Eine Minute vor zwölf
Gert van Beek plädiert für einen professionellen Umgang mit der Afrikanischen Schweinepest
Als European Pig Producers*, der Vereinigung der europäischen Schweinehalter, sind wir bereits seit dem ersten Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest vor Jahren involviert. Seit in der vergangenen Woche die Seuche unsere nähere Umgebung erreicht hat, scheint auch der Rest der Welt langsam aufzuwachen. Dies könnte dazu beitragen, dass wir das Problem in den Griff bekommen, und wir sollten diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Als Schweinehalter trifft es uns sehr hart, und jedes Land wird seine eigenen Probleme und Herausforderungen damit haben. Der Ausbruch kann ungeheure Auswirkungen auf die in der Schweineproduktion führenden Länder haben.
Auswirkungen vor allem auf das Tierwohl, die Politik und die Wirtschaft. Wir sollten aber auch die Folgen für die Schweinehalter und ihre Familien nicht vergessen, die einen Ausbruch der Seuche in ihrem Betrieb erleiden. Und dann die Märkte: sie sind unberechenbar, und der internationale Handel wird sehr kompliziert werden.
Unsere vordringlichste und möglicherweise schwierigste Aufgabe ist es, Wildschweine davon abzuhalten an Orten zu sein, an denen sie nicht sein sollten. Wir brauchen dazu die Unterstützung der nationalen und lokalen Politik in den Ländern, wo die Seuche außer Kontrolle geraten ist. Nur Bejagen ist nicht genug!
Besonders in Grenzregionen ist es wichtig, dass die Länder zusammenarbeiten und das ASP-Problem und seine Konsequenzen gemeinsam angehen. Die Situation in Belgien ist zwar beängstigend, betrifft bislang aber nur Wildschweine.
Bei unserer zweitdringlichsten Aufgabe kommt der Mensch ins Spiel. Und zwar vor allem diejenigen, die nicht verstehen, welche Risiken und Folgen ihr Handeln haben kann. Ich meine Reisende, (Tier-)LKW-Fahrer, grenzüberschreitende Jäger und andere.
Die dritte Aufgabe betrifft die Schweinehalter selbst. Wenn wir Alle den Überblick über alle unsere Kontakte behalten, können wir das Risiko minimieren. Das bedeutet, dass wir auch unseren eigenen Betrieb betrachten und überlegen müssen, ob kurzfristig – wo nun die Risiken und Auswirkungen andere sind – Veränderungen erforderlich sind.
Das heißt konkret: Biosicherheit. Ab sofort müssen wir Acht geben auf alle direkten Kontakte mit allen Elementen, die ein Risiko für die Ausbreitung der ASP darstellen können. Es ist äußerst wichtig, sich über die nationalen und lokalen Informationskanäle ständig auf dem Laufenden zu halten. Stündlich gibt es neue Meldungen.
Aber vielleicht ist es am wichtigsten, dass wir Ruhe bewahren und uns gegenseitig so umfassend informieren, wie auch wir gerne informiert werden möchten. Also Transparenz unserer Situation, auch wenn dies kurzfristig besondere Maßnahmen oder Einschränkungen bedeutet.
Die ASP hat sich zu einer internationalen Krise ausgewachsen, mit der wir alle zusammen professionell umgehen sollten: europäische Züchter, Politiker und alle sonstigen Beteiligten. Dabei wird es Unterschiede geben zwischen den Ländern. In einigen Ländern werden die Auswirkungen schmerzhafter sein als in anderen.
* Die DLG hat die Vereinigung European Pig Producers (EPP) im Jahr 1990 gegründet und hat bis heute deren Geschäftsführung inne.