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Apollo Vredestein B.V. Traxion XXL: Landwirtschaftsreifen für Traktoren

DLG-ANERKANNT: "Effizienzbetrachtung in der neuen Dimension 710/75R38"

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Ein Prüfzeichen „DLG-ANERKANNT in Einzelkriterien“ wird für landtechnische Produkte verliehen, die eine umfangsreduzierte Gebrauchswertprüfung der DLG nach unabhängigen und anerkannten Bewertungskriterien erfolgreich absolviert haben. Die Prüfung dient zur Herausstellung besonderer Innovationen und Schlüsselkriterien des Prüfgegenstands. Der Test kann Kriterien aus dem DLG-Prüfrahmen für Gesamtprüfungen enthalten oder sich auf andere wertbestimmende Merkmale und Eigenschaften des Prüfgegenstandes fokussieren. Die Mindestanforderungen, die Prüfbedingungen und -verfahren sowie die Bewertungsgrundlagen der Prüfungsergebnisse werden in Abstimmung mit einer DLG-Expertengruppe festgelegt. Sie entsprechen den anerkannten Regeln der Technik sowie den wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Erkenntnissen und Erfordernissen. Die erfolgreiche Prüfung schließt mit der Veröffentlichung eines Prüfberichtes sowie der Vergabe des Prüfzeichens ab, das fünf Jahre ab dem Vergabedatum gültig ist.

Die Testreihe „Effizienzbetrachtung in der neuen Dimension 710/75R38“ umfasst Prüfungen zur Effizienz von Ackerschlepperreifen bei der Feldarbeit unter Kon­stantfahrtbedingungen sowie die ­Bestimmung der maximal mög­lichen Zugkräfte unter definierten Schlupfbedingungen. Die Messungen erfolgten mit dem Vredestein Reifentyp ­TraxionXXL im Segment der Breit­reifen in den folgenden Dimensionen: 600/70R28 an der Vorder­achse und 710/75R38 an der Hinterachse. Zum Vergleich der Messergebnisse wurde eine weitere Vredestein Reifenkombina­tionen vom Typ ­­Traxion+ in den ­Dimensionen 600/65R28 an der Vorderachse und 710/70R38 an der Hinterachse getestet. 

Das Hauptaugenmerk lag hier speziell bei den neuen Hinterreifen, die mit ihrem Querschnitt von 75 % zur Reifenbreite, eine Alternative darstellen sollen zu der standardmäßig angebotenen Dimension 710/70R38. Der resultierende Außendurchmesser des TraxionXXL liegt um 7 cm über dem des 710/70R38, aber auch um 6 cm unterhalb des 710/70R42. Er füllt demnach die Nische aus, die es erlaubt, ohne das Anheben der Kabine bei manchen Schleppern, den maximal möglichen Außendurchmesser zu verwenden. Auch der im Vergleich zu beiden Standardvarianten, erhöhte Lastindex bietet hier, durch die Möglichkeit der Reduktion des Reifenluftdruckes bei gleicher Radlast die Möglichkeit zur Effizienzsteigerung bei der Feldarbeit. Die Montage der Reifengrößen des TraxionXXL an der Vorderachse und Hinterachse ist jeweils auf der gleichen Felgendimension möglich wie die der Referenzbereifung.

Beurteilung – kurz gefasst

In der Disziplin „Kappa/Schlupf-Verhalten“ zeigt der größere ­­TraxionXXL im Vergleich zum ­­Traxion+, speziell in den unteren Schlupfbereichen ein deutlich ­besseres Verhalten bezüglich der resultierenden Zugkraft.

Auch beim spezifischen Kraftstoffverbrauch unter Konstantfahrtbedingungen macht sich dieser Effekt positiv bemerkbar, sodass hier eine Verbesserung um knapp 7,5 % erreicht werden kann. Die bearbeitete Fläche pro Stunde, also die Flächenleistung, fällt bei der getesteten Reifenkombination wie erwartet ebenfalls um ca. 7,5 % besser aus als bei der Referenzkombination.

Tabelle 1: Ergebnisse im Überblick

* Bewertungsbereich: ++ / + / ◯ / – / –– (◯ = Standard, k.B. = keine Bewertung)
Prüfmerkmal Bewertung
Kappa/Schlupf-Verhalten + +
Spezifischer Kraftstoffverbrauch + +
Flächenleistung + +

Das Produkt

Vredestein ­TraxionXXL

Beschreibung und technische Daten:

Technische Hinweise und Daten sind auf der Herstellerhomepage einsehbar.

