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DLG-Insights Sustainable Packaging 2024

Teil 3: Strategien - Umweltfreundliche Lebensmittelverpackungen in Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft

Einleitung

Im Fokus der Studienteile 1 und 2 standen die Fragen, welche Bedeutung umweltfreundliche Lebensmittelverpackungen aus Verbrauchersicht besitzen, und welche Rolle das Thema Umweltfreundlichkeit von Verpackungen im täglichen Informations- und Konsumverhalten der Verbraucher und in deren Umgang mit Lebensmittelprodukten besitzt. 

In vielen Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft stehen mögliche absatzbezogene Marktchancen, die eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes bieten können, auch Wirtschaftlichkeitsabwägungen und Anpassungserfordernissen gegenüber, da ein Einsatz bzw. eine Umstellung auf umweltfreundlichere Lebensmittelverpackungen in den Unternehmen Investitionen in veränderte Prozesse und Anlagen erforderlich macht, die sich im Ergebnis rechnen müssen. Die Suche nach geeigneten und bezahlbaren umweltfreundlicheren Verpackungslösungen für die abzufüllenden Produkte 
erweist sich zudem häufig auch als schwierig und know-how-intensiv.

Um einordnen zu können, wie der Status quo der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in den Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft aussieht, wurde im Studienteil 3 der Studie „Sustainable Packaging 2024“ untersucht, welchen Stellenwert eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft hat, und wie die Steigerung der Umweltfreundlichkeit in den Unternehmen umgesetzt wird (Abb. 2).

Studienteil 3: Strategien Umweltfreundliche Lebensmittelverpackungen in Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft

Untersucht wurde, welchen Stellenwert eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft hat, und wie die Steigerung der Umweltfreundlichkeit in den Unternehmen umgesetzt wird.

Dazu wurde im März/April 2023 eine Unternehmensbefragung unter n = 186 Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft durchgeführt, die Produkte für Endverbraucher herstellen. 72 % der befragten Unternehmen gehören der Lebensmittelindustrie an, 28 % dem Lebensmittelhandwerk. In der Stichprobe finden sich Unternehmen unterschiedlicher Umsatzgrößen und Teilbranchen der Lebensmittelwirtschaft.

Im Fokus der Unternehmensbefragung im Studienteil 3 standen die folgenden vier Fragen:

  1. Welchen Stellenwert hat eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz? 
  2. Welche Ziele und Maßnahmen zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz werden verfolgt?
  3. Wie wird die Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz organisatorisch im Unternehmen gemanagt?
  4. Welche Engpässe existieren, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz weiter zu verbessern?

Welchen Stellenwert hat eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in den Unternehmen?

In einem ersten Schritt wurde betrachtet, wie wichtig den Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz ist, welche Beweggründe sie dabei antreiben und wie die Unternehmen die Bedarfssituation und das Verhalten der Verbraucher und des Handels wahrnehmen, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungsbereich zu steigern.

Wie wichtig ist den Unternehmen eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz?

Im Hinblick auf die erste Frage, wie wichtig den Unternehmen eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz ist, wurden den Befragten einige Aussagen rund um die Relevanz umweltfreundlicher Verpackungen bei Lebensmitteln vorgelegt mit der Bitte, anzugeben, inwieweit sie diesen zustimmen (Abb. 3): 

  • Vier von fünf Befragten (83 %) stimmen der Aussage zu, dass die Steigerung der Umweltfreundlichkeit der Verpackungen in ihrem Unternehmen ein wichtiges Thema ist. Dabei geben 71 % der Befragten an, dass der Druck auf ihr Unternehmen, die Produkte umweltfreundlich zu verpacken, in den letzten fünf Jahren gestiegen ist.
  • 78 % der Unternehmen geben zudem an, dass sie die Umweltfreundlichkeit der Verpackungen erhöhen müssen, um den Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden.

Die Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes ist bei den meisten Lebensmittelherstellern also ein relevantes und wichtiges Thema. Entsprechend überrascht es nicht, dass fast 9 von 10 der befragten Unternehmen (88 %) Überlegungen anstellen, wie bei ihnen die Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes verbessert werden könnte (Abb. 4). 

