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Allergenmanagement

Forschungs- projekte im Fokus

aus: DLG-Lebensmittel 5/2021

Bei Allergien, Atemwegs- und Hauterkrankungen sowie bei Nahrungsmittel-Allergien und Unverträglichkeiten tut sich gegenwärtig viel in der Forschung. Neue Erkenntnisse formulieren bislang unerwartete Zusammenhänge: beispielsweise wie die Ernährung auch Asthma oder
Pollenallergien beeinflusst. Einen Überblick über den Status quo gibt der Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB), der aktuell an
einigen Forschungsprojekten beteiligt ist.

Solids by Kiss

Im Januar 2021 startete das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderte Projekt „Solids by Kiss“ – Unter Leitung der Universität Frankfurt und der Charité wird in Kooperation mit dem Paul Ehrlich Institut und einer Bäckerei in Sachen Allergieprävention geforscht. Untersucht wird zum einen, ob die frühzeitige Gabe definierter Allergenmengen die Entwicklung von Nahrungsmittelallergien günstig beeinflussen kann. Dies war bereits in den letzten Jahren immer wieder Gegenstand von Forschungsprojekten und wird in Solids by Kiss dadurch ergänzt, dass die in manchen Kulturen, in denen Allergien seltener auftreten, traditionelle Methode des Futterkusses mit untersucht wird. Die Idee der Forscher ist, dass das mütterliche Mikrobiom des Mundes, das bei dieser Fütterungsmethode mit auf das Kind übertragen wird, möglicherweise einen protektiven Effekt in Sachen
Allergieentwicklung haben könnte.

 

Wheat-A-Baic

Außerdem startete im ersten Quartal 2021 das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsprojekt „Wheat-A-Baic“ (Wheat – A model allergen to better understand food Allergy and Intolerance and to improve the health care of affected children and adults / Weizen – ein Modell-Allergen zum besseren Verständnis von Nahrungsmittel-Allergie und -Intoleranz zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung betroffener Kinder und Erwachsener). Im Rahmen des Projektes wird der DAAB Erfahrungen von Patienten mit Weizenallergie zu Karenzstrategien mittels einer Online-Befragung erheben.

ErdHase

Erdnüsse und Haselnüsse sind die häufigsten und auch gefährlichsten Auslöser von Nahrungsmittelallergien. Die Reaktionen reichen von leichtem Hautjucken bis zu lebensbedrohlichen Herzkreislaufbeschwerden. Weltweit leiden darunter vier Prozent der Bevölkerung. Bei der Verarbeitung von Erdnüssen und Haselnüssen in der Lebensmittelproduktion kann jedoch je nach Verfahren die Allergenität gesteigert oder verringert werden. Auch gängige Methoden zur Lebensmittelallergenanalyse ziehen diese Umstände zurzeit nicht in Betracht.

Bei Nahrungsmittelallergien gibt es für Patienten derzeit nur eine sichere Methode: Lebensmittel mit diesen Zutaten vermeiden. Das lässt jedoch den individuellen Schwellenwert jedes Patienten außer Acht und auch die Tatsache, dass Verarbeitungsprozesse die Allergenität der Zutaten verändern können. Um Werkzeuge zu entwickeln, mit denen das Potenzial von Allergieauslösung bereits im Lebensmittel erfasst wird, verbindet eine interdisziplinäre Forschungsgruppe jetzt klinisches, analytisches und produktionstechnisches Know-how. Der Projektname „ErdHase“ verweist auf die Klassiker unter den Allergieauslösern: Erdnüsse und Haselnüsse.