Die Methode

Die zu prüfenden Reifensätze wurden an einem Versuchsfahrzeug, hier ein Claas Axion 850 C-Matic mit Stufenlosgetriebe, montiert. Dieser diente als Zugfahrzeug. Die Belastungssimulation erfolgte mit Hilfe eines Claas Axion 930 C-Matic, ebenfalls mit Stufenlosgetriebe. Die beiden Schlepper wurden über ein Stahlseil mit integrierter Zugkraftmessdose verbunden. Darüber hinaus wurde an der Ackerschiene des Zugfahrzeugs ein Peiseler-Rad befestigt, welches die tatsächliche sich einstellende Fahrgeschwindigkeit während der Tests lieferte. Über die Messung der Raddrehzahl am Zugschlepper in Verbindung mit dem Abrollumfang der Testreifen wurde der sich einstellende Radschlupf ermittelt. Der Kraftstoffverbrauch zur Bestimmung der Effizienz wurde mit Hilfe einer volumetrischen Mess­ein­rich­tung am Zugschlepper ebenfalls erfasst.

Der Prüfablauf war für beide Reifensätze identisch. In einem ersten Teilversuch wurde der Kraftstoffverbrauch bei konstanter Geschwindigkeitseinstellung am Zugfahrzeug, sowie konstanter Zugkraftbelastung am Bremsfahrzeug ermittelt. Grundlage hierzu waren die Belastungs­daten gemessen an einem Grubber während einer praxisüblichen Stoppelbearbeitung im Feld.

Beim zweiten Teilversuch war das Ziel die Ermittlung der Kappa/Schlupf-Kurve, also die in Abhängigkeit vom Schlupf übertragbare Zugkraft unter den gegebenen Bodenbedingungen. Hierzu wurde am Zugfahrzeug eine konstante Geschwindigkeit eingestellt und der Zugkraftbedarf durch das Bremsfahrzeug bis zu einem Radschlupf von 40 % kontinuierlich erhöht.

Die zum Testzeitpunkt herrschenden Bodenverhältnisse wurden stichprobenartig auf dem gesamten Testfeld bezüglich Feuchtigkeit erfasst. Da es sich bei allen Prüflingen um neue Reifensätze handelte wurden diese vor Testbeginn mit einer einheitlichen Prozedur eingefahren. Dies gewährleistete eine Gleichheit im Oberflächenbereich der Stollen für alle Reifen.

Zur statistischen Absicherung wurden alle im Rahmen dieser Prüfung durchgeführten Messungen mindestens dreimal wiederholt.

Tabelle 2: Details zur Prüfung

 Vredestein Vredestein 
 VAHAVAHA
Prüfkombination­Traxion+­Traxion+­TraxionXXL­TraxionXXL
Dimension600/65R28710/70R38600/70R28710/75R38
Lastindex154D171D157D174D
Außendurchmesser1480193015402000
mittl. Profiltiefe über Reifenbreite [mm]60655862
Anzahl Stollen18201919
Achslast Prüffahrzeug Feld [kg]5750705057507100
max. Tragfähigkeit lt. Hersteller [kg]2935402529704250
Prüfdruck Feld [bar]1,10,60,80,6
Vorlauf bei Prüfdruck [%]1,39 2,73 

Die Testergebnisse im Detail

Beim ersten Teilversuch mit annähernd konstantem Zugkraftbedarf von ca. 50 kN ergaben sich folgende im Bild 4 dargestellten spezifischen Kraftstoffverbräuche. Hieraus folgt, dass sich der Kraftstoffbedarf je geleisteter Arbeit, des TraxionXXL unter den gegebenen Testbedingungen deutlich besser im Vergleich zu dem ­Traxion+ darstellt.

Basierend auf den Randbedingungen des Referenzanbaugerätes, welches für die Schleppereinstellungen zugrunde gelegt wurde, hier ein Grubber mit bekannter Arbeitsbreite und Arbeitstiefe, wurde ebenfalls die Flächenleistung pro Stunde ermittelt. Darstellung der Ergebnisse in Bild 5.

Hierbei zeigen sich deutliche Unterschiede beider Testkandidaten von ca. 6 %. Dies entspricht in etwa einer Differenzfläche pro Stunde von 0,3 ha. Einfluss auf dieses Ergebnis hatten die resultierenden Arbeitsgeschwindigkeiten als Folge der unterschiedlichen Schlupfverhältnisse sowie der unterschiedlichen Vorlaufbedingungen.