Abbildung 3

Abb. 3: Relevanz der Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungsbereich (1/2)

Abbildung 4

Abb. 4: Relevanz der Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungsbereich (2/2)

Welche Beweggründe treiben die Unternehmen dabei an, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zu steigern?

Die Unternehmen wurden weiterhin gefragt, wie hoch sie den Erwartungsdruck an ihr Unternehmen wahrnehmen, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zu steigern, und welche Gründe bei den Überlegungen bzw. Anstrengungen in ihrem Unternehmen eine Rolle spielen, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungsbereich zu steigern.
Bezüglich der Frage, wie hoch die Unternehmen den Erwartungsdruck zur Verbesserung der Umweltfreundlichkeit der Verpackungen an ihr Unternehmen aus unterschiedlichen Gruppen wahrnehmen, zeigte sich (Abb. 5):

Am höchsten wird der Erwartungsdruck vonseiten der Umweltverbände/NGOs (64 %) und des LEH (58 %) empfunden. 56 % der befragten Unternehmen nehmen auch einen hohen Erwartungsdruck vonseiten der Verbraucher der Lebensmittelprodukte wahr. Der Erwartungsdruck von Behörden und politischen Entscheidern (40 %) sowie von eigenen Mitarbeitern (30 %) wird demgegenüber deutlich seltener als hoch wahrgenommen. 

Bezüglich der zweiten Frage, welche Gründe im Unternehmen bei den Überlegungen bzw. Anstrengungen zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungsbereich eine Rolle spielen, zeigte sich (Abb. 6):

  • Der wichtigste Grund für die Unternehmen ist die Verbesserung des Umweltschutzes an sich (84 %). 
  • Eher umsatzbezogene Gründe wie Imageverbesserung (82 %), Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit (81 %) sowie Steigerung der Kundenzufriedenheit und -bindung (77 %) spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
  • Als weniger wichtig werden hingegen die Vermeidung regulativer Eingriffe durch den Staat (38 %) sowie die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit (31 %) angesehen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Beweggründe, die die Unternehmen zur Verbesserung der Umweltfreundlichkeit der Verpackungen antreiben, vielschichtig sind, und dass neben dem Umweltschutz auch markt- und absatzbezogene Überlegungen zur Verbesserung der Kundenansprache eine große Bedeutung haben.

Wie nehmen die Unternehmen die Bedarfs­situation und das Verhalten der Verbraucher und des Handels wahr, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zu steigern?

Über den Markterfolg der Unternehmen und ihrer Produkte entscheiden im Lebensmittelmarkt letztlich Verbraucher mit ihren Kaufentscheidungen. Um die Verbraucher mit den Produkten gut erreichen zu können, ist eine Listung der Produkte im LEH oft eine wichtige Erfolgsvoraussetzung.

Die Unternehmen wurden gezielt danach gefragt, wie sie den verbraucherseitigen Kundenwunsch und das Verhalten der Verbraucher wahrnehmen, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zu steigern (Abb. 7):

  • Weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen stimmt der Aussage zu, dass die Endverbraucher ihrer Produkte bei Lebensmitteln sehr darauf achten, wie umweltfreundlich diese verpackt sind (46 %) und sich im LEH ein größeres Angebot an umweltfreundlich verpackten Produkten wünschen (43 %).
     
  • Nur 15 % stimmen der Aussage zu, dass die Endverbraucher ihrer Produkte bereit sind, für besonders umweltfreundlich verpackte Produkte einen höheren Preis zu zahlen; bei der Aussage, dass die Verbraucher bei vergleichbaren Produkten in der Regel das umweltfreundlicher verpackte Produkt wählen, sind es 26 %.
     
  • Zwei von drei Befragten (64 %) stimmen zu, dass die Endverbraucher ihrer Produkte bei Lebensmittelprodukten oft gar nicht wissen, welche besonders umweltfreundlich verpackt sind oder nicht.

Die Ergebnisse zeigen, dass viele Unternehmen die Umweltfreundlichkeit der Verpackungen als Entscheidungsparameter innerhalb der Produktwahlentscheidungen als eher gering einstufen und auch die Kompetenz der meisten Verbraucher als begrenzt ansehen, besonders umweltfreundlich verpackte Produkte von solchen unterscheiden zu können, die es nicht sind. 

