Export, sind damit aus US-Perspektive vollkommen legal.

Im Gegensatz zu GVO sind die punktuellen gezielten Mutationen der neuen Verfahren im Produkt nicht nachweisbar. Zwar lässt sich der Einsatz der Methoden hierzulande regulieren, wer aber diese in den Erzeugnissen ermitteln will, landet mit seiner Spurensuche im Nichts.

Für Prof. Dr. Andreas Weber vom Forschungsverbund CEPLAS (Cluster of Excellence on Plant Sciene) ist eine Reform der europäischen GVO-Regulation dringend angesagt. Gerade kleinen und mittleren Unternehmen, so Weber diese Woche in Berlin, eröffneten sich mit den neuen Züchtungsmethoden sehr gute Optionen.

Der Biochemiker berichtete von einem bemerkenswerten Widerspruch: Als "Bio-Ware" eingestufte Süßkartoffeln sind aus natürlicher Gentechnik entstanden. In dem Wurzelgemüse konnten Wissenschaftler sogenannte Transfer-DNA nachweisen. Alle Süßkartoffeln haben damit ein Merkmal wie Organismen der klassischen Grünen Gentechnik.

Wissenschaftliche Antworten auf wirtschaftliche Fragen vermittelte in Berlin Dr. Shaun Curtin vom US-Züchtungsunternehmen Calyxt. Aufgrund des hohen Anteils an ernährungsphysiologisch unerwünschten Trans-Fettsäuren ist laut Curtin der Konsum von Sojaöl in den vergangenen Jahren zugunsten anderer Speiseöle zurückgegangen.

Calyxt habe via Genome Editing eine Soja-Sorte mit deutlich verbessertem Fettsäuremuster zur Marktreife gebracht. Die erste Ware sei vorausichtlich Ende 2018 erhältlich. Derzeit forsche das Unternehmen an einer Weizensorte, die verglichen mit bisherigen Varianten einen dreimal höheren Faseranteil aufweise. Ein hoher Faseranteil in Nahrungsmitteln gilt als erwünscht für eine gesunde Ernährung.

Die Veranstaltung in der Berliner Botschaft der USA gehört zu einer Reihe mit vier Stationen. Vor dem Event in der Bundeshauptstadt informierte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in Budapest und Wien. In Kürze steht zum Abschluss die tschechische Hauptstadt Prag an.