Auf Exkursion in Sachsen
Bereits seit ihrer Gründung 1885 arbeitet die DLG mit den Behörden im Königreich Sachsen eng im Bereich der Saatguterzeugung zusammen. In den 80er Jahren betrug die Vermehrungsfläche in Sachsen 60.000 ha, davon 30.000 ha Grassamenvermehrung. Gegenwärtig wird auf 21.000 ha Vermehrung betrieben, 7800 ha davon sind Grassamenvermehrungen (rund ein Drittel der Vermehrungsfläche in Deutschland).
Um Verluste zu minimieren, werden die Bestände zwei Mal besichtigt. Das gibt die Möglichkeit einer Reparatur oder einer zeitigen Nutzungsänderung. Von den 9.300 t Grassaatgut im letzten Jahr wurden lediglich 200 t nicht anerkannt, davon 10 t wegen Fremdbesatz. Die größten Reserven liegen in der Verringerung der Ertragsdifferenzen zwischen gleichartigen Betrieben. Damit gewinnt der Erfahrungsaustausch, wie im DLG-Ausschuss praktiziert, eine wichtige Rolle als preiswerte Investition.
Die Besichtigung der Versuche beginnt auf einem Schlag mit Wiesenschwingel des Landwirtschaftsbetriebes Multi-Agrar Claußnitz. Thomas Engelbrecht, Leiter Pflanzenproduktion, stellt den Betrieb vor. Von 3.200 ha Ackerland, die seit 20 Jahren pfluglos bewirtschaftet werden, dienen 1.000 ha der Saatgutproduktion (Winterweizen 600 ha, Deutsches Weidelgras und Wiesenschwingel je drei Sorten, Senf, Hafer, Soja). Das Gras wird in Doppelnutzung für Saatgut und als Rinderfutter angebaut und ernährt 4.000 Rinder, davon 1.700 Milchkühe. Die Gülle wird zu allen Kulturen im Frühjahr ausgebracht. Deckfrucht für die Grasansaat ist Sommergerste.
Anschließend werden die Versuche zu den DLG-Versuchsplänen PS-2 (Unkrautbekämpfung in der Grassamenproduktion) und PS-3 (Halmstabilisierung und Bestandesführung im Grassamenbau) in Wiesenschwingel-Vermehrungen von Ralf Dittrich, LfULG, und Jörg Schiller, Fa. Silotech, vorgestellt.
Im nächsten Betrieb, der Waldenburger Agrar GmbH, Waldenburg, stehen die Rotklee-Vermehrung sowie Innovative Erntetechnologie als eine Alternative zum Einsatz von Reglone im Mittelpunkt. Stefan Stiegler, Betriebsleiter, und seine beiden Söhne bewirtschaften 1.000 ha im Ackerbau, davon 200 ha mit Sonderkulturen. Besonderes Interesse der Besucher findet die Ernte- und Aufbereitungstechnik für Mohn und Kleesaatgut.
Den Abschluss des ersten Tages bildet der Besuch in der Agrargenossenschaft Langenchursdorf. Andreas Guhr, Betriebsleiter, führt über Vermehrungsflächen und Neuansaaten, während sein Kollege, Rainer Stauch, zum Betrieb informiert. Auf 4.000 ha Ackerland und 800 ha Grünland werden 1.100 Kühe mit einer durchschnittlichen Jahresleistung von 12.600 kg verkaufter Milch gehalten.
In der Fruchtfolge stehen 40 Prozent Getreide, 19 Prozent Raps, 14 Prozent Gras und vier Prozent Klee. Fünf Prozent sind stillgelegt. Der Betrieb hält einen Anteil von 20 Prozent am Kartoffelverarbeiter FRIWEIKA und baut dafür 215 ha Speisekartoffeln an. Die Besichtigung schließt mit einem Rundgang durch das Betriebsgelände mit der Kartoffellagerhalle sowie der Trocknungs- und Lagerhalle für Gräser und Getreide.
Der Tag schließt mit einem historischen Film zur Grassaatguterzeugung in den 70-er Jahren.
Am nächsten Tag beginnt die Fachexkursion auf den Vermehrungsflächen von Weidelgräsern und Wiesenlieschgras im Wirtschaftshof Euba. Schwerpunkt der Besichtigung sind die PS- Versuche PS-2 und PS-3 bei Liesch- und Weidelgras durch Ralf Dittrich, LfULG.
Der Betriebsleiter, Herr Hahn, erläutert die Produktionsverfahren im Vermehrungsanbau. Bei Gräsern werden Lieschgras, Wiesenschwingel und Weidelgras vermehrt, dazu kommen Ackerbohnen und Grünschnittroggen. Lieschgras steht bis zu fünf Jahren im Feld. Die gesamte Ernte erfolgt im Schwaddrusch. Größte Herausforderung ist die Mäusebekämpfung, bei deren Vernachlässigung der Totalausfall der Ernte droht.
Die Exkursion schließt in der Niederlassung der BayWa in Hainichen (https://www.baywa.de/standort/hainichen). Frau Frömmert und Herr Frohs führen die Besucher durch die Betriebsanlagen. Im Mittelpunkt stehen das Saatgutlabor, die Saatgutaufbereitungs-, die Gräsermischanlage und die Vorrichtung zur Elektronenbeize von Saatgut, welche vor allem für Biobetriebe interessant ist.
Die Teilnehmer verabschiedeten sich begeistert von den vielen wertvollen Informationen und der sächsischen Gastfreundschaft. Der besondere Dank für die hervorragend organisierte Exkursion gilt Cornelia Leuner, LfULG, und Jörg Schiller sowie den Gastgebern auf den besuchten Betrieben.
