Das in den Unternehmen beobachtete Interesse der Verbraucher an Umwelteigenschaften der verpackten Produkte scheint auch begrenzt zu sein: Nur 20 % der befragten Unternehmen erleben, dass sie monatlich von Endverbrauchern kontaktiert werden, um sich über die Umwelteigenschaften der Verpackungen zu informieren. Bei jedem zweiten Unternehmen ist dies fast nie der Fall (Abb. 8). 

Denjenigen Unternehmen, die ihre Lebensmittelprodukte auch über den Handel an Endverbraucher vertreiben, wurden ähnliche Fragen vorgelegt, wie der Wunsch des Handels und dessen Verhalten wahrgenommen werden, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zu steigern. 

  • Die Mehrheit der befragten Unternehmen beobachtet durchaus ein Interesse des Handels an den Umwelteigenschaften der Lebensmittelverpackungen: 58 % geben an, dass Handelsunternehmen, die ihre Produkte vertreiben, von ihnen schon einmal gezielt Informationen über die Umwelteigenschaften der Lebensmittelverpackungen ihrer Produkte eingefordert haben (bspw. CO2-Fußabdruck, Rezyklat-Anteil (Abb. 9). 
     
  • Nichtsdestotrotz stufen viele Unternehmen die Relevanz der Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes für das Einkaufsverhalten des LEH als eher gering ein. Insbesondere die Bereitschaft des Handels, für besonders umweltfreundlich verpackte Produkte einen höheren Preis zu zahlen und bei der Wahl zwischen zwei ansonsten vergleichbaren Lebensmittelprodukten dasjenige mit der umweltfreundlicheren Verpackung einzukaufen, wurde von den meisten Unternehmen als eher gering eingestuft (Abb. 10). 

Abbildung 9

Abb. 9: Einforderungen von Informationen zu Umwelteigenschaften der Verpackungen

Abbildung 10

Abb. 10: Wahrnehmung des Verhaltens des Handels

Welche Ziele und Maßnahmen zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz werden von den Unternehmen verfolgt?

Um eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in Unternehmen zu erreichen, wird meist eine Strategie mit definierten Zielen benötigt. Untersucht wurde, ob die Unternehmen über Strategien zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz verfügen, und welche Ziele und Maßnahmen dabei verfolgt 
werden.
Der Strategieentwicklungsprozess ist in den meisten Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft bereits gestartet: Knapp jedes zweite Unternehmen (49 %) besitzt schon eine Strategie, wie die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz gesteigert werden soll, in weiteren 24 % der befragten Unternehmen wird aktuell eine Strategie erarbeitet (Abb. 11). 

Diejenigen Unternehmen, die bereits über eine Strategie verfügen, wurden gefragt, ob die Strategie in ihrem Unternehmen auch konsequent umgesetzt wird. Dies bejaht die klare Mehrheit mit 94 % der Unternehmen. Die erarbeiteten Strategien scheinen also von den Unternehmen auch weitgehend umgesetzt zu werden. 

Welche Ziele zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz existieren in den Unternehmen?

Für eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz können unterschiedliche Ziele gesetzt werden. Den Befragten wurde eine Liste solcher Ziele vorgelegt, dazu wurde gefragt, welche der Ziele das Unternehmen derzeit aktiv verfolgt (Abb. 12):  

  • Die am häufigsten genannten Ziele sind die Erhöhung der Recyclingfähigkeit der Verpackungen (74 %), gefolgt von der Reduktion der Materialmenge (58 %) und des Energieeinsatzes je Verpackungseinheit (53 %).
  • Ebenfalls wichtige Ziele sind die Reduktion von Um- und Transportverpackungen für den Transport/Verkauf (47 %), die Reduktion des CO2-Ausstoßes und des Wasserverbrauchs pro Verpackungseinheit (beides 46 %) sowie die Erhöhung des Anteils an recycelten Einsatzstoffen (44 %).
  • Deutlich seltener werden die Ziele verfolgt, ungünstige Einflüsse auf die Biodiversität zu reduzieren (14 %) oder den Anteil an Bio-Materialien zu erhöhen (11 %).

