LEMKEN TurnControl Pro - elektronisches Bediensystem für den Anbaupflug LEMKEN Juwel
DLG-ANERKANNT: "Bedienkomfort"
Ein Prüfzeichen „DLG-ANERKANNT in Einzelkriterien“ wird für landtechnische Produkte verliehen, die eine umfangsreduzierte Gebrauchswertprüfung der DLG nach unabhängigen und anerkannten Bewertungskriterien erfolgreich absolviert haben. Die Prüfung dient zur Herausstellung besonderer Innovationen und Schlüsselkriterien des Prüfgegenstands. Der Test kann Kriterien aus dem DLG-Prüfrahmen für Gesamtprüfungen enthalten oder sich auf andere wertbestimmende Merkmale und Eigenschaften des Prüfgegenstandes fokussieren. Die Mindestanforderungen, die Prüfbedingungen und -verfahren sowie die Bewertungsgrundlagen der Prüfungsergebnisse werden in Abstimmung mit einer DLG-Expertengruppe festgelegt. Sie entsprechen den anerkannten Regeln der Technik sowie den wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Erkenntnissen und Erfordernissen. Die erfolgreiche Prüfung schließt mit der Veröffentlichung eines Prüfberichtes sowie der Vergabe des Prüfzeichens ab, das fünf Jahre ab dem Vergabedatum gültig ist.
Die DLG-Teilprüfung „Bedienkomfort“ wurde mit dem elektronischen Bediensystem LEMKEN TurnControl Pro“ für den Anbaudrehpflug LEMKEN Juwel durchgeführt. Neben dem Bedienkomfort selbst wird auch die Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Bedienung einer Bewertung unterzogen. Hierfür werden kompetente Testfahrer, die mit dem Pflügen sehr vertraut sind aber keine Vorkenntnisse über das zu prüfende Produkt selbst besitzen, befragt. Zunächst erfolgt in der DLG-Prüfung eine Einweisung im Umgang mit dem System durch einen Produktspezialisten. Danach werden die Testfahrer aufgefordert, das zu prüfende System im praktischen Einsatz selbständig zu bedienen. Anschließend bewerten die Testfahrer das Bediensystem anhand eines vorgegebenen Fragebogens. In der vorliegenden Prüfung war das System hierfür an einem sechsfurchigen Anbaupflug LEMKEN Juwel mit hydraulischer Arbeitsbreiteneinstellung verbaut. Andere Kriterien wurden in der vorgestellten Prüfung nicht überprüft.
Beurteilung – kurz gefasst
Alle Funktionen wurden den Testfahrern mit der Einweisung vollständig und verständlich erläutert und konnten während des praktischen Einsatzes von diesen selbstständig und ohne weitere Hilfe umgesetzt werden. Der Bedienkomfort und die Erlernbarkeit der Bedienung werden wie in der nachfolgenden Tabelle 1 wiedergegeben bewertet. Die ISOBUS-Funktion des getesteten Gerätes konnte mit dem mitgelieferten LEMKEN CCI-ISOBUS-Terminal, mit dem Schlepperterminal sowie mit dem Joystick des Schleppers genutzt werden.
Tabelle 1: Bedienkomfort bei der Pflugeinstellung mit LEMKEN TurnControl Pro
Prüfkriterium | Bewertung |
Verbinden der hydraulischen und elektrischen Schnittstellen | sehr einfach |
Bedienung der Funktionen | |
– Drehen des Pfluges | sehr einfach |
– Packer lösen | sehr einfach |
– Arbeitsbreite verändern | sehr einfach |
– Arbeitstiefe verändern | sehr einfach |
– Vorderfurchenbreite verändern | sehr einfach |
– Pflugneigung verändern | sehr einfach |
Anfahren der Arbeitsstellung aus der Transportstellung heraus | einfach |
Erstellung und Abspeicherung eines Szenarios | sehr einfach |
Übertragung der Funktionen vom ISOBUS-Terminal über AUX-N-Funktion | einfach |
GPS-basierte Furchenbegradigung | sehr nützliche Funktion, Bedienung relativ kompliziert |
Beschreibung und technische Daten
LEMKEN TurnControl Pro ist eine ISOBUS-basierte, elektronische Steuerung zur Einstellung unterschiedlicher Funktionen am Pflug. Die folgenden Funktionen können über das Bedienterminal (Schlepperterminal oder CCI-Terminal) gesteuert werden:
- Drehen des Pfluges
- Packer lösen
- Arbeitsbreite verändern
- Arbeitstiefe verändern
- Vorderfurchenbreite verändern
- Pflugneigung verändern
- Anfahren der Arbeitsstellung aus der Transportstellung heraus
Bei entsprechender Zusatzausstattung sind darüber hinaus auch die folgenden Funktionen über das Terminal zu bedienen: Packerarm ein- bzw. ausschwenken und Einstellen der hydraulischen Vorspannung zur Überlastsicherung.
