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Schweinegülle für den Ackerbauern wertvoll machen

Wie sollte eine Kooperation von Ackerbauern und Schweinehaltern gestaltet werden, damit letztlich eine Win-Win-Situation entsteht? Welche Vorteile und welche Fallstricke gibt es, und ab wann lohnt sich eine Kooperation?

Diese und weitere Fragen wurden durch die Referenten des Arbeitskreises Verwertung von Wirtschaftsdünger im Rahmen der DLG-Unternehmertage kürzlich in Kassel beantwortet.

Kommunikation und Spaß an der Zusammenarbeit als Voraussetzung

Landwirt Henning Pfeiffer berichtete von seinem rund 440 ha großen Marktfruchtbetrieb in Clenze/Landkreis Lüchow-Dannenberg. Seine Kooperation umfasst die Kartoffel- und Gemüseverarbeitung, eine Biogasanlage, eine Bruchteilsmaschinengemeinschaft, eine Rübenrodegemeinschaft, eine Dienstleistungsgesellschaft und eine Schweinemast GbR.

Die Kooperation entstand aus einer Kettenreaktion. Pfeiffer nennt diese Entwicklung eine „spezialisierte Diversifizierung“, denn jeder Gesellschafter ist Experte in seinem eigenen Bereich. Synergien nutzen, Kreisläufe schließen und die Wettbewerbsfähigkeit der Einzelbetriebe durch Degressionseffekte sichern – dies gehe mit einer gut funktionierenden Kooperation auf.

NIRS Sensor als Unterstützung der Ackerschlagkartei

Der Milchvieh- und Sauenhalter Stefan Vogelsang aus Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen weiß bei jedem Fass, das er aufs Feld fährt, wie viel Stickstoff er ausbringt. Der technikbegeisterte Praktiker hat hierfür einen Nah-Infra-Rot-Spektroskopie (NIRS) Sensor an seinem Güllefass befestigt. Damit misst er live, wie viel Nährstoffe in jedem einzelnen Fass sind und passt danach seine Gülleausbringung an. Durch die Phasenbildung der Gülle sind die Einzelproben aus einem Güllebehälter oft ungenau. Das stört Ackerbauern, die exakte Nährstoffgehalte im Dünger haben wollen.

Weiterhin schrecke der hohe bürokratische Aufwand Ackerbauern oft vor der Gülleaufnahme ab. Dafür hat Vogelsang ebenfalls eine Lösung. Mit dem NIRS Sensor und dem angeschlossenen Dokumentationssystem weist er genau nach, wie viel Stickstoff über die Gülle auf den Ackerparzellen gelandet ist. Daneben setzt er den Sensor auch in der Ernte ein und erfasst die Erträge. Damit kann er dann im nächsten Jahr jeden Schlag nach Bedarf düngen. Die Ertragswerte des NIRS Sensors stellt er seinen aufnehmenden Ackerbaubetrieben als Dienstleistung ebenfalls zur Verfügung.

Bodennahe Ausbringtechnik senkt N-Verluste

Dr. Marco Schneider vom Beratungsteam Pflanzenbau, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Alsfeld, erläuterte, wie die Ausbringtechnik Nährstoffverluste beeinflusst. Vor allem bei hohen Temperaturen und Breitverteilung gingen bis zu 78 Prozent Stickstoff verloren. Kühleres Wetter und bodennahe Ausbringtechnik senke die Verluste beispielsweise bei Schleppschuhen auf bis zu elf Prozent.

Neben dem NIRS Sensor setzt auch Vogelsang ein Schleppschuhgestänge an seinem Güllefass ein. Für die Technik hat der Landwirt viel investiert. „Eine halbe Million Euro kostet das Güllefass mit einem 200-PS-Schlepper inklusive Reifenregeldruckanlage“, sagte er. Das lohne sich nur mit entsprechender Förderung. Die erhält er unter anderem auch, weil er einer von 31 Modellbetrieben in Nordrhein-Westfalen ist, die besonders wasserschonend wirtschaften wollen.

Ab 25,- Euro/m³ lohnt die Schweinehaltung nicht mehr

„Steigen die Kosten der Gülleverwertung auf 25,- Euro/m³, ist eine Bestandsabstockung für Schweinehalter sinnvoller“, rechnete Ruth Beverborg, Leiterin des Sachgebietes Betriebswirtschaft der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, vor. Sie zeigte die Kosten der unterschiedlichen Varianten wie der N- und P-reduzierten Fütterung, des Transportes von Dünn- und Dickgülle sowie der Flächenzupacht. Für die Ackerbauern lohne sich die Gülleaufnahme, da diese die Kosten für Mineralstoffdünger einsparen können.

Am Ende der Diskussion waren auf Nachfrage tatsächlich einige der anwesenden Ackerbauern bereit, sich mit ebenfalls im Raum befindlichen Schweinehaltern zusammenzuschließen, um einen Gülleabnahmevertrag abzuschließen. Somit waren die DLG-Unternehmertage vielleicht der Beginn (mindestens) einer wunderbaren Kooperation im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.