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Ziele, die die Unternehmen verfolgen, recht breit gefächert sind, was vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Verpackungstypen, die in der Lebensmittelwirtschaft im Einsatz sind, nachvollziehbar ist.

Welche Maßnahmen werden in den Unternehmen im Verpackungsbereich ergriffen, um den Verpackungseinsatz umweltfreundlicher zu gestalten?

Um die Ziele zu erreichen und eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz umzusetzen, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Den Befragten wurde eine Liste solcher Maßnahmen vorgelegt. Dazu wurde gefragt, welche der Maßnahmen das Unternehmen derzeit aktiv verfolgt. Ebenso wie die Ziele sind auch die Maßnahmen breit gefächert, die die Unternehmen verfolgen (Abb. 13):

  • Die am häufigsten ergriffene Maßnahme ist die Erhöhung des Anteils an recycelten Einsatzstoffen (48 %), gefolgt von der Erhöhung des Anteils an Materialien, die aus nachhaltigkeitszertifizierten Quellen kommen (42 %).
  • Andere Maßnahmen wie eine Erhöhung des Anteils an Bio-Materialien (11 %) oder eine Reduktion der Verschwendungsgefahr verpackter Produkte (durch bessere Entleerbarkeit der Verpackungen) werden deutlich seltener verfolgt.

Die Unternehmen wurden zudem gefragt, ob sie in den letzten zwei Jahren im Verpackungsbereich neue Verpackungen eingeführt haben, die umweltfreundlicher sind als ihre zuvor eingesetzten Verpackungen. Dies ist bei 70 % der befragten Unternehmen der Fall (Abb. 14), was darauf schließen lässt, dass in vielen Unternehmen mithilfe der ergriffenen Maßnahmen bereits Verbesserungen der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz erzielt werden konnten. 

Welche Informationsmaßnahmen werden eingesetzt, um Verbraucher dabei zu  unterstützen, die Verpackungen umweltfreundlich zu benutzen und zu entsorgen?


Die Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes wird einerseits durch Faktoren wie die Verpackungskonstruktion und den Herstellungsprozess bestimmt, andererseits aber auch durch die Wahl- und Verwendungsentscheidungen der Verbraucher und wie diese die Verpackung entsorgen. Die Informationsversorgung von Verbrauchern über die umweltbezogenen Verpackungseigenschaften und ihre optimale Handhabung kann daher ein relevanter Faktor dafür sein, die Nachhaltigkeit im Verpackungseinsatz insgesamt zu verbessern. 

Vor diesem Hintergrund wurden die Unternehmen danach gefragt, ob sie gezielte Maßnahmen einsetzen, um Verbraucher zu informieren oder dazu anzuhalten, wie diese die Verpackungen ihrer Produkte möglichst umweltfreundlich benutzen und entsorgen können. Das Bild ist sehr gemischt, bei 46 % der befragten Unternehmen ist dies der Fall, 45 % setzen hingegen keine gezielten Informationsmaßnahmen ein.

Diejenigen Unternehmen, die Informationsmaßnahmen einsetzen, wurden gefragt, um was für Informationsmaßnahmen es sich handelt, die sie anwenden (Abb. 15):

  • Am häufigsten werden Hinweise auf Verpackungen eingesetzt (81 %). 
  • Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (45 %) arbeitet auch mit Informationen auf der Webseite. 
  • Die Arbeit mit QR-Codes auf Lebensmitteln (14 %) oder mit Informationen am POS (22 %) kommt hingegen deutlich seltener vor.

Schaut man auf die Frage, welche Informationsquellen Verbraucher am häufigsten benutzen, um sich über Umwelteigenschaften einer Verpackung zu informieren, sind dies in der Praxis Hinweise auf Verpackungen. Viele Verbraucher wünschen sich sogar mehr Hinweise über die Umwelteigenschaften auf den Produkten (siehe dazu Studienteil 2). Die Entscheidung vieler Unternehmen, den Fokus vor allem auf Hinweise direkt auf Verpackungen zu legen, erscheint entsprechend ebenso sinnvoll wie zielführend.
 