Durch eine Speicherfunktion können bis zu vier unterschiedliche Pflugeinstellungen als Szenarien vorgewählt werden.
Als weiteres Feature kann das LEMKEN TurnControl Pro bei einem Variopflug über die Anpassung der Arbeitsbreite eine krumme Furche begradigen, sofern dem System hierfür GPS-Koordinaten zur Verfügung gestellt werden.
Über die sogenannte Aux-N-Funktion (ISOBUS-Funktion) kann die Einstellungen am Pflug auch über den Joystick oder den Multifunktionshebel des Traktors ausgeführt werden, wenn dieser entsprechend ausgestattet ist.
Beim Anhängevorgang werden die folgenden Versorgungsleitungen mit dem Traktor verbunden:
- Spannungsversorgung des Pfluges, z. B. für die Beleuchtung
- ISOBUS-Stecker
- drei Load Sensing-Leitungen (Druckleitung, Rücklaufleitung, Lastmeldeleitung)
Die Methode
Bedienkomfort
Der Bedienkomfort wird in der DLG-Prüfung durch kompetente Testfahrer beurteilt. Neben dem Bedienkomfort selbst wird hierbei auch die Vollständigkeit und Nachvollziehbarkeit der Einweisung bzw. der Bedienungsanleitung einer Bewertung unterzogen. Hierfür werden kompetente Testfahrer, die mit dem Pflügen sehr vertraut sind aber keine Vorkenntnisse über das zu prüfende Produkt selbst besitzen, befragt.
Zu Beginn der Prüfung erhalten die Testfahrer eine fachmännische Einweisung durch den Produktspezialisten des Landmaschinenherstellers. Während dieser Einführung werden den Testfahrern alle relevanten Funktionen des Systems erläutert. Danach werden die Testfahrer aufgefordert, das zu prüfende System im praktischen Einsatz selbständig zu bedienen. Anschließend beurteilen die Testfahrer in Einzelgesprächen sowohl die Verständlichkeit und Vollständigkeit der Einweisung als auch das Bediensystem selbst anhand eines vorgegebenen Fragebogens.
Im durchgeführten DLG-Test wurden die folgenden Bedienfunktionen bewertet:
a) Verbindung der hydraulischen und elektrischen Schnittstellen zwischen Pflug und Traktor
b) Bedienbarkeit der folgenden Funktionen
– Drehen des Pfluges
– Packer lösen
– Arbeitsbreite vergrößern/verkleinern
– Arbeitstiefe erhöhen/reduzieren
– Pflugneigung verändern
– Vorderfurche verkleinern/vergrößern
c) Anfahren der Arbeitsstellung aus der Transportstellung heraus
d) Erstellung eines neuen Szenarios
e) Aux-N-Funktion (Übertragung der Bedienung vom Terminal auf den Joystick/Multifunktionshebel des Traktors (ISOBUS-Funktion))
Der Bedienkomfort wird hierbei nach folgender Skala eingestuft: sehr einfach / einfach / weniger einfach / schwierig
Zusätzlich wurde in der DLG-Prüfung ein Ausstattungsmerkmal zur GPS-basierten Furchenbegradigung erprobt und dessen Bedienung ebenfalls einer Bewertung unterzogen. Hierfür wurde als Ausgangssituation absichtlich eine krumme Furche gezogen und anschließend ermittelt, nach wie vielen Hin- und Herfahrten die resultierende Furche wieder geradlinig verlaufen ist.
