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Mechthild und Ingo Hubl: Vielfaltsgarten von den Fildern

Der Vielfaltsgarten (1.600 m2) ist ein von der Stadt Stuttgart geförderter Gemeinschaftsgarten, in dem alte Kulturarten mit neuen Anbaumethoden (Permakultur, Mulchen, Mischkultur, Schafwolldüngung, wenig Bodenbearbeitung, Terra Preta) kultiviert werden. Ziel ist einerseits größtmögliche Selbstversorgung bei gleichzeitig kontinuierlicher Verbesserung des Bodens und Bereitstellung von Lebensraum für Insekten, Kleintiere und Vögel. Gerade im städtischen Bereich mit nur wenigen unversiegelten Flächen sind solche Verbundleistungen entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität.

Der Schwerpunkt im Anbau liegt bei alten, samenfesten Sorten und extensiven Kulturen, die es im Handel nicht gibt. Der Garten ist Bio-zertifiziert (DE-ÖKO-006), um unserem Handeln einen nachvollziehbaren Rahmen zu geben. Über die allgemeinen Öko-Richtlinien hinaus orientieren wir uns an den Prinzipien der Permakultur. Hier ist es Ziel, durch geschlossene Stoffkreisläufe langfristig stabile Ökosysteme zu schaffen, die sich selbst erhalten und nur noch minimaler menschlicher Eingriffe bedürfen. Wie beim ökologischen Landbau wird auf Monokulturen und den Einsatz chemisch-synthetischer Dünger und Pestizide verzichtet. Mit selbst erzeugtem Saatgut und dem daraus produzierten Produkten soll möglichst viel „Wertschöpfung“ und Ernährungssouveränität in den urbanen Raum zurückgeholt werden. Wir bewirtschaften „minimalinvasiv“ mit möglichst wenig Bodenbearbeitung um das Edaphon (Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen) nicht zu beeinträchtigen. Uns gelingt der Aufbau von Humus, was durch laufende Bodenproben bestätigt wird. Unseren Materialeinsatz von außen beschränken wir auf das Nötigste. Ziel ist die Produktion unter weitgehender Schonung natürlicher Ressourcen. Wir verwenden gerne Stoffe, die andere als Abfall betrachten.

Der Garten finanziert sich aus dem Jungpflanzenverkauf im Frühjahr, einem Teil der Einnahmen aus dem Saatgutverkauf und Zuschüssen der Stadt Stuttgart (50 % Eigenanteil).
Wir wollen unser Wissen weitergeben. Besucher können in Gartenworkshops und Tomatenverkostungen – mit mehr als 50 Sorten – erfahren, was uns Vielfalt bedeutet. Dafür haben die Garteninhaber das Netzwerk Genbänkle mitbegründet. Es ist eine Baden-Württembergische Initiative, die das Thema um die alten Sorten in die Öffentlichkeit und die Politik trägt. https://www.genbaenkle.de

So dient die Gartenfläche vielfältigen Nutzungen. Eine Mitgärtnerin betreibt im Gemeinschaftsgarten eine kleine Imkerei mit durchschnittlich fünf Bienenvölkern. Das verbessert die Bestäubung und bereichert den Speiseplan. Jeder Mitgärtner kann seine Ideen und Talente einbringen und umsetzten. Misserfolge dienen dabei der Lebenserfahrung und bedeuten nur einen geringen finanziellen Verlust. Wir lernen miteinander und voneinander bei der Annäherung an unsere Ideale. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass mit gärtnerischem Wissen auch die Wertschätzung für die Arbeit der Landwirtschaft steigt und die Erzeugnisse wieder mehr wertgeschätzt werden.


Bilder und Texte stammen direkt von den jeweiligen Wettbewerbsteilnehmern.