Wie wird die Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in den Unternehmen organisatorisch gemanagt?

Die Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz ist in vielen Unternehmen ein dauerhafter Entwick­lungs- und Anpassungsprozess. Die Unternehmen wurden diesbezüglich befragt, wie die Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in ihrem Unternehmen organisatorisch gemanagt wird.

Wer ist für die Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz  verantwortlich?

Im Hinblick auf die Frage, welche Abteilungen in den Unternehmen hauptsächlich für die Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zuständig sind, zeigt sich, dass dies sehr häufig mehrere unterschiedliche Abteilungen sind (Abb. 16):

  • In zwei von drei (67 %) Unternehmen ist die Geschäftsführung für den Prozess (mit) zuständig.
  • Ebenfalls sehr häufig sind die Abteilungen Einkauf/Beschaffung (48 %), QM (37 %) sowie Produktentwicklung/F&E (37 %) beteiligt bzw. zuständig.
  • Doch auch andere Abteilungen wie Produktion (19 %) und Sustainability/HSE (15 %) sind häufig beteiligt. 

Befragt danach, welche von diesen Abteilungen diejenige ist, die am meisten für die Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zuständig ist, ist dies in 32 % der befragten Unternehmen die Geschäftsführung selbst, in 16 % der Unternehmen die Abteilung Beschaffung/Einkauf und in 12 % der Unternehmen die Produktentwicklung/F&E.

Die hohe Zuständigkeitsquote der Geschäftsführung legt nahe, dass die Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in vielen Unternehmen ein wichtiges Projekt sein dürfte, welches „Top-Management-Attention“ besitzt.

Welche Methoden werden eingesetzt, um die Umweltfreundlichkeit der Verpackungen zu messen?

Um die Umwelt- und Nachhaltigkeitseigenschaften einzelner Verpackungen zu messen, können unterschiedliche Methoden eingesetzt werden. Bezüglich der Verbreitung und des Einsatzes solcher Methoden zeigt sich:

  • 18 % der befragten Unternehmen setzen für die Umwelt-Bewertung von Verpackungen Scorecards oder Checklisten ein.
  • 12 % der Unternehmen arbeiten mit LCA/Ökobilanzen.
  • Weniger verbreitet ist die Arbeit mit PEF (6 %) oder EPD (2 %). 
  • Viele Unternehmen nutzen gar keine der in der Befragung vorgelegten Methoden.

Eine systematische und standardisierte Bewertung von Verpackungen unter Umweltgesichtspunkten ist in einigen Unternehmen bereits Standard, in vielen Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft hingegen aber auch noch nicht verbreitet.

Werden auf Verpackungen Nachhaltigkeitszertifizierungen oder -siegel eingesetzt?

Um Umwelteigenschaften einer Verpackung sichtbar zu machen und zu kommunizieren, können Unternehmen mit Nachhaltigkeitssiegeln arbeiten. 
Gefragt danach, ob die von ihnen eingesetzten Verpackungen ein Nachhaltigkeitssiegel besitzen, das etwas über Umwelteigenschaften der Verpackungen aussagt, gaben 51 % der befragten Unternehmen an, dass dies zumindest bei einigen der eingesetzten Verpackungen der Fall sei. 

Diejenigen Unternehmen, bei denen Verpackungen ein Nachhaltigkeitssiegel besitzen, wurden danach gefragt, um welche Nachhaltigkeitssiegel es sich handelt (Abb. 17):

  • Am häufigsten wurde das FSC-Siegel genannt (80 %).
  • Das Made for Recycling-Label wurde noch von 13 % der Befragten genannt.

Es zeigt sich, dass die meisten Unternehmen neben der Verwendung des FSC-Siegels bislang kaum oder keine weiteren Siegel benutzen, die etwas über die Umwelteigenschaften der Verpackungen aussagen. 

Gibt es Kooperationen mit externen Partnern, um die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zu steigern?

