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Nicht vollständig auf den Kastenstand verzichten

Jährlich treffen sich die Verantwortlichen für den Schweinebereich der Lehr- und Versuchsanstalten in Deutschland, um sich über aktuelle Untersuchungsergebnisse auszutauschen. Ein Fokus beim diesjährigen Treffen lag bei der Haltung von Sauen und Ferkeln im Abferkelbereich.

Nahezu jede Lehr- und Versuchsanstalt hat aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen in den letzten beiden Jahren eigene Erfahrungswerte mit unterschiedlich gestalteten Abferkelbuchten gesammelt. Ob Bewegungsbucht, Buchten mit Möglichkeit zur freien Abferkelung oder Gruppenabferkelungen: Es existieren mittlerweile zahlreiche Systeme, die in der Praxis funktionieren – wenn (viele) weitere Rahmenbedingungen erfüllt sind.

Die zentrale Erkenntnis der Versuche in den Lehr- und Versuchsanstalten ist, dass ein sofortiger, gänzlicher Verzicht auf eine Fixiermöglichkeit der Sauen aus tier- und arbeitsschutzrechtlichen Gründen nicht zu empfehlen ist. Auch auf das Management und die Genetik kommt es an, wenn mehr Bewegung für die Sauen im Abferkelbereich realisiert werden soll.

Geburtsmanagement  

Aufgrund steigender Wurfgrößen sind in den letzten Jahren auch die durchschnittlichen Geburtsgewichte gesunken und die Geburtsdauer hat sich verlängert. Dies bedeutet eine stärkere Prädisposition der Ferkel für Krankheiten. Die zuerst und zuletzt geborenen Ferkel haben ein höheres Verlustrisiko, wie Untersuchungen an der LfULG Köllitsch zeigen. Als optimal werden Geburtsgewichte zwischen 1,2 und 1,6 kg angesehen. Gerade für schwächere Ferkel ist die Zufütterung von Kolostralmilch wichtig, um die Überlebensrate zu erhöhen. Aber auch die Wasserversorgung (Menge und Qualität) der Sauen spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Gestaltung von Abferkelbuchten

Zentrale Elemente sind der ausreichende Bewegungsraum zum Umdrehen für die Sauen und ein Rückzugsraum für die Ferkel. Es kommt häufig nicht auf die Größe sondern eher auf die Geometrie und Strukturierung der Buchten an. Auch sollte eine Ferkelbeifütterung aus oben genannten Gründen möglich sein.

Untersuchungen in Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein belegen auch, dass eine Fixierung von sechs bis acht Tagen post partum die Ferkelverlustrate signifikant gegenüber dem freien Abferkeln senkt. Einen großen Einfluss haben in diesem Zusammenhang auch Genetik und Management. Die Entwicklung hin zur optimalen Abferkelbucht muss daher ganzheitlich vorgenommen werden, diese Erkenntnis resultierte auch aus einem DLG-Workshop im November 2017 (siehe Mitgliedernewsletter Nr.47 in 2017).

Apropos ganzheitlich: Wenn Betriebe investieren und den Abferkelbereich umbauen, dann sollte auch die Emissionsseite mit bedacht werden. Schieberentmistungen beziehungsweise Güllelagerung außerhalb des Stalles und auf den Stall angepasste Lüftungs- und Kühlungstechnik helfen, das Klima im Stall für Mensch und Tier zu verbessern.

Natürlich sind dies zusätzliche Kostentreiber, die die Produktion weiter verteuern. Es existieren aber auch nationale oder regionale Förderprogramme, über die ein Teil der Kosten gedeckt werden können. Zusätzlich verbessern sich in der Regel auch Tiergesundheit und Tierleistung.

Lösungen und Neuheiten verschiedener Hersteller werden diesen Herbst vom 13.-16. November 2018 bei der EuroTier in Hannover vorgestellt.