ISOBUS Praxistest
ISOBUS basierte Systeme werden zudem einem DLG-ISOBUS-Praxistest unterzogen. Hierbei wird zunächst überprüft, ob der verbaute ISOBUS-Controller die Komponenten-Zertifizierung „AEF-conform“ besitzt (AEF = Agricultural Industry Electronics Foundation) erfüllt. Anschließend wird das System mit einem Bedienterminal gekoppelt und die über den Datenbus fließenden Daten sowie Fehlermeldungen protokolliert und ausgewertet. Wichtige Prüfkriterien sind dabei vor allem
- Übertragung der Bedienoberfläche auf das Bedienterminal
- Funktionstest der Bedienoberfläche
- Nutzbarkeit der Maschinendaten
Die Testergebnisse im Detail
In der DLG-Prüfung war das Bediensystem LEMKEN TurnControl Pro an einem sechsfurchigen Anbaupflug LEMKEN Juwel mit hydraulischer Arbeitsbreiteneinstellung verbaut. Der Pflug wurde im Praxiseinsatz von einem Fendt 939 Vario S4 gezogen. Der eingesetzte Schlepper war mit einem GPS-Empfänger und mit Lenksystem ausgestattet. Das Lenksystem des Schleppers wurde aber zum Pflügen in der DLG-Prüfung nicht genutzt.
Bedienkomfort
Während und nach dem praktischen Einsatz des Pfluges wurden die Testfahrer über die Vollständigkeit und Nachvollziehbarkeit der mit der Einweisung erhaltenen Information zur Bedienung des LEMKEN TurnControl Pro befragt. Alle Testfahrer äußerten sich positiv und gaben an, dass sie durch die vorangegangene Einweisung alle relevanten Informationen zum Bediensystem LEMKEN TurnControl Pro erhalten haben.
Alle Funktionen wurden verständlich erläutert und konnten während des praktischen Einsatzes selbstständig umgesetzt werden.
Das Verbinden der drei Hydraulikleitungen des Load-Sensing-Systems und der beiden elektrischen Schnittstellen (Stecker für die Beleuchtung und ISOBUS-Stecker) wird von den Testfahrern als „sehr einfach“ bewertet. Bei einem Pflug ohne ISOBUS-Ausstattung müssen hingegen fünf doppeltwirkende Steuergeräte am Schlepper vorhanden sein, um alle über LEMKEN TurnControl Pro bedienbaren Funktionen anzusteuern. Hierfür müssen nach dem Ankuppeln insgesamt zehn Ölleitungen angeschlossen und die Durchflussmengen jedes einzelnen Steuergerätes an die jeweiligen Funktionen angepasst werden. LEMKEN TurnControl Pro führt hier zu einer deutlichen Einsparung von Arbeitszeit und Aufwand beim An- und Abhängevorgang.
Die Bedienung der nachfolgenden Funktionen wird in der DLG-Prüfung ebenfalls als „sehr einfach“ beurteilt:
- Drehen des Pfluges
- Packer lösen
- Verändern der Arbeitsbreite
- Verändern der Arbeitstiefe
- Pflugneigung verändern
- Anpassung der Vorderfurchenbreite
Das Anfahren der Arbeitsstellung aus der Transportstellung heraus wird als „einfach“ eingestuft.
Das Einrichten und das Aufrufen eines Szenarios mit vorgewählten Pflugeinstellungen bewerten die Testfahrer in der DLG-Prüfung mit „sehr einfach“.
Die Bedienung der verschiedenen Funktionen erfolgt entweder über die Tasten des LEMKEN CCI-ISOBUS-Terminals, das Schlepperterminal oder vom Joystick (bzw. vom Multifunktionshebel) des Traktors aus. Zur Übertragung der verschiedenen Funktionen wird die so genannte Aux-N-Funktion am LEMKEN TurnControl Pro verwendet. Die Testfahrer stufen den hierfür erforderlichen Arbeitsschritt der Zuweisung von Bedienfunktionen auf die Tastenbelegung des Joysticks (in der DLG-Prüfung Fendt 939 Vario S4) mehrheitlich als einfach ein.
Bei der Erprobung der GPS-basierten Furchenbegradigung waren die Testfahrer nicht ohne Hilfe des Produktspezialisten in der Lage, dieses Ausstattungsmerkmal am LEMKEN TurnControl Pro fehlerfrei zu bedienen. Nach Angaben von LEMKEN ist die Bedieneroberfläche hierfür noch nicht fertiggestellt und wird zukünftig bedienerfreundlicher gestaltet.