Die Entwicklung von umweltfreundlichen Verpackungslösungen kann in Unternehmen intern, aber auch in Kooperation mit anderen Unternehmen und Organisationen erfolgen. Untersucht wurde, ob und wenn ja mit welchen externen Organisationen die Unternehmen zusammenarbeiten, um die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zu steigern (Abb. 18):

  • Am häufigsten arbeiten die befragten Unternehmen mit den Lieferanten der Verpackungen selbst zusammen (74 %).
  • In vielen Unternehmen wird auch mit dem Handel (49 %) und Entsorgungs- und Recyclingunternehmen (36 %) zusammengearbeitet. 
  • Eine Zusammenarbeit mit Wettbewerbern/Verbandsorganisationen (8 %) oder Verbraucherorganisationen (5 %) findet hingegen deutlich seltener statt. 

Somit zeigt sich, dass die Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in den meisten Unternehmen nicht als rein internes Projekt aufgefasst wird, sondern in Zusammenarbeit mit externen Organisationen angegangen wird. Die Zusammenarbeit mit anderen scheint sogar eher der Regelfall zu sein.

Welche Engpässe existieren in den Unternehmen, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz weiter zu steigern?

Schlussendlich wurde betrachtet, welche Engpässe in den Unternehmen derzeit existieren, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz weiter zu steigern.

In einem ersten Schritt wurden den Befragten einige typische mögliche Punkte vorgelegt, die Unternehmen Probleme dabei bereiten können, die Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes zu verbessern. Die Befragten wurden gebeten anzugeben, wie stark diese Punkte in ihrem Unternehmen Probleme bei der Verbesserung der Umweltfreundlichkeit bereiten (Abb. 19):

  • 73 % der befragten Unternehmen sehen in einer fehlenden Zahlungsbereitschaft der Kunden für umweltfreundlichere Verpackungen ein Problem. Starke Probleme bereiten auch hohe Mehrkosten beim Einsatz alternativer oder recycelter Verpackungsmaterialien (71 %) sowie Systemzwänge und hohe Investitionsbedarfe (56 %).
  • Aspekte der Versorgungssicherheit spielen ebenfalls in vielen Unternehmen eine bedeutsame Rolle. 52 % der befragten Unternehmen sehen in einer geringen Verfügbarkeit alternativer oder recycelter Materialien ein starkes Problem, die Umweltfreundlichkeit ihres Verpackungseinsatzes zu verbessern.
  • Auch produktschutzbezogene Aspekte werden häufig als Problem benannt. 49 % der befragten Unternehmen sehen als Hemmnisse für eine Verwendung umweltfreundlicherer Verpackungen einen schlechteren Produktschutz und/oder eine schlechtere Lager- und Transportfähigkeit der Verpackungen, 36 % der Befragten sehen Konflikte mit gesetzlichen Vorschriften bezüglich Hygiene.
       

Die Unternehmen wurden darauf aufbauend in einem zweiten Schritt in einer offenen Frage danach gefragt, was alles in allem die beiden größten Engpässe in ihrem Unternehmen dabei sind, die Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes zu verbessern. Benannt wurden hier analog vor allem eine fragliche/fehlende Wirtschaftlichkeit, die mangelnde Verfügbarkeit von Materialien sowie Probleme damit, den Schutz- und Hygieneanforderungen der Lebensmittelprodukte gerecht werden zu können (Abb. 20). 
 

Zusammenfassung

  1. Eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz ist in den meisten Unternehmen ein wichtiges Ziel.
  2. Die Kaufrelevanz der Umweltfreundlichkeit einer Verpackung wird sowohl bei Verbrauchern als auch dem Handel als begrenzt eingestuft.
  3. Die verfolgten Verbesserungsansätze sind vielfältig, im Fokus stehen besonders häufig die Erhöhung der Recyclingfähigkeit und des Anteils recycelter Materialien.
  4. Systematische Methoden zur Verpackungsbewertung sind bislang nicht weit verbreitet.
  5. Nur wenige Unternehmen nutzen bislang verpackungsbezogene Nachhaltigkeits­zertifizierungen oder -siegel.
  6. Haupthemmnisse für den Einsatz umweltfreundlicherer Verpackungslösungen sind Wirtschaftlichkeits­überlegungen, Probleme mit der Verfügbarkeit von Materialien und Konflikte mit dem Produktschutz

