Globuli fürs Massenvieh

Zur Auseinandersetzung mit einem stark medial diskutierten Thema, nämlich Antibiotika und deren Alternativen, lud die Junge DLG/Team Hohenheim ein. Nach einer Begrüßung und Einleitung zum historischen Ursprung von Antibiotika durch Hauke Bühler, Mitglied der Jungen DLG/Team Hohenheim, und Prof. Dr. Ralf. T. Vögele, Dekan der Fakultät Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim, wurde die Brisanz der Thematik vor dem Hintergrund der sich ändernden Herausforderungen für die Landwirtschaft verdeutlicht.
Viele Jahre erlebten Antibiotika in Human- und Tiermedizin einen Siegeszug und wurden als Therapeutika und „Wunderheilmittel“ hochgelobt. Doch findet nun ein Sinneswandel, nicht zuletzt durch das Thema Tierwohl, in der Landwirtschaft statt. Denn die Resistenzen dieses fast nicht mehr wegzudenkenden Allzweckmittels bringen große Risiken mit sich und geben Anlass, nach Alternativen zu suchen.
Tierärztin Dr. Agnes Richter vom Schweinegesundheitsdienst der Tierseuchenkasse Baden-Württemberg klärte zu Beginn über die Entstehung von Resistenzen und klar definierten Bestimmungen zur Anwendung gemäß Gesetzeslage (TÄHAV & AMG) sowie die Stagnation der Antibiotikaentwicklung auf. Sie betonte gezielt, dass ein Umdenken im Einsatz von Antibiotika stattfinden müsse. Und zwar weg vom Kaschieren von Management- oder Haltungsfehlern und hin zur Reduzierung von Resistenzen mit dem Fokus auf dem Erhalt der Wirksamkeit.
Im Anschluss daran erklärte Dr. Gabriele Arndt, Expertin für Phytotherapie bei SaluVet, den Stellenwert der von ihr betitelten Komplementärmedizin auf Basis von Heilpflanzen in Ergänzung zum Einsatz von Antibiotika. Phytomedizin habe das Ziel, prophylaktisch sowie metaphylaktisch, die Selbstheilungskräfte anzuregen und stelle somit ohne Nebenwirkungen und Wartezeiten eine echte Alternative dar. Der Einsatz dieser pflanzlichen „Vielstoffgemische“ gilt als ursprünglichste und unbedenklichste Therapiemethode.
Nach der Pause stellte Miriam Hecht, Studentin an der Universität Hohenheim, als Stimme aus der Praxis ihren Ferkelaufzuchtbetrieb vor. In dem konventionell wirtschaftenden Betrieb finden sowohl Schulmedizin als auch Homöopathie Anwendung. Letzteres stellte sich in der Praxis als sehr wertvolle Begleittherapie heraus und bot durch die schonende Anwendung und die gesteigerte, dem Tier zukommende, Aufmerksamkeit besonders den Mehrwert der Tiergerechtigkeit (animal welfare).
Höhepunkt der Veranstaltung war die anschließende Diskussionsrunde unter der Moderation von Bernhard Fuchs. Dabei herrschte Einigkeit über den Handlungsbedarf, die Resistenzbildung einzudämmen, denn ein „weiter so mit den Antibiotika“ darf es nicht geben, wie Dr. Gabriele Arndt formulierte. Zwar bilden die wissenschaftliche Theorie und die Alternativ- beziehungsweise Komplementärmedizin weiterhin zwei Lager, jedoch zeigt die Praxis, dass ein „sowohl als auch“, wenn es der Gesundheit der Tiere und der Absenkung des Antibiotikaeinsatzes dient, durchaus seine Berechtigung hat. In den Vordergrund rücken eine individuelle Anamnese, ein gesteigertes Problembewusstsein und präventives Handeln durch Stallklima, Zuwendung und Management. So gilt es weiterhin den im Jahr 2011 gestarteten Trend, den Antibiotikaeinsatz auf ein notwendiges Minimum zu senken, voranzutreiben, um den Wirkungsgrad von Antibiotika zu erhalten und artgerechte Tierhaltung zu fördern.