Der Nutzen einer GPS-basierten Furchenbegradigung wird von allen Befragten als sehr hoch eingeschätzt und sie begrüßen diese Entwicklung sehr. Die Funktionalität zeigt sich in der Erprobung bereits. Nach nur zwei Hin- und Herfahrten wurde die ursprünglich krumme Furche durch die GPS-gesteuerte Anpassung der Arbeitsbreite des Pfluges wieder begradigt (Bilder 3 und 4).
Bilder 3 und 4: Ausgangsfurche zum Testen der Furchenbegradigung (links) und begradigte Furche nach zwei Hin- und Herfahrten (rechts)


DLG-ISOBUS Praxistest
Die ISOBUS-Funktion des getesteten Gerätes konnte mit dem mitgelieferten LEMKEN CCI-ISOBUS-Terminal und auch mit dem getesteten Schlepper-Terminal (hier: Fendt Varioterminal) ohne Einschränkungen genutzt werden (siehe Tabelle 2).
Tabelle 2: ISOBUS-Funktionalität für getestete Gerätepaarung(en)
ISOBUS-Funktion | AEF-conform getestet | Testergebnis DLG Praxistest | Testergebnis DLG Praxistest |
LEMKEN CCI-Terminal |
FENDT Varioterminal | ||
Darstellung und Bedienung über das FENDT Varioterminal (UT) | ✔ | ✔ | ✔ |
Dokumentation von Summenwerten (z.B. bearbeitete Fläche und Betriebsstunden) (TC-BAS) | ✔ | ✔ | ✔ |
Teilbreitenschaltung (TC-SC) | – | – | – |
Abarbeiten ortsbezogener Aufträge (TC-GEO) | – | – | – |
Funktionen von TurnControl Pro können auf den Schlepper Joystick gelegt werden (AUX-N) | ✔ | ✔ | ✔ |
Fazit
Die Vollständigkeit und Nachvollziehbarkeit der mit der Einweisung erhaltenen Information zur Bedienung des LEMKEN TurnControl Pro wurde von den Testfahrern positiv beurteilt. Alle Funktionen wurden verständlich erläutert und konnten während des praktischen Einsatzes selbstständig umgesetzt werden. Der Bedienkomfort von TurnControl Pro wurde bei der durchgeführten Prüfung mit sehr einfach und einfach bewertet.
Die ISOBUS-Funktion des getesteten Gerätes konnte mit dem mitgelieferten LEMKEN CCI-ISOBUS-Terminal und mit dem getesteten Schlepperterminal genutzt werden.
Das Verbinden der hydraulischen und elektrischen Schnittstellen beim Anhängen des Pfluges an den Traktor wird als sehr einfach eingestuft.
Der Arbeitszeitbedarf ist im Vergleich zu einer nicht ISOBUS basierten Bedienung deutlich reduziert. Die zusätzlich in der DLG-Prüfung erprobte GPS-basierte Furchenbegradigung wird als sehr hilfreich und nützlich angesehen. Die Bedienung ist aber in der derzeitigen Version relativ kompliziert.
Erläuterungen der Abkürzungen:
UT = ISOBUS-Universalterminal; TC = Task Controller; AUX = zusätzliche Bedienelemente, z.B. Joystick (Zusatz N = New = neuer Standard); BAS = Basisversion; SC = mit Teilbreitenschaltung; GEO = mit Geodatenverknüpfung
– = Funktion nicht verfügbar
Anmelder
LEMKEN GmbH & Co. KG
Weseler Straße 5
46519 Alpen
www.lemken.com
Prüfungsdurchführung
DLG e.V.,
Testzentrum Technik und Betriebsmittel,
Max-Eyth-Weg 1,
64823 Groß-Umstadt
Fachgebiet
Technik Außenwirtschaft
Projektleiter
Dr. Ulrich Rubenschuh
Prüfingenieur(e)
Dipl.-Ing agr.
Georg Horst Schuchmann*
* Berichterstatter
Kontakt
DLG Testzentrum Technik und Betriebsmittel • DLG TestService GmbH Standort Groß-Umstadt • Max-Eyth-Weg 1 • 64823 Groß-Umstadt • Tel: +49(0)69/24 788-600 Fax: +49(0)69/24 788-690 • tech@DLG.org