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Beregnung als Lebensversicherung

Seit fast vier Monaten herrscht nun schon Trockenheit in weiten Teilen Deutschlands. In Verbindung mit extremer Hitze hat sie sich zu einer ausgeprägten Dürre entwickelt – ein Ende ist nicht absehbar.

Die Ernteausfälle bei den Druschkulturen sind unterschiedlich hoch. Auf einigen guten tiefgründigen Standorten, die über ein hohes Wasserspeichervermögen verfügen, waren sie relativ gering, während auf leichten Standorten vor allem im Norden und Osten Deutschlands teilweise mehr als 50 Prozent des langjährigen mittleren Ertrages fehlten.

Die Kartoffel-, Rüben- und Maiserträge sind noch nicht eingebracht, es dürfte aber - zumindest auf leichten, nicht beregneten Standorten – sehr deutliche Mindererträge, wenn nicht gar eine Missernte geben. Vor allem beim Mais wird dies gnadenlos sichtbar. Den Milchviehbetrieben fehlt es massiv an Futter, sodass (wenn überhaupt möglich) Futter zugekauft bzw. Viehbestände teilweise abgestockt werden müssen.

Wohl dem Betrieb, der über eine Bewässerungsmöglichkeit verfügt und seine Erträge durch Regen aus der Düse absichern konnte. Für ganze Regionen, zum Beispiel die historisch gewachsene, ackerbauliche Beregnungsregion in Nordostniedersachsen, wo in vielen Betrieben annähernd 100 Prozent ihrer LF beregnet werden kann, ist die Beregnung auch in „Normaljahren“ zwingend erforderlich. Sie sichert dort die Einkommen der zum großen Teil auf die Kartoffel spezialisierten Betriebe ab und trägt zur Wertschöpfung in den ländlichen Regionen und zum Erhalt der Arbeitsplätze in vor- und nachgelagerten Bereichen der Landwirtschaft bei.

In diesem extremen Trockenjahr ist die Zusatzwasserversorgung absolut existenzsichernd. Die Beregnungsbetriebe können Lieferverträge mit den Abnehmern der Produkte auch im Dürrejahr 2018 noch weitgehend erfüllen, was sie zu nachhaltig verlässlichen Marktpartnern macht.

Allerdings war es in diesem Extremjahr vielfach kaum möglich, auf allen Flächen eine ausreichende Wasserversorgung für die Kulturen sicherzustellen. Dazu war die Hitze, vor allem im Juli, zu groß. Sie hatte tägliche Verdunstungsraten von bis zu 7 mm zur Folge, auf deren Ausgleich kaum eine Beregnungsanlage ausgelegt ist. Es kam daher zu Engpässen, sodass auch die Beregnungsbetriebe Ertragseinbußen hinnehmen müssen.

Beregnung ist ein sehr teures Betriebsmittel. Bei Zusatzregengaben von teilweise mehr als 200 mm, wie sie in diesem Jahr zum Beispiel zu Kartoffeln häufig vorkommen, fallen allein an variablen Beregnungskosten zwischen 300 und 500 Euro/ha an, je nach Ausstattung der Anlage. Die festen Kosten für die Beregnungsanlage kommen noch hinzu.

Die hohen Beregnungskosten schmälern den Gewinn beziehungsweise das Einkommen der Betriebe erheblich, sodass zum Beispiel eine sehr hohe Beregnung von Getreide in diesem Jahr trotz gestiegener Preise unter Umständen sogar unwirtschaftlich war. Die beregnungswürdigste Kultur ist langjährig neben Gemüse die Kartoffel gewesen, welche - trotz sehr hoher Zusatzregenmengen – auch in diesem Jahr hochwirtschaftlich sein dürfte.  

Die Wasserverfügbarkeit ist für die Betriebe nicht unbegrenzt. Sie ist durch die Wasserbehörden streng begrenzt und orientiert sich am nutzbaren Dargebot in jedem einzelnen Grundwasserkörper. In diesem Jahr dürften in vielen Fällen auch die begrenzten wasserrechtlichen Erlaubnisse überschritten worden sein. Das war jedoch unumgänglich, um erhebliche Ertragseinbrüche in allen Kulturen zu verhindern und damit die Erzeugung unserer Nahrungsmittel zu gewährleisten.

Schon seit mehr als 30 Jahren gibt es die DLG-Arbeitsgruppe Bewässerung. Sie ist die Austausch- und Informationsplattform für die Bewässerungsfachleute aus Deutschland. Jährlich findet eine Fachtagung mit anschließender Exkursion zu unterschiedlichen bewässerungsrelevanten Themen, abwechselnd in den einzelnen Bundesländern, statt. Zurzeit beschäftigt sich die AG mit der Erstellung eines Merkblattes, um an der Beregnung interessierten Betrieben eine erste Information zum Thema Bewässerung an die Hand zu geben.

Autor: Ekkehard Fricke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen.