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25 Jahre DLG-Mitgliedschaft: Interview mit Albert Linke jun.

Geschäftsfelder für den eigenen Standort erschließen

„Man muss seinen Betrieb als Standort sehen, den es weiterzuentwickeln gilt“, ist sich Albert Linke jun. aus Oberbayern sicher. Im Gespräch erklärt er was das bedeutet, wie er vor 25 Jahren zur DLG kam und wie er die DLG heute und in den nächsten Jahren sieht.

Herr Linke, bitte stellen Sie uns doch kurz Ihren Betrieb vor!

Der Lohrmannshof ist ein Gutshof in der Gemeinde Schernfeld auf einer Höhe von 540 Meter NN. Der Jahresniederschlag beträgt 760 mm pro Jahr und unsere Flächen haben 25 bis 43 Bodenpunkte. Die Betriebsfläche umfasst 200 Hektar, davon haben wir 160 Hektar unter dem Pflug, auf denen wir Ackerbau betreiben. Davon sind wiederum 120 Hektar Saatgutvermehrung. Auf weiteren 40 Hektar bauen wir Raps und Erbsen als Marktfrüchte an. Die restlichen 40 Hektar sind Grünland und Wald. Der Getreidebau und der Raps sind meine Spezialität. Wir bereiten das Saatgut komplett auf und vertreiben es über eigene UVO-Firmen direkt auf dem Markt. 90 Prozent unserer Kunden sind Stammkunden.

Was war der Grund für Sie, vor 25 Jahren in die DLG einzutreten?

Das war reines Interesse an der Arbeit der DLG. Als ich Student war, habe ich auf den Messen, die damals noch als Wanderausstellung konzipiert waren, Standdienst für die DLG gemacht. Wir haben uns um den Aufbau, die Maße und die Beschriftung gekümmert und waren Ansprechpartner für die Aussteller. Ich hatte einen guten Draht zum Organisationsteam und es hat immer viel Spaß gemacht. Ich fand und finde, dass die DLG gute Arbeit macht. Sie agiert zukunftsorientiert und reagiert nicht auf Entwicklungen, wie es zum Beispiel der Bauernverband oft tut. Außerdem ist die DLG unabhängig und verfolgt keinen politischen Willen. Aufgrund dieser Neutralität findet sie Gehör und ihr wird kein Interessenkonflikt unterstellt. Das Highlight sind für mich jedes Mal die Feldtage. Da kann ich entspannt und ohne Zeitdruck mit den Kollegen sprechen. Auf den Feldtagen hat man mehr Zeit als wenn man durch die Agritechnica-Hallen durchhechelt. Ich bedaure sehr, dass die Feldtage vor Ort jetzt zweimal ausgefallen sind und freue mich schon auf die kommenden Feldtage. Gerne bin ich als Gast im Züchterausschuss Saatgutwesen und engagiere mich dort.

Können Sie die Bedeutung der DLG für Sie in zwei bis drei Sätzen beschreiben?

Die DLG ist für mich eine vertrauensvolle Informationsbank, die unabhängig vom politischen Willen agiert, aber nicht die gesellschaftlichen Strömungen negiert. Mit ihren Informationen kann ich meinen Betrieb für die Zukunft fit machen und am Meinungsbild mitgestalten. Es gibt nämlich für mich nichts Schlimmeres, als in der eigenen, festgesetzten Meinungsblase zu schwimmen. Die Vielfältigkeit der Akteure, die ein Thema auch mal von der anderen Seite sehen, das ist es, was die DLG für mich ausmacht.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich in der Landwirtschaft viel verändert. Wie haben Sie Ihren Betrieb in dieser Zeit entwickelt?

Ich habe den Betrieb schon viehlos übernommen und das blieb er auch bis heute bis auf ein paar Weideochsen mit denen wir die Altgebäude nutzen. Im Vordergrund stehen bei uns die Saatgutvermehrung und der Saatguthandel. Ich verstehe den Betrieb als Saatgut-Dienstleister. Das umfasst die Reinigung, Aufbereitung, Beizung und das Absacken und die Verkehrsfähigkeit herstellen. Wir liefern auch Paletten-Ware. Ähnliche Betriebe gibt es nur ganz wenige in Bayern. An dieser Stelle ist es mir wichtig zu betonen, dass der Nachbau natürlich bezahlt werden muss. Die Gebühren sind durchaus schulterbar und sie tragen dazu bei, unsere noch mittelständische Züchterstruktur in Deutschland zu erhalten, für die wir dankbar sein müssen. Wir haben in Bayern etwa jeweils die Hälfte Z-Saatgut und Nachbau. Wer Nachbaugebühren zahlt, hat erkannt, dass die gegenwärtigen Strukturen so erhalten werden und sichert sich so auch langfristig seine Interessen. Nichtzahler sind für mich Schnorrer, die auf anderer Leute Kosten leben. Die Hybridzüchtung sehe ich dagegen sehr kritisch. Wenn man einen Selbstbefruchter zum Hybriden macht, wo soll da der Heterosiseffekt herkommen?

Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Erfolgsrezept ist vielleicht etwas hoch gegriffen, aber es gibt schon Leitsätze, nach denen ich handele. Zu meinen Auszubildenden und zu meinem Sohn sage ich beispielsweise „haltet die Augen auf und begreift euren Betrieb als Standort!“ Das versuche ich der jungen Generation mitzugeben. Der Landwirt ist für mich erst mal ein Kaufmann, der auch Getreide anbaut. Er sollte seine Entscheidungen nach betriebswirtschaftlichen Erwägungen fällen, nicht aufgrund der Sicht von außen und von anderen. Ob man eine Maschine noch länger nutzen kann - man kauft ja schließlich den Nutzwert- muss eine rein kaufmännische Frage sein, frei von Eitelkeiten. Nichts lässt den eigenen Schlepper schneller altern, als der neue Schlepper des Nachbarn!

Und was sehen Sie kritisch an der Landwirtschaft?

Sehr kritisch sehe ich die Entwicklung der Wertschöpfung in der Landwirtschaft. Wir verdienen kein Geld mehr mit der Urproduktion. Die Spanne stimmt nicht mehr, dass man einen leistungsfähigen Betrieb aufbauen kann. Ich habe noch keine Lösung gefunden, wie wir die direkte Wertschöpfung in der Landwirtschaft verbessern können. Man kann den Euro nur einmal ausgeben. Das ist eine Thematik, die ich sehr kritisch sehe. Es ist inzwischen in der Landwirtschaft alles kalkulatorisch auf Kante genäht. Wenn ich mir landwirtschaftliche Gebäude ansehe, dann sind diese nur noch billig, billig, billig. So billig, dass sie genau die Abschreibungsphase überleben. Damit fehlt auch für Innovationen die Luft.

Und wie ist Ihr Ausblick für die Landwirtschaft in den nächsten zehn Jahren?

Wir bekommen in den nächsten zehn Jahren meiner Meinung nach keine andere Entwicklung. Daher müssen wir den landwirtschaftlichen Betrieb als Standort begreifen. Nicht mehr Kühe oder mehr Hektar ist die Frage, sondern welche Vorteile wie Verkehrsanbindung hat mein Standort? Ich sollte nicht meinen, dass es mir besser geht, wenn ich einen größeren Stall baue. Da muss ich den Bleistift schon zweimal spitzen und ganz genau rechnen. Viele werden ein Einkommen erwirtschaften, das nur noch mittelbar mit Landwirtschaft zu tun hat. Auch unsere Saatgutdienstleistungen sind letztendlich mittelbar. Wenn Sie so wollen, haben wir also schon früh den Trend erkannt, auch außerhalb der klassischen Landwirtschaft Geschäftsfelder für den eigenen Standort zu erschließen.

Und wo sehen Sie sich selbst in zehn Jahren?

In Rente! Ich sehe das sehr entspannt. In zehn Jahren werde ich im Aktivruhestand sein. Mit Sicherheit werde ich mit dem Saatgutgeschäft weitermachen und mich auf dem Betrieb entsprechend meiner Neigungen einbringen und unterstützen, wenn ich gefragt werde. Ich habe ein hervorragendes Verhältnis zu meinen Kindern und freue mich schon auf Enkel.

Vielen Dank Herr Linke für Ihre Einblicke in Ihren Betrieb und auch in Zukunft viel Erfolg in der Saatgutvermehrung!

Die Fragen stellte Angelika Sontheimer, Agrarjournalistin, Winsen (Aller).

Zur Person

Albert Linke wurde 1962 auf dem Lohrmannshof bei Schernfeld im oberbayerischen Landkreis Eichstätt geboren. Dort betreibt er einen Ackerbaubetrieb mit 200 Hektar. Der Schwerpunkt des Betriebes liegt in der Saatgutvermehrung und Dienstleistungen rund um Getreidesaatgut. Er hat zusammen mit seiner Frau Andrea drei Kinder. In seiner Freizeit geht der 58-jährige gerne wandern oder auf Theaterbesuche.