Aufbauend auf der Arbeitsleistung lässt sich auch der absolute Kraftstoffverbrauch bzw. der zu erwartende Flächenverbrauch ermitteln. Zu sehen in Bild 6. Hier wird ebenfalls nochmal deutlich, dass der TraxionXXL bei gleichem Arbeitseinsatz in der Lage ist zusätzlich eine Kraftstoffersparnis von ca. 6 % gegenüber dem Traxion+ zu erzielen.

Bei den Messungen des Kappa/Schlupf-Verhaltens in Bild 7 ging es um die Ermittlung der übertragbaren Zugkraft im Verhältnis zum eingesetzten Schleppergesamtgewicht. Dieses Verhältnis wird durch den einheitenlosen Zugkraftbeiwert Kappa in Abhängigkeit vom Schlupf dargestellt. Für die Praxis liefert sie eine Aussage dazu, wie groß der Anteil des Fahrzeuggesamtgewichtes ist, der bei gleichem Schlupf in Zugkraft umgesetzt werden kann.

Die Ergebnisse der beiden Reifensätze sind in Bild 7 skaliert dargestellt. Daraus lässt sich ableiten, dass der TraxionXXL besser in der Lage ist, die Radlast in Zugkraft umzusetzen. Des Weiteren lässt sich aus diesen Ergebnissen ablesen, das unter den gegebenen Bodenbedingungen, bei gleichem Zugkraftbedarf eines Anbaugerätes, der TraxionXXL einen geringeren Reifenschlupf und damit weniger Verluste produziert. Aufgrund des Zusammenhangs zwischen reduziertem Schlupf und damit erhöhter Arbeitsgeschwindigkeit wird auch die Flächenleistung und somit auch die Effizienz des Kraftstoffeinsatzes positiv beeinflusst.

Fazit

Die getestete Reifenpaarung des Vredestein TraxionXXL mit 600/70R28 an der Vorderachse und 710/75R38 an der Hinterachse kann, bezüglich der Leistungsfähigkeit während der simulierten Zug­arbeit, seine Vorteile gegenüber dem Vredestein Traxion+ mit 600/65R28 an der Vorderachse und 710/70R38 an der Hinterachse deutlich herausstellen. Hier erreicht er die höchsten Zugkraftwerte auf den gleichen Schlupfniveaus.

Dies wirkt sich auch auf die Messungen des spezifischen Verbrauchs aus. Die Unterschiede liegen hier im Bereich von 23 g/kWh. Dies entspricht etwa 6 % im Vergleich zum Traxion+ unter den gegebenen Bedingungen und mit dem Einsatz der beschriebenen Testschlepper.

Im Hinblick auf die Flächenleistung wirkt sich dies natürlich auch aus. Infolge der vergrößerten Aufstandsfläche durch den erhöhten Reifenquerschnitt sinkt einfach das Schlupfniveau bei gleicher Zugkraft. Dies spiegelt sich dann natürlich auch wieder in der zurückgelegten Wegstrecke wieder. Hier wird ein Vorteil auch schon bei kleineren zu bearbeitenden Flächen erkennbar.

Alles in allem zeigt sich, dass der Vredestein TraxionXXL sicherlich eine Alternative darstellt zu den angebotenen Standardreifengrößen, wenn es um die Ausnutzung der Möglichkeiten mit der 710‘er Reifengröße in Verbindung mit einer 38-Zoll-Felge geht. Die Kombination aus 600/70R28 an der Vorderachse und 710/75R38 an der Hinterachse erlaubt des durch den erhöhten Reifenquerschnitt mehr ­Effizienz aus dem Reifen heraus­zuholen als bei der Vergleichsgröße des ­Traxion+. Der zusätzliche Wechsel der Felgendimension von 38 Zoll auf 42 Zoll, wenn überhaupt möglich, ist hier nicht mehr notwendig und eine Montage am Schlepper sollte in der Regel ohne Änderungen der Kabinenposition möglich sein.

Durch die sich nur geringfügig ändernden Abrollumfänge ändert sich die resultierende Voreilung im Vergleich der beiden geprüften Reifenpaarungen ebenfalls nur geringfügig. Hier ist also keine Anpassung am Getriebe notwendig.

Anmelder

Apollo Vredestein B.V.
P.O. Box 27
7500 AA Enschede
The Netherlands
Kontakt:
www.apollovredestein.com

Prüfungsdurchführung

DLG e.V.,
Testzentrum Technik und Betriebsmittel,
Max-Eyth-Weg 1,
64823 Groß-Umstadt

Fachgebiet
Fahrzeugtechnik

Projektleiter
Dipl.-Ing.(FH) Andreas Ai

Prüfingenieur(e)
Dipl.-Ing.(FH) Niels Conradi *

* Berichterstatter

Kontakt

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