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Klauenschneiden ist bisweilen Millimetersache

Alle zwei Jahre trifft sich die Fachwelt deutscher Klauenexperten im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum (LBZ) in Echem in Niedersachsen. Kürzlich war es wieder so weit. Mehr als 150 Klauen-Fachleute nahmen an der sogenannten Echemer Sommertagung Klaue teil, darunter auch aus den Niederlanden und aus Luxemburg.

Nach der Begrüßung durch Vertreter der Landwirtschaftsverwaltung stellte Franziska Paul die neuesten Entwicklungen im Kompetenzzentrum des LBZ Echem vor. Neue Faltblätter des LBZ beschreiben das ABC der funktionellen Klauenpflege und aktualisieren das 5-Punkteschema zur Kontrolle der Dermatitis Digitalis – auch Mortellaro’sche Krankheit genannt.

Dr. Jörg Willig vom Rindergesundheitsdienst im Team Klaue des LBZ gab in seinem Vortrag praxisnahe Empfehlungen zur frühzeitigen Erkennung und zur Vorbeugung vor Mortellaro’scher Krankheit. Laut Willig sind in Deutschland nach Fruchtbarkeits- und Eutergesundheitsstörungen Klauenerkrankungen mit zehn Prozent die dritthäufigste Abgangsursache in Milchviehbetrieben.

Eine Lahmheitserkennung mittels Locomotion-Scoring hilft, den Gesundheitsstatus zu verbessern und letztlich die Rentabilität der Milcherzeugung zu verbessern. Externe und interne Biosicherheit, die frühzeitige Erkennung und richtige Dokumentation und Behandlung von Erkrankungen tragen hierzu erheblich bei. Darüber hinaus sind die Definition von Zielen und da Überprüfen getroffener Maßnahmen wesentliche Eckpunkte zum betrieblichen Fortschritt im Hinblick auf die Klauengesundheit in der Herde und beim Einzeltier.

Welche Interaktionen zwischen der Klaue einer Kuh und dem Fußboden gibt es, und was wissen wir darüber? Prof. Dr. Christoph Mülling von der Universität Leipzig gab hochinteressante Einblicke in Forschungsvorhaben und den Aufbau von Experimenten zum besseren Verständnis der Biomechanik der Kuhklaue, mittels Hochgeschwindigkeitsaufnahmen von auf Beton laufenden Kühen.

Eindrucksvolle Videos unterstrichen die möglichst optimale Fußbodengestaltung, um Kühen deren gesunde Klauen zu erhalten. Druckmessungen Ex vivo und In vivo an der Klaue geben erstaunliche Resultate – die richtig ausgeführte funktionelle Klauenpflege ist bisweilen Millimetersache. Ihre fürs Tier optimale Ausführung ist immer auch mit dem Blick auf die vorhandene Stallumwelt zu sehen.

Tiergesundheit bei der Milchkuh beginnt bereits im Jungtieralter – so Prof Dr. Dörte Döpfer von der Universität Wisconsin in ihren Ausführungen. Mortellaro’sche Krankheit tritt nicht erst bei Milchkühen auf – bereits im Jungtieralter kann dies der Fall sein.

Chronische Infektionen mit Dermatitis Digitalis bereits im Jungtieralter beeinflussen später die Kondition und Gesundheit der Milchkühe erheblich. Es gilt, mögliche chronische Infektionen zu erkennen und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Hygiene, Sauberkeit und eine angepasste Fütterung sind essentiell und flankierend für die Klauengesundheit der Tiere.

Am Nachmittag hatten die Teilnehmer Gelegenheit, in Workshops die sichere Erkennung von Mortellaro-Stadien zu optimieren.

Die Rolle von Klauenbädern und der Aufbau und die Funktion von Hautbarrieren wurden in einem weiteren Workshop vertieft, während der dritte angebotene Workshop die Vorteile einer gezielt eingesetzten Datendokumentation für Landwirt und Klauenpfleger näher erläuterte.