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Fruchtfolgen erweitern, Anbausysteme anpassen

Düngeverordnung, Herbizidresistenzen, Restriktionen im Pflanzenschutz, stagnierende Erträge – die Liste der Probleme und Herausforderungen im Ackerbau ist lang. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass ein „Weiter so“ mit engen winterungsbetonten Fruchtfolgen ein Weg in die Sackgasse ist. Es stellt sich die Frage: Wie können die bestehenden Produktionssysteme neu justiert werden und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit des Ackerbaus erhalten bleiben?

„Die erste Antwort auf zunehmende Probleme im Ackerbau ist immer eine erweiterte Fruchtfolge“, meint Dr. Marco Schneider vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH). Sie bieten auf der einen Seite vielfältige pflanzenbauliche Vorteile. Es lassen sich beispielweise Ungrasprobleme beheben und die N-Effizienz über die Fruchtfolgegestaltung verbessern.

Andererseits halten erweiterte Fruchtfolgen auch einer ökonomischen Betrachtung stand. Eine wintergetreidebetonte Fruchtfolge mit Winterraps – Winterweizen – Winterweizen – Winterweizen erzielt auf guten Bördestandorten eine direkt- und arbeitserledigungsfeie Leistung (DAL) von 90 Euro/ha. Durch Aufnahme einer Sommerung wie der Ackerbohne (Winterraps – Winterweizen – Ackerbohne – Winterweizen) lassen sich 128 Euro/ha erzielen. Auch auf Standorten mit mittlerer bis schlechter Ertragsfähigkeit liegt die erweiterte Fruchtfolge wirtschaftlich vorn.

Bei steigenden Weizenpreisen kommt es zunächst in Bördelagen zur höheren Wirtschaftlichkeit wintergetreidebetonter Fruchtfolgen. Auf Grenzstandorten machen die Vorfruchtwirkungen auch bei guten Getreidepreisen vielfältigere Fruchtfolgen ökonomisch interessant.

Dr. Olaf Sass von der Norddeutschen Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG, Holtsee stellte in seinem Impulsvortrag heraus, dass gerade bei den Körnerleguminosen infolge der schrumpfenden Anbauflächen in den vergangenen 20 Jahren eine Reihe von Firmen die Züchtung eingestellt hat. Dies ist derzeit aber insofern (noch) nicht dramatisch, da durch deutliche Fortschritte bei Ertrag und Mähdruscheignung, zum Beispiel bei Ackerbohne und Körnererbse, für die Praxis leistungsfähige Sorten zur Verfügung stehen.

Anders sieht es aber auf lange Sicht aus, denn züchterischer Input und Forschung sind bei diesen Nischensorten natürlich nicht im Entferntesten mit denen bei den großen Kulturarten zu vergleichen. So ist bereits heute absehbar, dass die Schere in der Leistungsfähigkeit zwischen den kleinen und großen Kulturarten weiter auseinander geht und die Züchtung allein dieses Dilemma auch nicht lösen kann. Es braucht auch Innovationen in Anbau und Produktionstechnik, die bisher kaum feststellbar sind. Hier liegen nach Ansicht des Züchters noch einige Potentiale brach, die den Anbau von Körnerleguminosen weiter stabilisieren können.

Wie es ist, wenn man pflanzenbaulich bereits in der Sackgasse steckt, zeigen zwei Extrembeispiele von Praktikern. Fritz Seiler, Landwirt und Lohnunternehmer aus Altschörg im Landkreis Passau berichtet von Mais-betonten Fruchtfolgen im Inn- und Rottal. Hier stehen auf nahezu 50 Prozent der Ackerflächen Körnermais. Mais ist hier die lukrativste Frucht und bietet arbeitswirtschaftliche Vorteile. Zudem begünstigt die neue Düngeverordnung den Anbau von Mais zusätzlich.

Doch durch das Aufkommen des Maiswurzelbohrers wird ein Umdenken stattfinden müssen. Denn nur durch eine Anbauunterbrechung ist dem Wurzelbohrer Einhalt zu gebieten, da es keine zugelassenen Insektizide und Beizen in Deutschland gibt. Der Sojaanbau wäre eine Alternative, ebenso die Ausdehnung des Winterrapsanbaus oder der Wintergerste.

Jan Schulze-Geißler hat in seinem Ackerbaubetrieb in der Elbmarsch den Ackerfuchsschwanz ins Visier genommen. Wegen enger getreidelastiger Fruchtfolgen (Raps – Winterweizen – Winterweizen) ohne Sommerungen und Einsatz immer gleicher Wirkstoffe wurde der Ackerfuchsschwanz zum Problem. Dieses Produktionsverfahren war zu wenig auf Nachhaltigkeit ausgelegt.

Seine Strategie, um diesem Problem Herr zu werden, ist vielfältig: Veränderung der Fruchtfolgeanteile und Aufnahme der Ackerbohne, keine Frühsaaten mehr, Saatstärke nach oben anpassen, angepasste Bodenbearbeitungs- und Aussaattechnik, Fehlstellen in den Beständen vermeiden, Feld- und Feldrandhygiene sind nur einige Ansatzpunkte.

Das zeigt: Um eine Verschärfung der Gräserproblematik zu verhindern ist eine Kombination vieler verschiedener Maßnahmen notwendig. Es muss individuell auf Jahr, Standort und Problemlage reagiert werden.

Es scheint an der Zeit zu sein, sein Produktionssystem kritisch zu hinterfragen. Ist meine Fruchtfolge nachhaltig wirtschaftlich oder muss ich mich mit Alternativkulturen beschäftigen? Eine Lösung „von der Stange“ gibt es nicht, dass hat der Arbeitskreis deutlich gemacht. Individuelle Probleme erfordern individuelle Lösungen. Unsere einfältigen Anbausysteme müssen wieder vielfältiger gestaltet werden, um den pflanzenbaulichen Herausforderungen zu begegnen.

 

Für DLG-Mitglieder stehen die Tagungsunterlagen zum Download zur Verfügung.