Fazit

Im Fokus der Studie stand die Frage, welchen Stellenwert eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz in Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft hat, und wie die Steigerung der Umweltfreundlichkeit in den 
Unternehmen umgesetzt wird. Die Untersuchungsergebnisse lassen sich zu den folgenden sechs Kernaussagen verdichten:

Eine Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz ist in den meisten Unternehmen ein wichtiges Ziel

Die Verbesserung der Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes ist für die meisten Lebensmittelhersteller ein relevantes und wichtiges Thema. Knapp jedes zweite Unternehmen (49 %) besitzt bereits eine Strategie, wie die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz gesteigert werden soll, in weiteren 24 % der befragten Unternehmen wird aktuell eine solche Strategie erarbeitet. Der wichtigste Grund für die Unternehmen ist dabei die Verbesserung des Umweltschutzes an sich (84 %), wobei auch umsatzbezogene Gründe wie Imageverbesserung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit eine große Bedeutung besitzen.
In zwei von drei (67 %) Unternehmen ist die Geschäftsführung für den Prozess der Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz (mit) zuständig, das Thema besitzt in vielen Unternehmen „Top-Management-Attention“. 

Die Kaufrelevanz der Umweltfreundlichkeit einer Verpackung wird sowohl bei Verbrauchern als auch dem Handel als begrenzt eingestuft

Auch wenn umsatzbezogene Gründe wie Imageverbesserung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit eine große Bedeutung bei den Anstrengungen zur Verbesserung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungsbereich spielen, wird nur ein begrenzter Einfluss auf die Kaufrelevanz gesehen. Weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen stimmt der Aussage zu, dass die Endverbraucher ihrer Produkte bei Lebensmitteln sehr darauf achten, wie umweltfreundlich diese verpackt sind. Und nur 15 % stimmen der Aussage zu, dass die Endverbraucher ihrer Produkte bereit sind, für besonders umweltfreundlich verpackte Produkte einen höheren Preis zu zahlen. Beim Handel stimmen analog sogar nur 8 % der befragten Unternehmen zu.

Die verfolgten Verbesserungsansätze sind vielfältig, im Fokus stehen besonders häufig die Erhöhung der Recyclingfähigkeit und des Anteils recycelter Materialien

Die Ziele, die am häufigsten in den Unternehmen zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit verfolgt werden, sind die Erhöhung der Recyclingfähigkeit der Verpackungen (74 %), gefolgt von der Reduktion der Materialmenge (58 %) und des Energieeinsatzes je Verpackungseinheit (53 %). Die am häufigsten ergriffene Maßnahme zur Erreichung der Ziele ist die Erhöhung des Anteils an recycelten Einsatzstoffen (48 %), gefolgt von der Erhöhung des Anteils an Materialien, die aus nachhaltigkeitszertifizierten Quellen kommen (42 %).

Die Anstrengungen, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zu steigern, scheinen in den Unternehmen auch Früchte zu tragen: 70 % der befragten Unternehmen haben in den letzten zwei Jahren im Verpackungsbereich neue Verpackungen eingeführt, die umweltfreundlicher sind als ihre zuvor eingesetzten Verpackungen.

Systematische Methoden zur Verpackungsbewertung sind bislang nicht weit verbreitet

Zur systematischen und standardisierten Bewertung der Umweltfreundlichkeit von Verpackungen setzen 18 % der befragten Unternehmen Scorecards oder Checklisten ein, 12 % der Unternehmen arbeiten mit LCA/Ökobilanzen. Eine systematische Bewertung von Verpackungen unter Umweltgesichtspunkten ist in einigen Unternehmen heute bereits Standard, in vielen Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft hingegen noch nicht verbreitet.

Nur wenige Unternehmen nutzen bislang verpackungsbezogene Nachhaltigkeits­zertifizierungen oder -siegel 

Um Umwelteigenschaften einer Verpackung sichtbar zu machen und zu kommunizieren, können Unternehmen mit Nachhaltigkeitssiegeln arbeiten. Wenngleich die Verpackung selbst als das bedeutsamste Informationsmedium für die Kommunikation mit Verbrauchern angesehen wird, nutzen nur 51 % der befragten Unternehmen Nachhaltigkeitszertifizierungen oder -siegel über die Umweltfreundlichkeit der Verpackungen. 

