Rapsaussaat 2018
Georg Scheuerle will trotz schwieriger Bedingungen nicht auf Raps verzichten

für Ackerbau und Landwirt in Landsberg/Sachsen-Anhalt.
Foto: privat
Selbst in den klassischen Spätdruschgebieten Deutschlands ist die Getreideernte weitgehend abgeschlossen.
Die außergewöhnlich lang anhaltende Trockenheit sorgte vielerorts für notreife Bestände, bei allen Druschkulturen sind flächendeckend deutliche Ertragseinbußen zu verzeichnen.
Vor allem im Nord-Osten der Republik wurden zum Teil katastrophale Erntemengen realisiert, die noch zur Ernte anstehenden Feldfrüchte lassen nichts Besseres erwarten.
Zahlreiche trockene Sommer habe ich bereits erlebt, eine derartige Wettersituation liegt jedoch offensichtlich mehrere Generationen zurück. Häufig sind die Wasservorräte im Boden völlig aufgebraucht.
Neben den Sorgen um die Futterversorgung in der Tierhaltung steht in den Ackerbaubetrieben derzeit die Planung der Rapsaussaat im Mittelpunkt.
Der Anteil von Raps in der Fruchtfolge ist in den letzten Jahren vorwiegend aus phytosanitären Gründen etwas eingeschränkt worden. In vielen Regionen ist jedoch der Stellenwert von Winterraps als wichtigste Blattfrucht im Anbauplan ungebrochen.
Viele Betriebsleiter stellen sich nun die Frage ob, und wenn ja wie, Bestände in dieser Situation zu etablieren sind. Zu diesem Zeitpunkt über die `Nichtaussaat´ nachzudenken halte ich für verfrüht. Auch wenn uns das Prinzip Hoffnung nun einige Monate enttäuscht hat, sollten wir dennoch davon ausgehen, dass sich akzeptable Aussaatbedingungen durchaus noch einstellen können.
Sehr unterschiedliche Voraussetzungen, Vorfrucht, Strohmanagement, Bodenbearbeitung, Bodenart, sowie der spezielle Feuchtezustand des Bodens fordern die besondere Aufmerksamkeit des Betriebsleiters hinsichtlich der Vorbereitungsarbeiten. Die häufig geringe Strohmenge, sowie die früh geräumten Flächen stellen hier durchaus einen gewissen Vorteil dar.
Gerade die lokal sehr unterschiedlich gefallenen Niederschläge machen es nötig, jeden Schlag differenziert zu betrachten.
Übermäßiger Auswuchs ist eine Katastrophe, wenn Feuchtigkeit zu konservieren ist. Eine zusätzliche Bodenbearbeitung kostet zwar ebenfalls Wasser, häufig jedoch weniger als eine grün gewachsene Fläche.
Gerade weil der Raps mit sehr wenig Feuchtigkeit unmittelbar zur Aussaat auskommt und damit in der Lage ist zu keimen, Wurzeln zu bilden, um anschließend eine starke Pflanze zu werden, ist es wichtig, dass Restfeuchtigkeit bei der Aussaat vorhanden ist. Wer mit Pflug oder Grubber ein wenig feuchten Boden zum Saathorizont bringen kann, hat die Chance, dass das Korn zu wachsen beginnt. Dabei kann es entscheidend sein, dass die Bodenbearbeitung unmittelbar vor der Saat erfolgt und die Saattiefe sehr genau auf die aktuellen Bedingungen angepasst wird. Die Saat bei bedecktem Himmel oder in der Nacht kann durchaus von Vorteil sein.
Abschließend bleibt festzustellen, dass die Aussaat bis zum 10. September auf vielen Standorten besser ist, als auf den Raps zu verzichten, eine angepasste Sortenwahl vorausgesetzt! Um sich die Entscheidung, in diesem Jahr doch auf die Aussaat zu verzichten, dennoch offen zu halten, sollte das Saatgut mit Rückgaberecht bestellt werden.
Allen ist klar, dass die diesjährigen Bedingungen besondere Herausforderungen darstellen. Trotz großer Aufmerksamkeit und viel Fingerspitzengefühl wird es nicht immer gelingen, ordentliche Rapsbestände zu etablieren.
Viel Erfolg beim Start in die neue Saison!