Das vom BMBF geförderte Projekt, an dem der DAAB als Projektpartner beteiligt ist, widmet sich Erdnuss- und Haselnussallergien. Das „ErdHase“-Konsortium besteht aus einer Gruppe, die sich mit dem Erhalt bzw. Verlust der Aller­genität von Erdnuss- und Haselnuss­proteinen in verarbeiteten Lebensmitteln (Keksen, Schokolade, Öl) befasst. Im klinischen Part des Forschungsprojektes überprüfen die Ärzte der Charité sowohl bei Erwachsenen als auch Kindern mit Erdnuss- und/oder Haselnussallergie die klinische Relevanz. Auch hier wird der DAAB die Patientenperspektive durch gezielte Befragung der Zielgruppe mit einbringen, aber auch Ernährungsfachkräfte und Vertreter der Lebensmittelindustrie in separaten Befragungen zur Thematik befragen. Ziel ist eine besser und genauere Beratung allergischer Patienten zu ermöglichen und den Lebensmittelherstellern bessere Methoden für den Nachweis zur Verfügung zu stellen. Für das Forschungsprojekt haben sich Partner aus Klinik, Analyse, Hochschule und Industrie zusammengeschlossen: R-Biopharm; Charité – Universitätsmedizin Berlin; Deutscher Allergie- und Asthmabund; Hochschule Fresenius; Hochschule Geisenheim, Institut für Lebensmittelsicherheit; YUMAB GmbH.

CHAMP

Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt CHAMP verfolgt das Ziel, die beeinflussenden Faktoren einer allergischen Er­krankung (Nahrungsmittelallergie, Neu­rodermitis, Asthma und Heuschnupfen) zu untersuchen. CHAMP steht dabei für CHildhood Allergy and tolerance: bioMarkers and Predictors.

Ein besonderes Augenmerk wird dabei den Fragen gewidmet,

  • weshalb manche Kinder niemals eine allergische Erkrankung entwi­ckeln beziehungsweise
  • weshalb andere Kinder eine Allergie von selbst wieder verlieren.

Wenn diese Unterschiede und die da­hinterliegenden Mechanismen verstan­den werden (z. B. was dazu führt, dass eine Allergie sich zurückbildet), könnte das wegweisend sein – sowohl für die Prognose als auch für zukünftige Be­handlungen allergischer Erkrankungen.

Das Hauptziel ist die Entwicklung eines Allergie-Scores anhand von Biomar­kern, mit dem die Entstehung bzw. der Verlauf einer allergischen Erkrankung vorausgesagt werden kann. Auch über die Schwere des Verlaufs möchten die Wissenschaftler Aussagen treffen kön­nen. Ein weiterer wichtiger Aspekt im Rahmen des Forschungsprojektes ist die Lebensqualität bei unterschiedli­chen allergischen Erkrankungen, bei unterschiedlichen Schweregraden und in verschiedenen Altersgruppen. Und auch die Wünsche der Eltern be­troffener Kinder sollen Eingang in diese Forschungsarbeit finden, weshalb der DAAB eine entsprechende Befragung durchführt.

LACoP

LACoP steht für „Low Allergen Containing Plants“ (Pflanzen mit reduziertem Allergengehalt) und ist ein Forschungsprojekt, das von der Hochschule Hannover initiiert wurde und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Anlass und Voraussetzung für das Projekt war, dass die Erbinformation von Pflanzen genau entschlüsselt werden konnte. Aufgrund der Zunahme der Nahrungsmittel­allergien in der Bevölkerung entstand die Idee, neue Züchtungsverfahren zu entwickeln, durch die allergene Bestandteile in Pflanzen reduziert bzw. eliminiert werden können, sodass diese Pflanzen und gegebenenfalls daraus hergestellte Lebensmittel dann für aller­gische Patienten nicht mehr allergieauslösend sind. Das interdisziplinäre Konsortium des Projekts unter Leitung der Leibniz Universität Hannover umfasst Experten aus den Bereichen Pflanzenforschung, Biochemie, Biotechnologe und Bioinformatik, Medizin, Allergendiagnostik und Allergenanalytik und den DAAB als Patienten-/Verbrauchervertreter.

DLG-geprüftes Allergen-Management

DAAB e.V. und DLG haben gemeinsam einen praxisnahen Zertifizierungsstandard zur Vermeidung unbeabsichtigter Allergeneinträge in Lebensmittel entwickelt: „DLG-geprüftes Allergen-Management“ bietet allen Marktbeteiligten mehr Sicherheit. Ausführliche Infos unter: www.DLGTS.com/Allergenmanagement

Kontakt: Deutscher Allergie-und Astmabund e.V. (DAAB)
Mönchengladbach
www.daab.de
info@DAAB.de