Diejenigen Unternehmen, bei denen Verpackungen heute schon ein Nachhaltigkeitssiegel besitzen, verwenden am häufigsten das FSC-Siegel. Die meisten Unternehmen benutzen neben dem FSC-Siegel bislang kaum oder keine weiteren Siegel, die etwas über die Umwelteigenschaften der Verpackungen aussagen. 

Haupthemmnisse für den Einsatz umweltfreundlicherer Verpackungslösungen sind Wirtschaftlichkeitsüberlegungen, Probleme mit der Verfügbarkeit von Materialien und Konflikte mit dem Produktschutz

Im Hinblick auf die Engpässe in den Unternehmen, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz weiter zu steigern, sehen 72 % der befragten Unternehmen in einer fehlenden Zahlungsbereitschaft der Kunden für umweltfreundlichere Verpackungen ein starkes Problem. Starke Probleme bereiten den Unternehmen auch hohe Mehrkosten beim Einsatz alternativer oder recycelter Verpackungsmaterialien (71 %) sowie Systemzwänge und hohe Investitionsbedarfe (56 %). 

52 % der befragten Unternehmen sehen in einer geringen Verfügbarkeit alternativer oder recycelter Materialien auch ein größeres Problem, die Umweltfreundlichkeit ihres Verpackungseinsatzes zu verbessern. Auch produktschutzbezogene Aspekte werden häufig als Problemkreis betrachtet. 49 % der befragten Unternehmen sehen als Hemmnisse für eine Verwendung umweltfreundlicherer Verpackungen einen schlechteren Produktschutz und/oder eine schlechtere Lager- und Transportfähigkeit der Produkte, 36 % der Befragten sehen Konflikte mit gesetzlichen Vorschriften bezüglich Hygiene.

Die Entwicklung und Einführung umweltfreundlicherer Verpackungslösungen stellt viele Unternehmen also noch vor große Herausforderungen.

Ausblick

Die Studienergebnisse zeigen insgesamt, dass die Steigerung der Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes bei Lebensmittelprodukten für die Mehrheit der Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft ein wichtiges Thema ist, an dem sie bereits aktiv und auch mit einigem Erfolg arbeiten. 

Wie schnell in der nahen Zukunft der Anteil solcher Unternehmen in der Lebensmittelwirtschaft wachsen wird, die die Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes signifikant steigern können, ist jedoch schwer abzuschätzen. Einerseits arbeiten die Unternehmen an zahlreichen Optimierungsmaßnahmen, andererseits scheint es in vielen Unternehmen aber auch eine Herausforderung zu sein, mit den vorhandenen Produktionsanlagen und Prozessen umweltfreundlichere Lebensmittelverpackungen wirtschaftlich sinnvoll einzusetzen. Weitere Implementierungsbarrieren bilden zudem eine geringe Verfügbarkeit alternativer oder recycelter Materialien sowie die Erfüllbarkeit hoher Produktschutz- und Hygieneanforderungen mit veränderten Verpackungen. 

In diesem Spannungsfeld zwischen Optimierungsbestrebungen und marktbezogenen Absatz- und Positionierungschancen auf der einen Seite, sowie wirtschaftlicher und produktgerechter Umsetzbarkeit auf der anderen Seite, steht zu erwarten, dass die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, Chancen und Risiken einer Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz im eigenen Unternehmen ein Thema ist, das vermutlich viele Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird. 

Die vorliegende Publikation ist dazu gedacht, als Grundlage für diese Auseinandersetzung und Diskussion einige Daten und Einblicke bereitzustellen. 

Autoren:

Prof. Dr. Holger Buxel, Professor für Dienstleistungs- und Produktmarketing im Lebensmittelbereich an der Fachhochschule Münster
Dipl.-Ing. Simone Schiller MPH, Geschäftsführerin DLG-Fachzentrum Lebensmittel

Kontakt:
Simone Schiller, DLG-Fachzentrum Lebensmittel, S.Schiller@DLG.org